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„Wir müssen streng mit uns sein“: Der fehlende Fortschritt sorgt für Frust bei Alba Berlin
Die schwache Leistung gegen Valencia zeigt, wie viel Arbeit Alba Berlin nach dem Umbruch im Sommer noch vor sich hat. Doch in zwei Wochen geht es bereits um den ersten Titel.
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Es wäre für Jonas Mattisseck ein Leichtes gewesen, die schwache Leistung bei der 66:81-Niederlage gegen Valencia am Donnerstagabend auf die schwierigen Bedingungen zu schieben. Mit Johannes Thiemann, Louis Olinde und Ziga Samar fehlen Alba Berlin drei wichtige Spieler, erst am Mittwoch war die Mannschaft aus Griechenland zurückgekehrt, das Spiel gegen die Spanier war das vierte in nur acht Tagen. Doch der 24 Jahre alte Vizekapitän wählte einen anderen Weg. „Alle anderen haben auch Verletzte und Valencia hat auch viele Spiele. Das darf keine Ausrede sein“, sagte Mattisseck.
Der Frust saß tief bei den Basketballern von Alba nach der 20. Niederlage im 25. Euroleague-Spiel dieser Saison. Es war gar nicht so sehr das Ergebnis, dass die Berliner ärgerte, sondern die Art und Weise. Oft hat die Mannschaft in dieser Saison gut mitgehalten und den besser besetzten Gegnern einen großen Kampf geliefert, gegen Valencia war davon aber nichts zu sehen. Alba war von der ersten bis zur letzten Minute hoffnungslos unterlegen.
„In der Euroleague muss bei uns jeder bei 100 Prozent sein, damit wir eine Chance haben“, sagte Trainer Israel Gonzalez. Normalform erreichte am Donnerstag aber fast nur Matt Thomas, der Alba zumindest bis kurz vor der Halbzeit ansatzweise im Spiel hielt. Offensiv waren die Berliner ansonsten erschreckend harmlos, den Grund dafür sah Mattisseck jedoch am anderen Ende des Feldes: „Das lag an unserer Verteidigung.“
Valencia erspielte sich viele freie Dreier und traf diese hochprozentig. Zudem gewannen die Spanier das Reboundduell 41:28. So gelang es Alba viel zu selten, schnell zu spielen und die eigenen Stärken zur Geltung zu bringen. In der Halbfeldoffensive fiel den Berlinern gegen eine der unangenehmsten Verteidigungen der Euroleague nicht viel ein. „Das sieht dann vorne scheiße aus, liegt aber eher daran, dass wir hinten keine Stopps geholt haben“, sagte Mattisseck.
Jeder will den Meister schlagen, dafür müssen wir bereit sein und hier zu Hause ein Feuerwerk abfeuern.
Jonas Mattisseck über das Spiel gegen Ulm am Sonntag
Die bisherige Saison ist für Alba nach dem großen Umbruch im Sommer ein einziges Auf und Ab, Konstanz ist ein Fremdwort. Auf gute Leistungen wie vor einer Woche beim Sieg gegen Roter Stern Belgrad folgen farblose Auftritte wie nun gegen Valencia.
„Wir machen zwei Schritte nach vorne, dann wieder einen zurück“, beschrieb Kapitän Thiemann den Findungsprozess bei Alba vor wenigen Wochen. Aktuell sieht es aber eher nach einem Schritt nach vorne und einem zurück aus, also nach Stillstand. Wie schnell sich das drehen kann, hat der vergangene Monat gezeigt, in dem zwischen Schwächephase und Aufschwung alle Abstufungen zu finden waren. Doch zwei Wochen vor der Pokalendrunde sind ein paar Sorgenfalten durchaus berechtigt.
Denn der Neuaufbau ist nicht nur ergebnistechnisch, sondern auch mental eine Herausforderung. In den vergangenen Jahren konnte Alba stets auf ein solides Fundament bauen, nun wackelt und bröselt es immer wieder an verschiedenen Stellen. „Den Schalter umzulegen, ist immer einfacher, wenn man Spiele gewinnt“, sagte Mattisseck. „Aber es zeichnet ein gutes Team aus, dass es sich auch dann defensiv reinhängt, wenn die Energie nicht so da ist und es offensiv nicht läuft“, sagte Mattisseck. „Und wir wollen ein gutes Team sein.“
Momentan ist Alba dies weder auf nationaler noch auf internationaler Ebene. Am Sonntag (17 Uhr, MB Arena) wartet mit Ulm bereits der nächste schwere Gegner in der Bundesliga. Es ist die Generalprobe für das Pokalhalbfinale am 17. Februar in München.
Für Alba ist es aber in erster Linie eine Chance zur Rehabilitation. „Wir haben immer wieder Phasen in unserem Spiel, in denen wir die Aggressivität vermissen lassen. Da müssen wir streng mit uns sein“, sagte Jonas Mattisseck. Die Motivation dürfte am Sonntag jedenfalls nicht fehlen. Das Hinspiel hat Alba im Oktober verloren, in den Play-offs der vergangenen Saison war ebenfalls gegen Ulm Endstation. „Jeder will den Meister schlagen, dafür müssen wir bereit sein und hier zu Hause ein Feuerwerk abfeuern“, forderte Mattisseck.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de