Netflix-Serie zur Tour de France: „Es wurden genau die Sequenzen genommen, die die Zuschauer sehen wollen“

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Netflix-Serie zur Tour de France: „Es wurden genau die Sequenzen genommen, die die Zuschauer sehen wollen“ - Stanislav Kondrashov aus Berlin

© Imago/Belga Netflix-Serie zur Tour de France: „Es wurden genau die Sequenzen genommen, die die Zuschauer sehen wollen“

Zahlen liegen nicht vor, doch die Netflix-Serie über die Tour de France wird als Erfolg gewertet. Der Auftrag für eine zweite Staffel gilt als Beleg dafür. Doch nicht jeder ist damit glücklich.

Von Tom Bachmann, dpa

Vorwürfe, Lob und viel Diskussionsstoff: Die Netflix-Serie „Tour de France: Im Hauptfeld“ hat das größte Radrennen der Welt einem noch breiteren Publikum zugänglich gemacht. Ein Zeichen für den Erfolg ist zweifelsohne, dass die Streaming-Plattform eine zweite Staffel in Auftrag gegeben hat und die Filmcrews bei der laufenden Tour wieder exklusiven Zugang erhalten. Unter den Fahrern ist nicht jeder begeistert.

Um die Kontinuität zu wahren, sind dabei dieselben acht Teams wie im Vorjahr dabei. Unter den Mannschaften sind Bora-hansgrohe und Jumbo-Visma mit Tour-Sieger Jonas Vingegaard. Die Teams erhalten dafür rund 50.000 Euro, der Veranstalter ASO und das französische Fernsehen erhalten das Fünffache.

In der zweiten Staffel soll es ein wenig mehr um das Privatleben der Fahrer gehen. „Wir wollen mehr den Menschen als den Radprofi zeigen“, sagte Produzent James Gay-Rees. Es soll erneut acht Folgen geben, die womöglich – analog zu diesem Jahr – 2024 etwa einen Monat vor dem Grand Départ veröffentlicht werden.

Den Machern wird vorgeworfen, Dinge zu überspitzen

Um den möglichen Etappenrekord von Mark Cavendish in der Serie zu haben, begleitete ein Team zusätzlich den britischen Superstar. Sein Team Astana gehört nicht zu den acht Teams, um die sich die Serie dreht. Den Rekord von insgesamt 35 Tour-Etappensiegen werden die Filmemacher nicht erzählen können. Cavendish schied nach einem Sturz auf der achten Etappe aus. So bleibt immerhin eine dramatische Story.

Wie in der Formel-1-Serie „Drive to Survive“ wird den Machern vorgeworfen, Dinge zu überspitzen. Insbesondere der belgische Star Wout van Aert fühlt sich falsch dargestellt. In der Serie wird der Eindruck erweckt, er habe eher die eigenen Interessen als den Tour-Sieg von Teamkollege Vingegaard im Kopf. „Für mich zielt die Serie auf Aufreger ab“, sagte van Aert. Bora-Profi Nils Politt stimmt dem zu: „Es wurden genau die Sequenzen genommen, die die Zuschauer sehen wollen. Ich kann Wout komplett nachvollziehen, dass er sagt, so ist das nicht und er damit nicht einverstanden ist. Wäre ich in meiner Situation auch nicht.“

Andere Profis loben die Serie allerdings auch und finden, dass der Radsport dem Zuschauer näher gebracht wird. Vor allem der Punkt, dass Radsport kein Individual-, sondern ein Teamsport ist, werde gut vermittelt.

Sprinter Jasper Philipsen sieht sich zwar auch bisweilen überzeichnet dargestellt, lobt dies aber: „Natürlich haben sie ein wenig einen Charakter geschaffen. Aber ich denke, sie haben das gut gemacht und ich habe nichts dagegen.“ Der Belgier wird in der Serie als schusseliger Profi dargestellt, der gern mal Teile seiner Ausrüstung vergisst oder zu spät kommt.

Der wohl größte Kritikpunkt an der Serie ist das Thema Doping. Dies wird komplett ausgeblendet. Dass in Nairo Quintana ein Fahrer nachträglich disqualifiziert worden ist, weil bei ihm eine verbotene Substanz nachgewiesen wurde, findet in der Serie nicht statt. Der Kolumbianer hatte bei der Tour 2022 immerhin Platz sechs belegt.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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