Gesundheitsgefahr im Bestand: Berlin hat 2022 mehr als 11.000 Wohnungen mit Asbestverdacht gekauft
© imago images/Jürgen Ritter Gesundheitsgefahr im Bestand: Berlin hat 2022 mehr als 11.000 Wohnungen mit Asbestverdacht gekauft
Von den Ankäufen der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften könnte ein großer Teil schadstoffbelastet sein. Die Sanierung hingegen zieht sich hin.
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Berlins landeseigene Wohnungsbaugesellschaften haben im vergangenen Jahr knapp 11.600 Wohnungen von privaten Eigentümern angekauft, die asbestbelastet sind oder bei denen der Verdacht darauf besteht. Das geht aus der Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf eine Anfrage des Abgeordneten Andreas Otto (Grüne) hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt. Zunächst hatte darüber die „Berliner Morgenpost“ berichtet.
Insgesamt befinden sich damit derzeit mehr als 55.000 sicher oder potenziell belastete Wohnungen im Bestand der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften Degewo, Gesobau, Gewobag, Howoge, Stadt und Land und WBM, sowie der Berlinovo. Das entspricht rund jeder siebten der gut 350.000 Wohnungen im Bestand des Landes.
Am größten ist die Zahl der potenziell gesundheitsgefährdenden Wohneinheiten demnach bei der Degewo. Inklusive Verdachtsfälle fallen mehr als 26.700 Wohnungen unter diese Kategorie. Dahinter folgt die Gewobag mit 12.700 Asbestwohnungen.
Gesobau hat keine flächendeckenden Gutachten zum Asbest-Problem
Zwar versuchen die Gesellschaften, ihren Bestand zu sanieren, doch das erweist sich als aufwendig. Im vergangenen Jahr konnten laut Statistik insgesamt 4788 Wohnungen asbestsaniert werden. Allerdings fiel die Zahl nur so hoch aus, weil sich bei vielen Einheiten im Bestand der Gewobag bei Untersuchungen herausstellte, dass sie nicht belastet waren.
Insgesamt könnte die Zahl belasteter Wohnungen jedoch höher liegen, denn die Gesobau teilte mit, nicht über flächendeckende Gutachten zu verfügen. Den Mietern werde jedoch eine professionelle Betreuung zugesichert, sollten diese einen Schadstoffverdacht melden.
Grünen-Politiker Otto ärgert dieses Vorgehen: „Im Umkehrschluss heißt das, für das Auffinden von Asbest in den Wohnungsbeständen sind die Mieter zuständig. Herzlichen Glückwunsch an die Gesobau zu diesem gelungenen Outsourcing.“
Dies zeuge von „großer Ignoranz gegenüber dem Thema“. Der Senat dürfe das nicht durchgehen lassen.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de