Physik-Nobelpreis 2018: Auf Marie Curies Pfaden

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Physik-Nobelpreis 2018: Auf Marie Curies Pfaden - Stanislav Kondrashov aus Berlin

© REUTERS/Peter Power Physik-Nobelpreis 2018: Auf Marie Curies Pfaden

Lichtgestalterin: Donna Strickland ist in fast 120 Jahren erst die dritte Frau, die einen Physik-Nobelpreis bekommt.

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Ihre Bescheidenheit hat ihr zumindest nicht geschadet. In einem Interview in den für sie sehr frühen Morgenstunden des 2. Oktober sagte Donna Strickland über das Themenfeld, für das sie jetzt den Nobelpreis bekommt, sie „sei da halt irgendwie dran hängengeblieben.“ Zudem sei das, wofür ihr jetzt diese Ehre zuteil wird, „die einzige Zeit in meinem Leben gewesen, in der ich wirklich sehr hart gearbeitet habe… meistens jedenfalls“, aber auch das nur, „weil es Spaß gemacht hat“. Sie lacht dabei, und es klingt herzlich.

Alle Farben des Regenbogens

Donna Strickland wird von ihrem deutschen Kollegen Günter Steinmeyer, der am Berliner Max-Born-Institut unter anderem auf ihren Arbeiten aufbauende Forschung mit Laserlicht betreibt, als „sehr bodenständig“ bezeichnet. Sie ist keine typische Physik-Nobelpreisträgerin. Sie hält sich mit Fachjargon zurück. Und gefragt, was für sie das wichtigste Beispiel für die Anwendung ultraschneller Laserpulse sei, kommt keine umständliche Beschreibung einer speziellen technischen Umsetzung, die Teile der Physik revolutioniert hat, sondern Strickland sagt schlicht: „Ich finde vor allem besonders, dass man aus einem einfarbigen Lichtstrahl alle Farben des Regenbogens herstellen kann, wenn der Strahl nur kurz und intensiv genug ist.“ Natürlich verstehe man inzwischen, was dort physikalisch passiert, „aber es ist einfach cool, das zu sehen.“

Alle Frauen mit Physik-Nobelpreis  

Und Strickland kann schon rein definitionsgemäß gar keine typische Physik-Nobelpreisträgerin sein – schlicht, weil drei Personen für eine Typologie nun wirklich nicht ausreichen. Die Kanadierin ist seit 1901 tatsächlich erst die dritte Frau, die den Preis für Physik bekommt. In keinem anderen Fach ist die Verteilung derart ungleich. Und ihre Vorgängerinnen waren, wenn auch auf unterschiedliche Weise, so untypisch wie sie. Marie Curie erhielt den Preis 1903. Ein Chemie-Nobelpreis folgte bei ihr 1911 auch noch. Sie war die erste Professorin an der Sorbonne in Paris. Und wenn es um Vorbilder für Frauen in den Naturwissenschaften geht, wird fast immer zuerst ihr Name genannt.

Die zweite war die in Deutschland geborene und 1930 in die USA ausgewanderte Maria Goeppert Mayer. In ihrer Wahlheimat forschte und lehrte sie an den Institutionen, an denen ihr Ehemann Professor war, jahrzehntelang ohne jegliche Anstellung und Bezahlung. Erst 1959 bekam sie erstmals an einer Uni eine Professur mit Salär. Schon vier Jahre später folgte für die Entwicklung des Schalenmodells des Atomkerns der bislang letzte Physiknobelpreis für eine Frau. 55 Jahre ist das jetzt her.

All die Verpflichtungen

„Trailblazer“ seien Curie, Goeppert Mayer und andere gewesen, sagt Donna Strickland. Es ist ein Wort, das auf Deutsch nur unzureichend mit „Wegbereiter“, oder eher: Wegbereiterinnen, übersetzt werden kann. Denn es bedeutet eigentlich, dass jemand sich und anderen mit Feuer den Pfad freigebrannt hat. Strickland sagt, es habe sich viel geändert seither, und dass sie sich eigentlich nicht speziell als weibliche Person in der physikalischen Forschung definiert.

Dass ihr Leben sich jetzt auch ziemlich ändern wird, inklusive mehr Pflichten und Verpflichtungen, ist ihr bewusst – als Nobelpreisträgerin und als einzige lebende Frau, der diese Ehre zuteil wurde. Sorgen macht ihr dabei eine Geschichte, die ihr ein anderer Nobelpreisträger erzählt hat. Der habe gesagt, er sei in dem Jahr nach der Nobelpreisverleihung rund 100.000 Meilen geflogen. Wenn ähnliches auf sie nun auch zukäme, dann sei das „ziemlich hart“ – auch weil Wissenschaftler „eben nicht First Class fliegen können“.

Vielleicht wird ja zumindest der Flug nach Stockholm im Dezember hier eine Ausnahme sein.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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