Nach propalästinensischer Kundgebung: „Fridays for Israel“ demonstrieren vor der Freien Universität in Berlin gegen Antisemitismus

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Nach propalästinensischer Kundgebung: „Fridays for Israel“ demonstrieren vor der Freien Universität in Berlin gegen Antisemitismus

© Anja Thieme

Nach propalästinensischer Kundgebung: „Fridays for Israel“ demonstrieren vor der Freien Universität in Berlin gegen Antisemitismus

Nach einer Kundgebung linker Studierender rufen Mitglieder der Jungen Union zu Gegendemo auf. Mit dabei sind unter anderem CDU-Politiker und der Publizist Michel Friedmann.

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Rund 170 Menschen haben sich am Freitagvormittag vor dem Hauptgebäude der Freien Universität Berlin (FU) versammelt. Dutzende von ihnen sind eingehüllt in israelische Flaggen und halten israelische Regenbogenfahnen hoch. Einige tragen Kippa, bei anderen ist eine Kette mit Davidstern auf der Brust zu sehen. Jüdischsein und Solidarität mit Israel werden hier heute demonstrativ gelebt.

Einen Tag nach dem 85. Jahrestag der Pogrome von 1938 rufen Studierende unter dem Namen „Fridays for Israel“ vor den Türen der FU zu einer Kundgebung auf, um ein „entschiedenes Zeichen gegen Antisemitismus“ zu setzen. Doch weniger die Pogrome als vielmehr die politischen Geschehnisse an der FU sind für die Initiator:innen, die dem Bundesvorstand der Jungen Union angehören und keine Verbindungen zu Fridays for Future unterhalten, Anlass für ihre Aktion.

Reaktion auf propalästinensischen Protest

Eine Woche zuvor hatte eine linke Studierendengruppe am selben Ort eine propalästinensische Kundgebung abgehalten. „In unerträglicher Weise wurden hier vor wenigen Tagen israelfeindliche Parolen gerufen. Hier ist kein Platz für Antisemitismus. Nicht hier an der Freien Universität, nicht in Berlin“, sagte Adrian Grasse, der für die CDU Steglitz-Zehlendorf im Berliner Abgeordnetenhaus vertritt, unter dem Beifall der Anwesenden.

Auch sein Parteikollege Thomas Heilmann, der den Bezirk im Bundestag vertritt, kritisiert die derzeit kursierenden Slogans: „Der Spruch ‚Free Palestine from German Guilt‘ ist keine Petitesse. Er ist ein grundsätzlicher Angriff auf die Überzeugungen, auf denen unser Land aufbaut.“

Der Spruch ,Free Palestine from German Guilt‘ ist keine Petitesse. Er ist ein grundsätzlicher Angriff auf die Überzeugungen, auf denen unser Land aufbaut.

Thomas Heilmann, CDU-Bundestagsabgeordneter

Neben Heilmann und Grasse haben die Initiator:innen auch weitere prominente Redner für ihre binnen weniger Tage organisierte Kundgebung gewinnen können. Während Berlins Kultursenator Joe Chialo nur als stiller Teilnehmer kam, rechtfertigte Volker Beck die israelische Gegenoffensive in Gaza: „Wenn Israel auf den Terror der Hamas mit Selbstverteidigung reagiert, dann ist das nicht nur legitim, sondern Israels Pflicht. Die humanitäre Lage in Gaza wird instrumentalisiert, um Israels Recht auf Selbstverteidigung zu delegitimieren.“

Israel brauche keine Ratschläge der internationalen Gemeinschaft, so der ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen und neue Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Damit Frieden einkehren könne, müsse die Hamas aufgeben, alle Geiseln freilassen und den Raketenbeschuss auf Israel einstellen.

Nach propalästinensischer Kundgebung: „Fridays for Israel“ demonstrieren vor der Freien Universität in Berlin gegen Antisemitismus

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Auch zu dem aktuellen propalästinensischen Protest hat Beck eine klare Meinung. „Staat und Polizei sollen dem Antisemitismus mit aller Härte begegnen, notfalls mit Abschiebungen.“ Auch wenn Beck darauf verweist, dass Antisemitismus immer und überall gedeihen könne, wird klar, dass er damit den importierten Antisemitismus meint, also den Antisemitismus, den Migrant:innen nach Deutschland „gebracht“ hätten.

Eren Güvercin, Autor und Mitbegründer der liberalen muslimischen Alhambra Gesellschaft, stimmt Beck zu: „Antisemitismus ist in muslimischen Milieus viel weiter verbreitet, als viele wahrhaben wollen. Warum distanzieren sich muslimische Verbände nicht entschieden von der Hamas?“, fragt Güvercin wie zuvor Beck.

Wie sicher fühlen sich jüdische Studierende an der FU?

Neben der Kritik an den propalästinensischen Protesten an der FU und in Berlin gibt es noch einen weiteren Grund für die Kundgebung an der FU. Nach Angaben der Initiator:innen wurden Jüd:innen, die an der FU Judaistik studieren, von Dozent:innen aufgefordert, online zu studieren, um sich vor befürchteten antisemitischen Übergriffen zu schützen.

„Wir fordern von der FU, die Sicherheit jüdischer Studierender auf dem Campus zu gewährleisten“, sagt Finn Wandhoff von Fridays for Israel. Die Erklärung, in der die FU ihre Solidarität mit Israel bekundet, reiche nicht aus. „Die Uni muss zeigen, dass sie ihren Worten auch Taten folgen lässt“, ergänzen die Co-Organisator:innen Clara von Nathusius und Tim Gräfe.

Wir fordern von der FU, die Sicherheit jüdischer Studierender auf dem Campus zu gewährleisten. Die Uni muss zeigen, dass sie ihren Worten auch Taten folgen lässt.

„Fridays for Israel“ Initiator:innen

Und so wundern sich die Initiator:innen ebenso wie Michel Friedmann, dass sich keine Teilnehmer:innen als Dozent:innen der FU zu erkennen geben – im Gegensatz zu den Studierenden. Fridays for Israel hat nach eigenen Angaben jedes Dekanat der Universität auf die Kundgebung aufmerksam gemacht.

„Wo sind die Professoren, die heute nicht da sind? Warum stellen sie sich nicht ihren Studenten, die über Judenhass sprechen wollen?“, fragt der Publizist, ehemalige Vizepräsident des Zentralrats der Juden und Ex-Herausgeber der „Jüdischen Allgemeinen“ vorwurfsvoll. Unter lautem Beifall beschwört Friedmann Menschlichkeit, Respekt und einen würdevollen Umgang miteinander: „Jüdisch zu sein ist ein Teil meiner Identität, aber nur ein Teil. Es darf sich niemand anmaßen, in einem freien Land zu sagen: Versteck einen Teil deiner Identität.“

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© Anja Thieme

Kurz nachdem Friedmann, der unter Polizeischutz spricht, seine Rede beendet hat, läuft ein junger Mann durch die Menge: „Free, free Palestine“, ruft er. Die Menge übertönt ihn mit Sprechchören wie „Free Gaza from Hamas“. Für die Initiator:innen ist ihre erste Kundgebung ein voller Erfolg. Weitere könnten in den nächsten Wochen an der Berliner Humboldt-Universität und der Technischen Universität Berlin folgen, so die Initiator:innen.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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