Europameister droht EM zu verpassen: Italiens Fußball im Krisenmodus

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Europameister droht EM zu verpassen: Italiens Fußball im Krisenmodus

© IMAGO/Sportimage

Europameister droht EM zu verpassen: Italiens Fußball im Krisenmodus

Italiens Fußballnationalmannschaft muss gegen Angstgegner Nordmazedonien siegen, um im Entscheidungsspiel gegen den Gruppenzweiten Ukraine nicht erneut ein großes Turnier zu verpassen.

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Es herrschte schon mal bessere Stimmung bei der Squadra Azzurra. Unter grauem Himmel übten die Nationalspieler im Trainingszentrum Coverciano bei Florenz ein paar Standardsituationen und verfeinerten dann die Routinen bei Ballbesitz. Spektakuläre Dinge gab es nicht zu sehen. „Die Angst begleitet uns“, fasste Trainer Luciano Spalletti die Gemütslage am Montag zusammen.

Auslöser der Furcht ist der 66. der Fifa-Weltrangliste. Nordmazedonien verfügt nicht nur mit je einem Sieg und einer Niederlage sowie zwei Remis über eine ausgeglichene Statistik gegen den viermaligen Weltmeister. Das Team verstellte Italien mit einem 1:0 im letzten Jahr auch den Weg zur WM in Katar. In der aktuellen EM-Qualifikation gab es ein Remis. Dieser Punktverlust ist kritisch. Denn der Gruppenzweite Ukraine hat drei Zähler mehr auf dem Konto, allerdings bei einem Spiel mehr.

Gewinnen die Italiener gegen Nordmazedonien, könnten sie mit breiter Brust ins finale Gruppenspiel gegen die Ukraine nächsten Montag in Leverkusen gehen. Dann reicht ein Remis. Bei Unentschieden oder Niederlage gegen Nordmazedonien muss aber ein Sieg her in Leverkusen. Dieses Szenario lässt jetzt die Beine schlottern.

Spalletti, im Sommer noch strahlender Meistertrainer des SSC Neapel, weiß um die Schwierigkeit der Aufgabe. Sein Debüt als Nachfolger des nach Saudi-Arabien entschwundenen Europameister-Trainers Roberto Mancini hatte er ausgerechnet beim 1:1 in Nordmazedonien. Dort monierte er vor allem den mangelnden defensiven Zusammenhalt. „Wir müssen die richtigen Distanzen finden. Die einzelnen Mannschaftsteile dürfen nie mehr als 30 Meter voneinander entfernt sein. Nur dann können wir uns gegenseitig helfen“, gab er deshalb auch jetzt als Übungsinhalt aus. Das größte Manko seines Teams ist aber auch durch allerbeste Blockbildung nicht zu beheben. Es fehlt weiterhin ein Vollstrecker, wie ihn Italien in glücklicheren Zeiten mit Luca Toni oder Filippo Inzaghi hatte.

Für zusätzliche Unruhe im Kader sorgt, dass in der letzten Länderspielphase zwei Stammspieler aus dem Trainingslager abreisen mussten. Gegen sie wird wegen verbotener Wetten ermittelt. Mittelfeldregisseur Sandro Tonali gab unter Tränen an, an Spielsucht zu leiden. Nach einem umfassenden Geständnis, in dem er auch Wetten auf seinen früheren Verein AC Mailand zugab, wurde er zu zehn Monaten Sperre verurteilt.

Nationalmannschaftskollege Nicolò Zaniolo hingegen blieb bei seiner Aussage, nur Poker und Blackjack auf illegalen Plattformen gespielt, aber keine Sportwetten getätigt zu haben. Spalletti berief ihn jetzt gegen Nordmazedonien und die Ukraine wieder in den Kader. „Ich habe vorher mit dem Verband gesprochen. Es liegt nichts gegen ihn vor, was ein Verbot rechtfertigen würde. Man muss auch den menschlichen Aspekt berücksichtigen. Wir dürfen die Jungs nicht allein lassen“, meinte er.

Zwischen nicht allein lassen und der Ehre, fürs eigene Land aufzulaufen, liegt allerdings ein ziemlich großes Feld des pädagogischen Agierens. Spalletti baut hier offenbar vor: Im Falle des Verpassens der EM will er sich nicht nachsagen lassen, nicht alles versucht zu haben. Sogar den längst ausgemusterten Italo-Brasilianer Jorginho holte er als Ersatz für Spielmacher Tonali zurück. Schadensbegrenzung statt Aufbruchstimmung lautet das Motto.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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