„Einfach der Wahnsinn“: Deutschlands U21-Handballer sind Weltmeister
© IMAGO/Ostseephoto/imago „Einfach der Wahnsinn“: Deutschlands U21-Handballer sind Weltmeister
Die Handballer siegen bei der Weltmeisterschaft und vergolden damit einen besonderen Junioren-Jahrgang. Das Ergebnis im Finale fällt am Ende deutlich aus.
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Eigentlich warteten sie alle nur noch auf den Schlusspfiff – um aufs Feld zu stürmen, um gemeinsam zu feiern und um sich in den Armen zu liegen. Es waren Bilder, die sympathischer nicht hätten sein können. Weil sie voller Emotionalität waren und, weil sie diese Mannschaft so detailgetreu abbildeten. Weil sie zeigten, dass hier eine Einheit auf dem Feld stand.
„Das ist einfach der Wahnsinn. Wir haben so einen breiten, geilen Kader und konnten uns immer zu einhundert Prozent aufeinander verlassen“, sagte Kreisläufer Justus Fischer nach dem 30:23-Sieg im Finale gegen Ungarn am Sonntagabend in Berlin. Verlustpunktfrei hatten er und sein Team die Weltmeisterschaft der U21-Handballer gewonnen und sich nach einem überaus souveränen Turnier damit selbst mit dem Titel gekrönt.
Mittel zum Erfolg war dabei ein mehr als überzeugendes Torhüter-Duo gepaart mit einer sehr kompakten Abwehrreihe, dazu agierte der Angriff überaus variabel, wusste zudem sich entsprechend der Anforderungen zu steigern. Besonders war aber vor allem der Mannschaftsgeist. Egal ob auf dem Feld oder abseits, der Zusammenhalt war immer zu spüren.
Damit holten die Junioren nicht nur die nächste Goldmedaile, sondern demonstrierten erneut, dass die strukturellen Veränderungen, die der Verbund über die letzten 15 Jahre vollzogen hat, Früchte tragen. Dass die eingerichteten Nachwuchsleistungszentren der richtige – und ebenso nötige – Weg waren, um die Jugend zum Erfolg zu führen.
Zumal zusätzliche Maßnahmen zur Anschlusskaderförderung geplant sind, die Vereine begünstigen sollen, die U23-Spielern vermehrt Einsatzzeiten geben. Denn genau hier liegt bisher die Krux, haben nämlich die Spieler, die aus den Jugendmannschaften herausgewachsen sind, Probleme, auf höchstem Niveau weiter Erfahrung zu sammeln.
Berlin, Mannheim und Hannover machen es vor
Durchschnittlich werden aktuell zehn ausländische Spieler in den Bundesliga-Klubs gezählt – insofern ist es schwer für die jungen Handballer, sich gegen gestandene Akteure durchzusetzen.
Das dies allerdings durch möglich ist, zeigen Nils Lichtlein und Tim Freihöfer bei den Füchsen Berlin genauso wie Renars Uscins und Justus Fischer bei der TSV Hannover-Burgdorf sowie David Späth bei den Rhein-Neckar-Löwen. Sie sind daher nicht unbegründet die Leistungsträger dieser jungen deutschen Mannschaft und gleichzeitig die Zukunft des A-Teams.
Sie sind es, die im Kollektiv über zwei Wochen eine Euphorie auslösen konnten. Auf sie haben zahlreiche Fans noch Stunden nach Abpfiff vor der Halle gewartet – teils Regen und Sturm zum Trotz. Und das ist neben der sportlichen Bilanz das Erfreulichste. So übertraf die Veranstaltung in puncto Aufmerksamkeit alle Erwartung.
Unser Konzept, besonders Kinder und Jugendliche in die Halle zu holen, ist an allen Standorten aufgegangen.
Andreas Michelmann, Präsident des DHB
Die Zuschauer:innenzahlen stiegen bis zur Hauptrunde bis zu einem Optimum von 8235 in einer ausverkauften Max-Schmeling-Halle nahezu stetig an, gleichermaßen anwachsend waren die Einschaltquoten, die allein beim Halbfinale eine Spitze von 600.000 erreichten und damit einen Marktanteil von 3,2 Prozent.
Umso wichtiger: Der Marktanteil der 14- bis 49-Jährigen, also der Zielgruppe, war noch einmal über einen Prozentpunkt höher. Ein „exzellentes Ergebnis“, wie der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Handballbundes (DHB) Mark Schober betonte.
„Unser Konzept, besonders Kinder und Jugendliche in die Halle zu holen, ist an allen Standorten aufgegangen“, sagte derweil DHB-Präsident Andreas Michelmann. Der 62-Jährige betonte dabei nicht nur den Stellenwert des Sports für Heranwachsende, sondern ebenso die kulturellen Aspekte des Turniers.
„Wir werden anderen Ländern nicht vorschreiben, wie sie sich auszurichten haben. Aber wir wollen unsere Wertvorstellungen weitergeben“, erklärte der Funktionär. „Bei uns sind Männer und Frauen gleichberechtigt. Da ist dann auch bei anderen Nationen im Verlauf des Turniers ein Lernprozess eingetreten.“
Dahingehend hat sich der DHB durchaus angemessen präsentiert. Weltoffen, fair und gut organisiert war es zudem ein gelungener Testlauf für die anstehende Europameisterschaft der Männer im kommenden Jahr in Deutschland. Ob sich dort der sportliche Erfolg übertragen lässt, ist hingegen eine andere Frage.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de