Fehlender Speed im Endspurt der elften Etappe: Starker Bauhaus kommt an Philipsen nicht vorbei
© dpa/Thibault Camus Fehlender Speed im Endspurt der elften Etappe: Starker Bauhaus kommt an Philipsen nicht vorbei
Wieder ein Podium: Phil Bauhaus wird im Massensprint der Tour de France erneut Dritter, verpasst den Sieg aber deutlich. Jasper Philipsen wirkt unschlagbar.
Von
- Felix Schröder, dpa
- Tom Bachmann, dpa
Phil Bauhaus atmete nach dem nächsten verpassten Coup tief durch und träumte von einem natürlich unmöglichen Tauschgeschäft. „Am liebsten würde ich dreimal Podium gegen einmal Erster eintauschen. Aber das ist ja kein Wunschkonzert. Dreimal Podium ist sehr gut für mich“, sagte der deutsche Top-Sprinter nach seinem dritten Platz auf der elften Etappe der Tour de France. In Moulins musste sich der Bocholter dem siegreichen Dominator Jasper Philipsen und Dylan Groenewegen geschlagen geben. Zuvor war Bauhaus bei den Massenankünften in Bayonne Zweiter und in Nogaro Dritter geworden.
Man muss einfach sagen, dass Philipsen schneller ist. Das ist kein Zufall mehr, wenn man vier von vier Sprints gewinnt.
Phil Bauhaus nach seinem dritten Platz bei der elften Etappe der Tour de France
Noch bleiben Bauhaus bei seiner ersten Tour zwei Sprintankünfte, um den großen Traum vom Etappensieg wahr werden zu lassen. Woran es liegt, weiß der 29-Jährige nach dem vierten echten Massensprint genau. „Die Endgeschwindigkeit fehlt für ganz vorn. Man muss einfach sagen, dass Philipsen schneller ist. Das ist kein Zufall mehr, wenn man vier von vier Sprints gewinnt“, sagte Bauhaus. Man müsse anerkennen, dass der Belgier der Schnellste sei.
Vor einem Jahr wurde Philipsen noch als „Jasper Desaster“ belächelt, nun wird der Mann im Grünen Trikot als „Jasper the Master“ gefeiert. In Moulins hatte der 25-Jährige erneut mehr als eine Radlänge Vorsprung vor der Konkurrenz, feierte bereits seinen vierten Etappensieg. „Es ist eine unglaubliche Tour bisher. Ich kann gar nicht begreifen, wie gut es läuft. Ich bin sehr stolz und zufrieden mit meiner Form. Wir waren wieder im Finale gut dabei“, sagte Philipsen. Dabei musste er in Moulins ohne die Hilfe von Top-Anfahrer Mathieu van der Poel auskommen, der sich zurückhielt.
Dass Philipsen die Massensprints derartig dominiert, hätten nicht einmal die größten Optimisten erwartet. Neben dem 25-Jährigen ist bei der diesjährigen Tour immerhin alles vertreten, was im Sprint einen Namen hat. Bauhaus war im Finale nahezu ideal positioniert, doch den Unterschied machten wieder einmal die unbändige Kraft und das taktische Gespür von Philipsen, der mit großem Vorsprung gewann.
Jonas Vingegaard liegt 17 Sekunden vor Tadej Pogacar
An der Spitze der Gesamtwertung gab es auf der letzten Flachetappe vor den Alpen keine Veränderungen. Der dänische Titelverteidiger Jonas Vingegaard liegt 17 Sekunden vor dem Slowenen Tadej Pogacar. Jai Hindley vom deutschen Team Bora-hansgrohe ist 2:40 Minuten zurück Dritter.
Die erste Ankunft in der Tour-Geschichte in Moulins war ausgemacht als letzte Chance für die Sprinter in der zweiten Tour-Woche. Entsprechend war die Prophezeiung über den Rennverlauf von Bauhaus. „Wir erwarten eine kleine Ausreißergruppe und einen recht kontrollierten Tag“, sagte der Bocholter beim Start in Clermont-Ferrand. Die entsprechende Gruppe mit drei Wagemutigen hatten sich recht schnell gefunden, jedoch gewährte das Feld dem Trio nicht einmal vier Minuten Vorsprung. 13,5 Kilometer vor dem Ziel war das Feld wieder zusammen und die Sprintvorbereitung begann.
Für Unterhaltung auf der über weite Strecken drögen Etappe sorgte das Team UAE vom zweimaligen Sieger Tadej Pogacar. „Okay Jungs, Plan C. Wir springen den Tiger. Wenn die Krokodile schwimmen müssen, springt ihr“, funkte ein sportlicher Leiter. Was die Anweisung zu bedeuten hatte, blieb zunächst unklar. Im Renngeschehen tat sich auf dem Weg nach Moulins unmittelbar nichts. Möglich, dass sich das UAE-Team einen Scherz erlaubte.
Dass in diesem Jahr bei der Tour die Funksprüche ähnlich wie in der Formel 1 während des Rennens übertragen werden, ist eine Neuerung. Die Kommunikation geht nicht live auf den Sender, sondern wird aus einem Team von Offiziellen abgenommen. Jedes Team erhält dafür eine Entschädigung von 5000 Euro. Das hatte bereits für Diskussionen gesorgt, weil einige Teamchefs den Betrag für deutlich zu niedrig hielten. Fünf Teams, FDJ, Cofidis, Movistar, Jayco und Alpecin verzichteten auf das Projekt, wollen keine möglicherweise sensiblen Informationen teilen.
Am Donnerstag gibt es bereits einen Vorgeschmack auf die Alpen. Auf dem Weg ins Weingebiet Beaujolais müssen auf den letzten 50 der 168,8 Kilometer zwei Anstiege der zweiten Kategorie bewältigt werden. Wenn sich die Klassement-Favoriten schonen, wird eine Ausreißergruppe den Tagessieg unter sich ausfahren. (dpa)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de