© REUTERS/Christian Mang
Update Weiteres Gebäude wird teilweise evakuiert: Schusswaffen und Granate im Haus von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin gefunden
Am Mittwoch mussten Bewohner und Beamte das Haus in Berlin verlassen, in dem Klette wohnte. Am Abend fand die Polizei eine Granate. Später wurde auch das gegenüberliegende Haus evakuiert.
Von
| Update:
Im Zuge der Durchsuchungen zur einstigen RAF-Frau Daniela Klette sind Schusswaffen gefunden worden. Das bestätigte das federführend ermittelnde Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen dem Tagesspiegel am Mittwoch. Zur Art der Waffen äußerte sich das LKA nicht.
Am Abend erklärte die Kriminaltechnik der Berliner Polizei, dass dort auch eine Granate gefunden wurde. Um weitere gefundene Gegenstände abtransportieren zu können, werde nun auch ein gegenüberliegendes Haus teilweise evakuiert.
In Klettes Wohnung in Berlin-Kreuzberg hatten Polizisten zunächst am Montag zwei Magazine für eine Pistole sowie Munition gefunden. Eine Schusswaffe war dabei offenbar noch nicht sichergestellt worden.
Das Mietshaus, in dem die frühere mutmaßliche RAF-Terroristin Klette wohnte, war am Mittwoch wegen einer möglichen Gefahr geräumt worden. Ein Spurenermittler der Polizei sagte: „Weil wir etwas gefunden haben, das gefährlich ist.“ Alle Bewohner mussten ihre Wohnungen am Nachmittag verlassen und standen anschließend auf der Straße. Auch Kriminaltechniker rückten zunächst an.
Die Berliner Polizei sprach von einem „sprengstoffverdächtigen Gegenstand“. Am Haus fuhren Feuerwehr, Krankenwagen und Polizeiautos vor. Von einem sprengstoffähnlichen Gegenstand war die Rede. Feuerwehr, Krankenwagen und weitere Polizeiautos fuhren vor dem Haus vor.
© dpa/Paul Zinken
Am Abend trug die Polizei aus dem Wohnhaus einen Gegenstand heraus, der einer kleineren Granate ähnelte. Ein Beamter vom Kampfmittelräumdienst verstaute den Gegenstand in einem Auto in einer Sicherheitskiste, wie ein dpa-Reporter beobachtete. „Es sieht aus wie eine Mörsergranate, ist aber keine, kommt dem aber ganz nah“, sagte ein Polizist dazu.
„Unsere Kriminaltechnik untersucht aktuell die bei der Wohnungsdurchsuchung aufgefundenen, möglicherweise gefährlichen Gegenstände“, teilte die Polizei auf X mit. Später kam auf gleichem Weg die Bestätigung: „Von unseren Kriminaltechnikern wurde bisher eine Granate aus dem Gebäude gebracht und an einem anderen Ort unschädlich gemacht.“
Die Untersuchung weiterer Gegenstände ergab, dass für deren Abtransport ein gegenüberliegendes Gebäude teilweise evakuiert werden musste. Außerdem wurde die Sebastianstraße gesperrt.
Am späten Abend erklärte die Polizei dann, dass ein Gegenstand mit spezieller Transporttechnik abgeholt werden müsse, weshalb sich die Maßnahmen noch längere Zeit hinziehen würden. „Anwohner können sich in Wärmebussen der BVG aufhalten oder in einer nahegelegenen Turnhalle unterkommen. Das Deutsche Rote Kreuz versorgt sie und unsere Einsatzkräfte mit warmen Getränken“ erklärte die Polizei auf X.
Klette war am Montagabend in ihrer Wohnung im 5. Stock festgenommen worden. Sie sitzt seit Dienstag in Untersuchungshaft. Wo genau sie untergebracht ist, dazu sagte das niedersächsische Justizministerium aus Sicherheitsgründen nichts. Man habe auch keine Erkenntnisse, ob Klette zur Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe gebracht werden sollte: Dort wurden in den letzten Jahrzehnten die meisten Taten der RAF angeklagt.
Der 65-jährigen Klette werden derzeit vor allem Überfälle auf Geldtransporter zur Last gelegt, die in Niedersachsen verübt wurden.
Nach Angaben des LKA lebte Klette in der Kreuzberger Wohnung, die jedoch nicht von ihr angemietet worden war, circa 20 Jahre unter falschem Namen, wozu sie einen italienischen Pass nutzte. Ihre Identität wurde demnach aufgrund von Fingerabdrücken bewiesen, wobei Klette sie zudem bestätigte.
Die Polizei hatte seit drei Jahrzehnten nach der früheren RAF-Frau sowie dem 69 Jahre alten Ernst-Volker Staub und dem 55-jährigen Burkhard Garweg gefahndet, die ebenfalls als mutmaßliche RAF-Terroristen gesucht wurden. Im Zusammenhang mit der Verhaftung Klettes war am Mittwoch eine dritte Person vorläufig festgenommen worden. Das LKA Niedersachsen bestätigte den Vorgang, teilte aber mit, es handele sich nicht um die gesuchten Ex-RAF-Mitglieder Garweg oder Staub. Die Fahndung zu den beiden läuft weiter.
Die meisten Taten, die Klette mit RAF-Bezug begangen haben soll, sind womöglich verjährt. Der Staatsanwaltschaft Verden und dem LKA geht es um die in den letzten fast 25 Jahren in Niedersachsen verübten Raubüberfälle, an denen sie mit den früheren RAF-Männern Garweg und Staub beteiligt gewesen sein soll.
Schon am Dienstag war in Berlin ein Mann festgenommen worden, der am Mittwoch freigelassen wurde. Aus Justizkreisen heißt es, es handelte sich um einen „Wichtigtuer“.
Der RAF werden 33 Tötungsdelikte zugerechnet, die Terrortruppe löste sich 1998 auf. (mit dpa)
Zur Startseite
- Polizei
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de