Formel E in Berlin: Die Stadt hat alles, was diese Serie braucht
© imago/Andreas Beil/imago/Andreas Beil Formel E in Berlin: Die Stadt hat alles, was diese Serie braucht
Das Rennwochenende der Formel E in Berlin ist beendet. Der Standort am Tempelhofer Feld hat wieder überzeugt. Auch weil er zwei Dinge liefert: Bilder und Geld.
Lutz Leif Linden kam praktisch direkt von der Automesse Shanghai in Berlin eingeflogen. Der Generalsekretär des Automobilclub von Deutschland (AvD) stand am Sonntag auf der überdachten Terrasse des mondänen VIP-Bereiches der Formel-E-Strecke am Tempelhofer Feld. Er nippte mit Blick auf das kurvige Asphaltband am Cappuccino und sagte: „Die Formel E muss in Berlin bleiben. Und China muss wieder in den Renn-Kalender aufgenommen werden.“
Doch ist Berlin der richtige Ort für die Formel E? Und ist die Formel E das Richtige für Berlin? Für den Formel-E-Sportchef Alberto Longo sind diese Fragen beantwortet. Der Schweizer sagt: „Deutschland ist absolut ein Schlüsselmarkt für uns. Wir haben hier viele Partner, nicht nur Autohersteller, sondern auch kommerzielle Partner. Und Berlin-Tempelhof ist sehr attraktiv für das Publikum.“
Die Formel E muss in Berlin bleiben.
Lutz Leif Linden, über die Bedeutung von Berlin als Renn-Standort
Samstag, bei strahlendem Sonnenschein, meldete die Formel E: ausverkauft. 14.000 Besucher waren gekommen. Am mal regnerischen, mal sonnigen Sonntag war das Interesse etwas geringer, blieben einige Tribünenplätze leer. „Trotzdem“, erklärte Motorsport-Experte Christian Danner im Tagesspiegel-Gespräch „passen die Formel E und Berlin hervorragend zusammen“.
Die Planungen für die neue Saison laufen bereits an
Mit den beiden WM-Läufen in Tempelhof hat die Formel E die Saisonhalbzeit erreicht. Acht von 16 Rennen sind absolviert. In Berlin siegten Mitch Evans (Jaguar) am Samstag und Nick Cassidy (Envision Racing) am Sonntag. Für den deutschen WM-Spitzenreiter Pascal Wehrlein im Porsche reichte es nur zu den Rängen sechs und sieben. Dennoch verteidigte er seine WM-Führung.
Wichtiger als WM-Spitzenreiter sind für die Formel E die Planungen für die Zukunft. Mit Berlin wollen die Macher um Formel-E-CEO Jamie Reigle verlängern. Im Juni soll der Renn-Kalender für 2024 vorgestellt werden. Verhandelt wird aktuell mit Los Angeles. Auch lebt weiterhin der Traum der Formel E, endlich ein Rennen in Japan zu veranstalten. Problem: Mit Toyota hat der mit Abstand wichtigste Automobilkonzern Japans bisher kein Interesse an der Formel E.
14.000Zuschauer besuchten am Samstag das Formel-E-Rennen in Berlin.
In China soll nach der Corona-Zwangspause auch wieder gefahren werden: trotz der politischen Großwetter-Lage. AvD-Chef Linden unterstützt dieses Ansinnen: „China ist schon jetzt der größte Absatzmarkt der Automobil-Industrie weltweit. Dort muss die Formel E präsent sein.“ Danner sieht es ebenso: „China gehört zurück in den Renn-Kalender.“ Jährlich liegt dort die Zulassungsrate für E-Autos zwischen acht und neun Millionen.
Die Formel E zahlt im nunmehr neunten Jahr ihres Bestehens die zweithöchsten Fahrergehälter im Motorsport-Bereich, nur die Formel 1 zahlt mehr. Ein Jahressalär von um eine Million Euro ist nicht unüblich. Dieses Geld muss erwirtschaftet werden. Für die Formel E geht es dabei ganz stark um zwei Dinge: Bilder und Geld.
China gehört zurück in den Renn-Kalender.
Christian Danner, Motorsport-Experte
Bilder, weil Formel-E-Rennen an ikonischen Orten dieser Welt die Bekanntheit steigern. Deshalb gab es im Februar zum Beispiel das erste Rennen mitten in Kapstadt: Meer, Tafelberg, Formel-E-Bolide. Bilder mit diesem optischen Dreiklang schaffen Bekanntheit rund um den Globus. Da ist auch zu verschmerzen, dass Südafrika in Sachen E-Mobilität völlig rückständig ist.
Geld, weil E-Autos verkauft werden sollen. In Märkten, die schon existieren und funktionieren – oder zumindest Potenzial haben. Deshalb wird in Indien und Indonesien gefahren. Auch ohne ikonische Bilder.
Berlin bietet jedoch beides: Geld und Bilder. Geld: In Deutschland ist E-Mobilität generell auf dem Vormarsch. Deutschland ist ein Kernmarkt der Automobil-Industrie. Bilder: Die Kulisse des historischen Flugfeldes von Tempelhof ist spektakulär. Am Wochenende schaute folglich auch Kai Wegner, der sich am 27. April zum Regierenden Bürgermeister von Berlin wählen lassen will, im Fahrerlager vorbei und wirkte begeistert. Danners Eindruck: „Herr Wegner war geflasht.“
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de