Intervallfasten versus Kalorienzählen: Der Erfolg ist in etwa gleich groß
© Getty Images/David Malan Intervallfasten versus Kalorienzählen: Der Erfolg ist in etwa gleich groß
Intervallfasten ist eine beliebte Form der Diät, denn es verspricht Gewichtsverlust, ohne dabei Kalorien zählen zu müssen. Doch wie wirksam ist die Methode wirklich und was trägt zu ihrem Erfolg bei?
Von Luisa Heyer, dpa
Kalorien zählen oder Intervallfasten – welche Diät führt eher zum Erfolg? Ein Forschungsteam der University of Illinois Chicago hat herausgefunden, dass fettleibige Erwachsene mit beiden Methoden ähnlich viel Gewicht verlieren können. Ihre Studie veröffentlichten die Forscher im Fachjournal „Annals of Internal Medicine“.
Fettleibigkeit ist ein großes Gesundheitsproblem. Um Gewicht zu verlieren, setzen viele herkömmliche Diäten auf das Zählen von Kalorien – und die Begrenzung der Zufuhr. Doch das kann mühsam und für viele Menschen auch schwierig zu bewerkstelligen sein. Dahingegen ist intermittierendes Fasten – auch Intervallfasten genannt – zu einer beliebten Abnehmstrategie geworden. Statt Kalorien zu zählen, muss man seine Mahlzeiten nur in einem bestimmten Zeitfenster am Tag einnehmen. In der Studie waren es acht Stunden. Danach wird gefastet.
Essen nur zwischen 12 und 20 Uhr
Studien haben bereits gezeigt, dass fettleibige Menschen, die ihre Essensaufnahme auf eine Zeit von sechs bis acht Stunden am Tag begrenzen, bis zu 500 Kalorien weniger aufnehmen und Gewicht verlieren. Allerdings waren die meisten dieser Studien nur für einen kürzeren Zeitrahmen angesetzt und untersuchten die Wirksamkeit von Intervallfasten in Verbindung mit Kalorienzählen.
4,6Kilogramm nahmen die intervallfastenden Teilnehmenden in zwölf Monaten ab.
Ob Intervallfasten über eine längere Zeit auch ohne Kalorienzählen zum Gewichtsverlust führt und ob es wirksamer ist als eine kalorienreduzierte Ernährung, hat das Team um Shuhao Lin von der University of Illinois Chicago nun untersucht. Über einen Zeitraum von zwölf Monaten beobachteten die Forscher eine ethnisch diverse Gruppe von fettleibigen Erwachsenen aus dem Großraum Chicago.
Per Zufallsprinzip wurden 90 Probanden, die im Schnitt rund 100 Kilo wogen, in drei gleichgroße Gruppen eingeteilt. Teilnehmer der ersten Gruppe sollten zunächst sechs Monate intervallfasten und durften dabei nur acht Stunden (von 12 bis 20 Uhr) etwas essen. Sie mussten keine Kalorien zählen.
Dahingegen mussten die der zweiten Gruppe jeden Tag 25 Prozent ihrer ursprünglichen Kalorienzufuhr einsparen. Die Kontrollgruppe durfte jeden Tag zehn oder sogar mehr Stunden wie gewohnt essen. Vier bis fünf Probanden pro Gruppe brachen die Studie im Lauf der Zeit ab, so dass 77 Probanden übrigblieben.
Beratung verstärkt Effekt
Während sich die Probanden aus den Testgruppen (Intervallfasten und Kalorienrestriktion) regelmäßig mit einem Ernährungsberater trafen, erhielt die Kontrollgruppe keine derartige Unterstützung. Alle sollten sich genauso viel bewegen wie zuvor, um einen Einfluss durch Sport auszuschließen. Nach sechs Monaten folgte eine ebenso lange sogenannte Konsolidierungsphase mit einer Lockerung der Regeln. Teilnehmer der ersten Gruppe durften täglich über zehn Stunden hinweg essen. Die der zweiten durften so viele Kalorien aufnehmen, wie ihr Körper Berechnungen zufolge verbrauchte.
Im Vergleich zur Kontrollgruppe hatten die Probanden der Intervallfasten-Gruppe am Ende der Studie durchschnittlich 4,6 Kilogramm abgenommen, die kalorienzählenden Probanden 5,4 Kilogramm. Dieser Unterschied sei statistisch nicht signifikant, schreibt das Team. Beide Diäten führten demnach zu ähnlichen Ergebnissen.
Die Studie habe im Vergleich zu einer ähnlichen, kürzeren Untersuchung recht hohe Gewichtsverluste durch Intervallfasten erbracht, kommentieren Adam Gilden und Victoria Catenacci von der University of Colorado. Dies sei wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Teilnehmer in Lins Studie hinsichtlich ihrer Ernährung besser beraten worden seien. Intervallfasten könne also sehr effektiv sein, wenn es dazu noch eine Beratung zum Essen gesünderer Lebensmittel gebe.
Was kann die Medizin aus der Studie von Lin und Kollegen lernen? Laut Gilden und Catenacci zeigt die Studie, dass Intervallfasten nicht wirksamer ist als herkömmliches Kalorienzählen. Anstatt einem Patienten also eine bestimmte Diät zu verschreiben, die allgemein als besonders wirksam gelte, sollten die individuellen Präferenzen und Essgewohnheiten des Patienten bei der Ernährungsumstellung berücksichtigt werden. Außerdem nahmen die Probanden auch innerhalb der Intervallfasten- und der Kalorienrestriktions-Gruppe unterschiedlich stark ab. Weitere Untersuchungen seien daher erforderlich, um zu verstehen, für wen welche Diät besonders geeignet sei.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de