Große Fragen, kluge Köpfe: Olympia ja oder nein, Herr Hanning?
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Große Fragen, kluge Köpfe: Olympia ja oder nein, Herr Hanning?
Wer soll Olympische Spiele denn ausrichten, wenn nicht wir? Wir müssen aufhören, uns kleinzumachen.
Ein Gastbeitrag von
„Deutsche Olympiabewerbung – ja oder nein?“ Allein die Frage treibt mir die Zornesröte ins Gesicht. Es wird mal wieder gezetert und gezaudert, gezögert und geziert. Doch, ganz ehrlich, ich kann diese Verzagtheit in unserem Land nicht mehr hören. Wohin man guckt: Das Glas ist halb leer statt halb voll. Ich frage Sie: Was kann uns denn Besseres passieren als eine gemeinsame Kampagne für die Ausrichtung der Sommerspiele 2036 oder 2040?
Eine deutsche Olympiabewerbung wäre nach Jahren der Stagnation ein klares, längst überfälliges Bekenntnis. Ein Bekenntnis zum Leistungssport! Ein Bekenntnis zum Breitensport! Und sie wäre darüber hinaus auch eine riesengroße Chance für ein neues Miteinander in unserer Gesellschaft. Kaum noch Medaillen, keine vernünftige Förderung, immer weniger Leistungsbereitschaft: Der deutsche Sport, machen wir uns nichts vor, liegt am Boden. Ein Leuchtturmprojekt wie Olympia wird dringend benötigt, um dem Sport wieder ein vernünftiges Gewicht in Deutschland zu geben.
In der öffentlichen Debatte wird ständig von Kosten und Risiken gesprochen, doch die Ausrichtung von Olympischen Spielen bei uns im Land würde unsere Kinder und Jugendlichen wieder mehr für Bewegung begeistern. Sie würde die eingeschlafene Lust am Wettstreit neu entfachen und ein Fundament für künftige Generationen gießen. Bürokratisierung, Einwanderung, Digitalisierung, Wohnungsbau – Probleme, wo man hinschaut. Wir diskutieren und debattieren in Endlosschleife, ohne die Dinge von hinten raus zu denken. Es wird höchste Zeit, dass uns mal wieder ein Großprojekt gelingt. Wir brauchen ein Ziel, hinter dem sich das Land versammeln kann. Eine deutsche Olympiabewerbung bietet die perfekte Gelegenheit dazu.
Natürlich würde eine solche Veranstaltung auch helfen, unsere maroden Sportstätten wieder auf Vordermann zu bringen. Schauen Sie sich nur unseren Olympiastützpunkt in Hohenschönhausen an. Unser geliebtes Sportzentrum, wo Spitzensport gezielt gefördert werden soll, wo Olympiasieger von morgen geformt werden, ist längst ein Sanierungsfall – damit aber nur ein Beispiel von Hunderten in Deutschland. Und nicht zuletzt könnten wir mit der Austragung Olympischer Spiele zeigen, wozu wir als Gesellschaft fähig sind.
Fußball-WM in Katar? Zu steril. Winterspiele in Peking? Zu teuer. Und bloß keine Sportveranstaltung in Saudi-Arabien! Im Meckern sind wir Weltmeister. Es ist an der Zeit, der Welt zu beweisen, dass wir es auch selbst können. Und zwar auf unsere Art. Weg vom Gigantismus, hin zu nachhaltigen, ökologischen Spielen. Getragen von einer Welle der Begeisterung, ohne milliardenschwere weiße Elefanten.
Wer soll Olympische Spiele denn ausrichten, wenn nicht wir? Wir müssen aufhören, uns kleinzumachen. Groß denken, muss ab jetzt in Sachen Olympia die Devise lauten. Wir haben die Chance, uns der Welt zu präsentieren. In unruhigen und beunruhigenden Zeiten könnten wir die Welt zu uns einladen – und damit ein ganz wunderbares Zeichen setzen. Ein Zeichen des Miteinanders und der Versöhnung nach außen, aber auch ein Zeichen der Einigkeit nach innen. Denn, machen wir uns nichts vor: Die Wahrnehmung von Deutschland im Ausland ist – und wenn ich ehrlich bin, kann ich es verstehen – katastrophal.
100 Jahre nach den Nazispielen von Berlin halte ich unsere Stadt für den optimalen Ort, die Welt als herzlicher, zugewandter Gastgeber zu empfangen. Dabei sehe ich Berlin keinesfalls als alleinige Ausrichterstadt, sondern eher als Kern einer gesamtdeutschen Bewerbung. Dass man beispielsweise auf dem Wannsee keine Segelwettbewerbe durchführen kann, darüber sind wir uns einig. Deswegen, mein Rat an (Sport-)Deutschland mit all seiner Vielfalt und all seiner Power: Lasst uns unsere Kräfte bündeln und mit einer Olympiabewerbung ein gemeinsames Statement abgeben. Packen wir es an – die Zeit ist reif!
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de