„Mauern einreißen“: Katholische Gemeinschaft kommt erstmals zu Friedenstreffen in Berlin zusammen
© dpa/Frank Hammerschmidt „Mauern einreißen“: Katholische Gemeinschaft kommt erstmals zu Friedenstreffen in Berlin zusammen
Im September werden 2500 Menschen zum Friedenstreffen der Gemeinschaft von Sant Egidio in Berlin erwartet. Es soll auch um die Situation in der Ukraine gehen.
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Papst Johannes Paul II. gründete es 1986 in Assisi, nun – 37 Jahre später – findet das internationale Friedenstreffen der katholischen Gemeinschaft von Sant Egidio zum ersten Mal in Berlin statt: Die 1968 gegründete katholische Laienbewegung erwartet vom 10. bis 12. September rund 2500 Teilnehmer, die sich bei Podiumsdiskussionen und Friedensgebeten mit dem Thema „Den Frieden wagen“ auseinandersetzen werden.
„Berlin ist die Stadt, wo die Mauern gefallen sind – das ist eine optimale Voraussetzung, wenn wir sagen können, dass wir in einer Stadt sind, die der Welt bewiesen hat, dass man Mauern nicht nur bauen, sondern auch einreißen kann“, sagte der Präsident der Gemeinschaft von Sant Egidio, Marco Impagliazzo, der am Montagabend zusammen mit den Berliner Bischöfen Christian Stäblein und Heiner Koch das Programm des Treffens vorstellte.
Berlin habe 1989 bewiesen, dass eine vereinte Welt ohne Mauern möglich sei. „Damals glaubte fast niemand daran, und trotzdem ist es passiert“, sagte Impagliazzo. Am Friedenstreffen teilnehmen werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), aber auch der israelische Oberrabbiner David Lau und der Großscheich und Imam der Kairoer Al-Azhar-Moschee, Ahmad Al-Tayyib. Er gilt als eine der wichtigsten religiösen Autoritäten im sunnitischen Islam.
Ein Thema des Treffens im September wird auch die Situation in der Ukraine sein. Schon 2022 habe man einen „Schrei nach Frieden“ des ukrainischen Volks transportiert. „Die Frage, die wir uns stellen, ist: Haben wir den Frieden gesucht?“, sagte Impagliazzo. „Religion ist dann Religion, wenn sie Frieden sucht und Frieden ermöglicht“, sagte Stäblein, der zugleich deutliche Kritik an der russisch-orthodoxen Kirche übte: „Wer den Angriffskrieg Russland gegen die Ukraine legitimiert, verfehlt den Auftrag des Evangeliums.“
Wie Impagliazzo sagte, werde kein russisch-orthodoxer Bischof an dem Treffen teilgenommen. In Rom 2022 habe ein Bischof der russisch-orthodoxen Kirche am Treffen teilgenommen, ohne sich an einem Podium zu beteiligen.
Der katholische Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, erklärte, er sei dankbar, dass Sant Egidio mit seinem Kongress nach Berlin komme: „Gesellschaften können sich nicht friedlich entwickeln, Staaten und Völker nicht in einem guten Einvernehmen lebe, wenn sich die Religionen nicht um ein Gemeinwohl kümmern, das die Anders- und Ungläubigen, die Nachbarn und die Fremden diesseits und jenseits der staatlichen Grenzen einbezieht.“
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de