Mach’s gut, Loretta am Wannsee! : Der Kater nach der letzten Runde im Biergarten-Klassiker
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Mach’s gut, Loretta am Wannsee! : Der Kater nach der letzten Runde im Biergarten-Klassiker
Ob der berühmte Biergarten am Wannsee wohl jemals wieder öffnet? Wie sah das Panorama vor 100 Jahren aus? Und wer war noch mal „Loretta“?
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Diese Gaststätte mit Blick auf die BVG-Fähre war ein echter Klassiker. Ganze Ausflugskarawanen pilgerten im engen West-Berlin nüscht wie raus nach Wannsee. Die Biergärten am Wasser: Wirtshaus Pfaueninsel, Moorlake, Nikolskoe – und vorn am S-Bahnhof lag Loretta. 1200 Plätze hatte der Biergarten zum Schluss. Das Bier war teuer, das Essen nicht so dolle, aber schön war das Ambiente eigentlich immer.
Ein herrlicher Biergarten halt – ein Glücklicher, wer im heißen Sommer unter den mächtigen Bäumen Abkühlung fand und verschnaufen konnte! (Und die letzte Wannsee-Fähre nicht verpasste, weil man die Zeit im Biergarten verschnattert hat…) Aus. Vorbei.
Vor über 100 Jahren war der „Loretta-Hügel“ bereits ein Ausflugsziel. Dort stand der Kaiserpavillon – „ein eindrucksvoller Jahrhundertwendebau. Vom umlaufenden Balkon bot sich den Gästen des Ausflugslokals eine majestätische Sicht über den Großen und Kleinen Wannsee“, schrieb mal der Tagesspiegel. Hier eine 100 Jahre alte Postkarte mit Blick aus dem Pavillon.
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Das alles ist nun vorbei, letzte Woche stand es kurz im Tagesspiegel. „Schweren Herzens müssen wir euch mitteilen, dass unser geliebtes Loretta am Wannsee seine Türen schließen wird“, teilten die Betreiber mit. Nach 14 Jahren sei der Betrieb nicht mehr rentabel.
„Stark gestiegene Kosten für Energie, Miete und Waren sowie erhebliche Personalprobleme“ machten es unmöglich, „den Betrieb in gewohnter Qualität aufrechtzuerhalten“. Humoriger Kalauer zum Abschied: „Irgend Wannsee’hn wir uns wieder …“ Und seitdem trauern viele um diese Biergarten-Institution im Berliner Südwesten.
Nach Kriegsschäden wurde der Pavillon in den 60ern abgerissen. In den 70ern übernahm Klaus Wehler das Grundstück und gründete die Institution „Loretta am Wannsee“.
Wehler war auch Betreiber des Biergartens „Loretta im Garten“, umgangssprachlich „Loretta an der Lietzenburger“ genannt, das 2007 geschlossen worden ist.
Kleines Berlin-1×1 zum Namen aus dem Jahr 2010: „Die Herkunft des Namens ist Legende. Loretta soll ein Wilmersdorfer Original gewesen sein. Eine Wirtin, die einst ihre Gäste selbst tief in der Nacht noch bekochte.“ Ob wohl jemand den berühmten Namen weiterbetreibt?
Ein Copyright soll’s nicht geben, wie es nach dem Eigentümerwechsel vor 14 Jahren hieß. Der damalige Besitzer zog weiter und gründete das „Loretta Kohlhasenbrück“ – auch das liegt in Wannsee.
Eigentümer soll übrigens der mächtige Berliner Immobilien-König Harald Huth sein (Mall of Berlin, Schloss Steglitz, Fußgängerzone Alt-Tegel, Wannsee-Terrassen ff.)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de