Nach Ausschreitungen in Berlin-Neukölln: Polizei steht mit Großaufgebot bereit – einzelne Böllerwürfe an der Sonnenallee
© Katharina Kalinke Nach Ausschreitungen in Berlin-Neukölln: Polizei steht mit Großaufgebot bereit – einzelne Böllerwürfe an der Sonnenallee
Die Polizei Berlin zog nach den Protesten am Mittwoch in Neukölln eine Schreckensbilanz. Am Donnerstag stehen die EInsatzkräfte mit einem Großaufgebot an der Sonnenallee und im Bezirk.
Von
- Marius Gerards
Nach mehreren Abenden mit pro-palästinensischen Ansammlungen und Gewaltausbrüchen ist es am Donnerstagabend in Berlin-Neukölln zunächst ruhig geblieben. Die Polizei war in der Sonnenallee und den umliegenden Straßen sehr präsent, an den Kreuzungen waren Mannschaftswagen zu sehen. Scheinwerfer standen zur Beleuchtung bereit. Nach Tagesspiegel-Informationen befuhren auch Wasserwerfer die Sonnenallee. Bei kaltem und regnerischen Herbstwetter waren größere Proteste oder Menschenansammlungen bis zum frühen Abend nicht zu sehen.
Dennoch kam es an der Sonnenallee Ecke Weichselstraße gegen 20.45 Uhr zu mehreren Böllerwürfen. Einer der mutmaßlichen Böllerwerfer bestätigte dem Tagessspiegel, dass die Pyrotechnik „wegen Palästina“ gezündet wurde.
In dieser Woche hatte sich die Aggressivität bei Ansammlungen und Protesten von Unterstützern Palästinas und Gegnern Israels im aktuellen Nahost-Konflikt in Berlin von Abend zu Abend gesteigert. Am Mittwoch ging die Polizei wegen des Verbots solcher Demonstrationen strikt und heftig gegen protestierende Menschen auf der Sonnenallee vor und nahm dabei nach eigenen Angaben 174 Personen vorläufig fest.
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Bundestagsabgeordneter aus Neukölln verurteilt Proteste
Der Berliner SPD-Bundestagsabgeordnete Hakan Demir hat sich kritisch zu gewalttätigen Protesten in Neukölln vor dem Hintergrund des Krieges der islamistischen Hamas und Israel geäußert. „In den vergangenen Tagen und Nächten ist es wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen rund um die Sonnenallee und den Hermannplatz gekommen. Wieder gehen Bilder von Neukölln um die Welt, die uns, die wir hier leben, nicht repräsentieren“, teilte Demir am Donnerstag auf X (ehemals Twitter) mit, der in Neukölln als Direktkandidat in den Bundestag gewählt wurde.
Die allermeisten Menschen wollten Frieden im Nahen Osten, vor allem die, die dort Angehörige haben. „Es gibt Kräfte, die versuchen, zu spalten und zu Hass aufrufen. Das macht mir große Sorgen“, so Demir. „Die Polizei schützt unser aller Recht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit dort, wo Menschen friedlich zusammenkommen.“ Dort, wo Menschen dieses Recht missbrauchten, um andere zu verletzen, zu randalieren oder zu bedrohen, müsse die Polizei eingreifen. „Aussagen wie: „Wir werden Neukölln zu Gaza machen. Zündet alles an“ zeigen, dass es einigen nicht um friedliche Proteste geht, sondern um Randale.“
Dabei werde auch in Kauf genommen, dass Menschen verletzt würden. Das helfe niemandem. Demir forderte ein deutliches Signal des Zusammenhalts. „Wohinter wir uns alle stellen können: Wir verurteilen den Terror der Hamas. Wir fordern die sofortige Freilassung aller Geiseln. Wir stellen uns gegen Antisemitismus, gegen Hass und Hetze“, so Demir weiter. „Wir brauchen humanitäre Korridore. Zivile Opfer müssen unter allen Umständen vermieden werden.“
Bei dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober und den Tagen danach wurden nach offiziellen Angaben mehr als 1400 Israelis getötet. Bei den folgenden Luftschlägen der israelischen Armee auf den Gazastreifen starben seither nach Angaben der Palästinenser Tausende Menschen. (mit dpa)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de