Marius Gersbeck bei Hertha kaum noch haltbar: Er sollte das perfekte Match sein
© IMAGO/Matthias Koch Marius Gersbeck bei Hertha kaum noch haltbar: Er sollte das perfekte Match sein
Der Berliner Marius Gersbeck sollte für die neue Hertha stehen. Nach einer mutmaßlich schweren Attacke hat der Torwart wohl keine Zukunft mehr beim Zweitligisten.
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Er war das perfekte Match für Hertha BSC. Sportlich solide, ein Torwart, der weiß, was in der Zweiten Liga auf einen zukommt. Vor allen Dingen aber war er der ideale Charakter. Marius Gersbeck ist in Berlin geboren und aufgewachsen, als Kind und Teenager weinte oder brüllte er vor Ärger oder Freude im Olympiastadion und auch auswärts, wenn seine Hertha spielte. Die Ultras schüchterten ihn nicht ein, im Gegenteil, er stand mit ihnen im Block.
So ein Mann, das war sicher auch die Überlegung des ehemaligen Ultra-Capos und heutigen Hertha-Präsidenten Kay Bernstein, ist perfekt für diese Hertha, die wieder mehr Berlin sein will. Gersbeck sollte nicht nur das Tor sauber halten, sondern eine Vermittlerrolle zwischen Mannschaft und Fans einnehmen.
Seit dem vergangenen Wochenende könnte das perfekte Match schon wieder Vergangenheit sein. Auch wenn Hertha BSC am Montag in einem Statement noch zurückhaltend reagierte. „Marius Gersbeck ist gestern aus dem Trainingslager abgereist. Sportliche Leitung und Geschäftsführung werden die Situation nun unter Berücksichtigung der laufenden Ermittlungen gemeinsam intern auswerten“, teilten die Berliner am Montag mit. „Aufgrund der derzeit laufenden Ermittlungen werden wir uns in diesem Sachverhalt nicht weiter äußern und bitten um Verständnis.“
Gersbeck, der erst zu dieser Saison vom Karlsruher SC für 300.000 Euro gekommen war, soll am frühen Sonntagmorgen beim Trainingslager im Salzburger Land in Österreich einen 22 Jahre alten Einheimischen so schwer verprügelt haben, dass dieser ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.
Wie die „Bild“-Zeitung berichtete, soll Gersbecks Opfer bei dem Angriff mindestens einen Zahn verloren haben, dazu soll er einen Nasenbeinbruch erlitten haben. Er wird derzeit im Tauernklinikum in Zell am See behandelt und gilt laut Polizei als noch nicht vernehmungsfähig. Weitere Details zu dem Vorfall sind bislang nicht bekannt. Gersbeck befand sich am Sonntag für kurze Zeit in polizeilichem Gewahrsam und trat bereits am selben Tag die Heimreise nach Berlin an.
Für Hertha BSC und Präsident Kay Bernstein ist der Fall ein weiterer harter Schlag. Neben der sportlichen Misere hatte der Klub zuletzt immer wieder Probleme mit seinem Spielerpersonal. So hatte es im vergangenen Jahr viel Unruhe um Torhüter Rune Jarstein gegeben, der Torwarttrainer Andreas Menger beleidigt haben soll und von Hertha daraufhin entlassen worden war. Und erst vor wenigen Monaten war Spieler Ivan Sunjic wegen respektlosen Verhaltens gegenüber dem Trainerteam suspendiert worden.
Sunjic galt in Fankreisen als Beleg für den Niedergang von Hertha BSC. Ein Spieler, so die Sicht von Teilen des Anhangs, der nur für Hertha spielt, weil er dafür bezahlt wird, nicht aber, weil er sich mit Hertha und den Fans identifizieren kann. Insofern war Marius Gersbeck ein Sunjic-Gegenentwurf. Nun droht auch dem Spieler der Rauswurf, der wie kein anderer für Herthas neue Ausrichtung stand.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de