Bei der U-21-EM in Georgien: Reifeprüfung für Supertalent Youssoufa Moukoko
© Imago/Jan Huebner Bei der U-21-EM in Georgien: Reifeprüfung für Supertalent Youssoufa Moukoko
Jüngster deutscher WM-Debütant, jüngster U21-Spieler, hier der jüngste, da der jüngste. Youssoufa Moukoko weiß, wie es ist, das „Wunderkind“ zu sein. Mit 18 Jahren soll er schon Reife demonstrieren.
Von Christian Kunz, dpa
Das aufgeregte Gekreische der jungen Fußballfans ließ keine Zweifel, wer für sie der größte Star der deutschen U-21-Nationalmannschaft ist. Lautstark gerufen von den vielen Kindern signierte Youssoufa Moukoko geduldig Bälle und Trikots, posierte für jede Menge Erinnerungsselfies. Das riesige Interesse an dem 18 Jahre alten Supertalent schon im Trainingslager in Südtirol lässt erahnen, wie groß der Hype erst werden könnte, wenn der Stürmer von Borussia Dortmund seine EM-Ziele erfüllt: Moukoko will beim Turnier in Georgien und Rumänien den Titel gewinnen – und am liebsten auch noch die Torjägerkanone.
Eigentlich ist Moukoko schon U-21-Europameister. Aber nur auf dem Papier, denn er selbst fühlt sich gar nicht so. Beim zweigeteilten Turnier im Jahr 2021 kam er mit 16 Jahren in der Vorrunde nicht zum Einsatz, in der K.o.-Phase fehlte er verletzt. „Wenn ich einen Titel gewinne, will ich auch etwas dazu beitragen. Das war vor zwei Jahren nicht der Fall. Ich habe keine Minute gespielt“, sagte der Ausnahmestürmer. „Wenn wir diesmal gewinnen sollten, und mit der Qualität der Spieler können wir das Ding auch gewinnen, wäre das anders.“
Moukoko, der schon beim Debakel der A-Nationalmannschaft in Katar einen Hauch von WM-Luft schnupperte, ist mit einem geschätzten Marktwert von rund 30 Millionen Euro der wertvollste Spieler der U-21-Auswahl. Beim Turnier am Persischen Golf sorgte er vergangenes Jahr als jüngster deutscher WM-Spieler für eine weitere Rekordmarke in der von Superlativen begleiteten, aber immer noch sehr jungen Karriere. Jüngster hier, jüngster da – alle sagen dem in Kamerun geborenen Profi eine glorreiche Laufbahn voraus. Schon im Junioren-Bereich sorgte er mit unglaublichen Trefferquoten für großes Aufsehen.
„Er weiß, was er kann. Er ist ein Riesentalent, das das jetzt bei der Europameisterschaft gegen Topgegner bestätigen muss. Da muss er sich durchsetzen. Er hat das Zeug dazu und wir werden es in den nächsten Spielen erleben“, sagte der deutsche Co-Trainer und Talente-Experte Hermann Gerland. Zwar ist Moukoko nach dem Mainzer Nelson Weiper der zweitjüngste Akteur der Auswahl von Trainer Antonio Di Salvo. Doch Jahre voller Lobpreisungen und ein steiler Aufstieg in Dortmund sowie bei den DFB-Teams bringen auch mit erst 18 Jahren schon den Anspruch mit sich, gegen zum Teil fünf Jahre ältere Gegenspieler eine tragende Rolle einzunehmen. Supertalent verpflichtet.
„Das sind Spieler, die Tore schießen wollen und können, das haben beide bewiesen. Sie sind richtig gierig vor dem Tor“, sagte Di Salvo über seinen Teenie-Angriff. Moukoko ist als Startelfspieler gesetzt, darüber hinaus kann er Neuling Weiper eine Stütze sein. „Ich weiß, wie das ist, wenn man der neue Spieler ist. Das war ich immer wieder“, erinnert Moukoko.
In Dortmund lief für ihn in der Rückrunde wenig zusammen
Der Hype um ihn selbst ist etwas abgeflacht, wenngleich er immer noch ganz besonders im Fokus steht. Wie auch bei seiner Vertragsverlängerung bis zum 30. Juni 2026, deren Vollzug länger dauerte als zunächst angenommen. „Jeder Spieler, der so früh Tore schießt, wird Wunderkind genannt. Aber Rekorde sind dazu da, gebrochen zu werden. Irgendwann werden auch meine gebrochen“, sagte Moukoko. „Man ist glücklich, die Rekorde zu haben, aber am Ende kann man sich nichts dafür kaufen. Bei den Profis zählt nur Leistung.“
Das gilt auch in Dortmund. Nach einer guten ersten Saisonhälfte musste der Angreifer – auch gestoppt durch eine Verletzung – in der Rückrunde mit einer gesunkenen Torquote klarkommen. Sechs seiner sieben Liga-Treffer glückten ihm bis zum 13. Spieltag der so bitter geendeten Dortmunder Bundesliga-Saison.
„Das schmerzt schon noch ein bisschen, wenn man zurückdenkt, dass man nur ein Spiel entfernt war, den großen Meistertitel wieder nach Dortmund zu holen“, sagte Moukoko, der in der neuen Saison „auf jeden Fall“ mit Dortmund wieder angreifen will. „Wenn man am Ende mit leeren Händen dasteht, tut das sehr weh. Aber jetzt haben wir Blut geleckt.“
Das gilt auch für die EM-Endrunde, die er nicht nur gerne als Europameister, sondern eben auch als bester Torjäger beenden würde. „Ich habe kein Problem damit, wenn er Torschützenkönig wird und wir Europameister. Dann können wir noch zusammen zu den Olympischen Spielen fahren, was Besseres gibt es nicht“, sagte Gerland.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de