Jagd auf Tintenfische: Fangquoten steigen drastisch

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Jagd auf Tintenfische: Fangquoten steigen drastisch

© Getty Images/Kativ Jagd auf Tintenfische: Fangquoten steigen drastisch

Eigentlich sind Tintenfische vor Überfischung geschützt. Doch die Regeln gelten nur in bestimmten Meeresregionen. Außerhalb werden immer mehr gefangen.

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In Küstenregionen gelten für Tintenfische Fangquoten, zu deren Schutz. Aber auf hoher See, wo es bislang keine Regularien gab, wurden in den vergangenen Jahren immer mehr Kopffüßer aus den Meeren geholt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung eines Forschungsteams um Katherine Seto von der University of California in Santa Cruz in der Zeitschrift „Science Advances“.

Die Gruppe hatte auf Satellitenbildern die Lichter ausgewertet, mit denen Schiffe in der Nacht Tintenfische anlocken. Die so gefangenen Tiere werden tiefgefroren und etwa als „Calamares“ in mitteleuropäischen Supermärkten verkauft. In den vier untersuchten Regionen der Weltmeere wurden allein im Jahr 2020 an rund einer Viertel Million Schiffstagen Tintenfische gejagt, ergab die Studie.

250.000

Schiffstage wurde allein im Jahr 2020 Jagd auf Tintenfische gemacht.

Dieser Wert hatte 2017 noch bei 149.000 Schiffstagen gelegen, ein Anstieg um 68 Prozent in nur vier Jahren. Vor den Küsten Argentiniens, Brasiliens und Japans veränderte sich die Aktivität der Tintenfisch-Fangflotten den Satellitendaten zwar kaum und ging sogar leicht zurück, nahm aber vor Peru und Ecuador, sowie im Nordwesten des Indischen Ozeans rasant zu.

Ausbeutung auf hoher See

86 Prozent der Tintenfischfangflotten wurden in Meeresregionen gesichtet, in denen der Fang von Tintenfischen nicht kontrolliert wird, also außerhalb der 200-Seemeilen-Zonen, in der die jeweiligen Anrainer-Staaten die Ausbeutung der wirtschaftlichen Ressourcen kontrollieren dürfen. Diese internationalen Gewässer können daher leicht übernutzt werden, Schäden an den Ökosystemen sind möglich. Probleme haben aber auch viele Küstenländer, weil viele Tintenfische weite Strecken wandern und ihnen so vor der eigenen Wirtschaftszone weggefangen werden können.

Mit Hilfe des über Satelliten arbeitenden Automatischen Identifikationssystems AIS, mit dem kommerzielle Schiffe auf internationalen Routen ab einer Größe von 300 Bruttoregistertonnen ausgerüstet sein müssen, konnte die Gruppe um Katherine Seto allerdings weniger als die Hälfte der Tintenfisch-Fangschiffe identifizieren, weil mehr als 60 Prozent der Schiffe ihr AIS ausgeschaltet hatten. Mehr als 90 Prozent davon waren in China registriert.

„Diese dramatische Entwicklung zeigt, dass wir diese unregulierte Fischerei besser als bisher kontrollieren müssen“, sagt der Meeresbiologe Henning von Nordheim von der Universität Rostock und ehemaliger Abteilungsleiter im Bundesamt für Naturschutz. „Das gerade von den Vereinten Nationen vereinbarte Abkommen über den weltweiten Schutz der Biodiversität der Hoch- und Tiefsee gibt uns dafür nicht nur Rückenwind, sondern auch den Auftrag“.

Tintenfische im Hochseeabkommen noch nicht berücksichtigt

So könnte auch verhindert werden, dass Küstenfischern die Meerestiere von den große Flotten weggefangen werden oder die Regionen neben bestehenden Meeresschutzgebieten leergefischt und in Mitleidenschaft gezogen werden.

Dabei könnte sich das nagelneue UN-Abkommen zum Schutz der Hohen See sogar auf ein vorhandenes Regelwerk stützen. Seit 1995 haben die Vereinten Nationen ein Übereinkommen, das die Fischbestände in internationalen Gewässern stabil halten und die Meeresökosysteme dort schützen soll. Unter diesem Dach entstanden weltweit bereits 17 regionale Fischerei-Management-Organisationen (RFMO), in denen alle Beteiligten zusammenarbeiten.

Diese RFMOs funktionieren sehr unterschiedlich, einige bestehen fast nur auf dem Papier. „Besonders gut klappt es in der North East Atlantic Fisheries Commission NEAFC, die alle Fischereien in Hochseegebieten zwischen dem Mittelatlantischen Rücken und den europäischen Atlantikküsten vom Süden Spaniens bis zum Nordpol koordiniert“, erklärt Henning von Nordheim. Dort arbeitet die Fischerei-Industrie sehr gut mit, um die Bestände und damit die Fänge in diesem Gebiet zu sichern.

Allerdings haben die allermeisten dieser RFMOs nur die Fische, nicht aber Kopffüßer im Blick. „Neben einer Ausweitung auf Tintenfische, andere Weichtiere und Krebse sollten die RFMOs daher generell auf den Prüfstand, um ihre Arbeit zu optimieren“, meint Henning von Nordheim. „In den Gebieten, in denen noch keine RFMOs vorhanden sind, sollten sie sehr bald gegründet werden.“

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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