Vor Rammstein-Konzert in Berlin: Protest formiert sich – erste Besucher treffen am Olmpiastadion ein

© Priska Wörl Vor Rammstein-Konzert in Berlin: Protest formiert sich – erste Besucher treffen am Olmpiastadion ein

Bevor Till Lindemann im Olympiastadion in Berlin auftritt, startet in Berlin eine Demonstration gegen den Sänger. Die Polizei war zuvor von Ausschreitungen ausgegangen. Noch ist die Lage ruhig.

Von

  • Franziska von Werder
  • Priska Wörl
  • Leonie Fischer

| Update:

Am Theodor-Heuss-Platz in Berlin haben sich am Samstag Demonstrierende unter dem Motto „Kein Rammstein in Berlin! Vor Gericht statt auf die Bühne!“ versammelt. „Wir rechnen mit 400 bis 700 Demonstrierenden“, sagt Organisatorin Britt Rosella Baiano.

Hintergrund der Demonstration sind Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann, nach denen dieser systematisch junge Fans für Sex rekrutieren lassen soll. Die Anwälte von Lindemann und Rammstein bestreiten die Vorwürfe.

Die Organisatoren der Demonstration gehen von Provokationen seitens der Rammstein-Fans aus. Deshalb haben sie ein Awareness-Team und ein Sicherheitskonzept. „Wir sprechen uns heute gegen patriarchale Gewalt aus“ heißt es in den Redebeiträgen. Auch die Berliner Polizei hatte sich zuvor auf Konflikte eingestellt. Die Situation ist jedoch ruhig.

„Ich bin hier, weil ich als Frau auch selbst von sexualisierter Gewalt betroffen bin“, sagt Sonja (24). Sie hat über Social Media von der Demo erfahren. Sie findet, dass jede Stimme zählt und für sie ist schon ein Ziel erreicht, wenn nur ein paar Menschen weniger auf die Konzerte gehen. Einige Rammstein-Fans beobachten die Demo. „Ihr seid ausgeladen“, rufen die Demonstrierenden. Sie recken Mittelfinger in Richtung der Fans.

Erste Konzertbesucher treffen im Olympiastadion ein

Zur gleichen Zeit treffen die ersten Konzertbesucher vor dem Olympiastadion ein. Sie versammeln sich an den wenigen Schattenstellen, Rammstein-Songs tönen aus kleinen Musikboxen. „Seit den Vorwürfen, sind die Medien bei mir durch“, sagt ein Mitte-Zwanzigjähriger. Er trägt, wie die meisten vor Ort, Merch der Band, „Rammstein“ steht groß auf seiner Brust. Was er zu den Vorwürfen denkt, möchte er nicht sagen.

Die meisten Fans scheinen von den Vorwürfen mitbekommen zu haben, halten es aber wie Clemens Sputh (24): „Ich bin Fan der Unschuldsvermutung. Solange nichts vor Gericht bewiesen ist, spielen die Vorwürfe für mich keine Rolle.“ Er ist mit seiner Freundin extra aus Erfurt angereist. 

© Leonie Fischer

„Ich war ja nicht dabei, deswegen kann ich nicht wissen, was passiert ist“, sagt auch Fabian (34). Er trägt das Rammstein-Logo als Aufdruck auf seinem T-Shirt und als Tattoo auf dem linken Handrücken. Solange nichts vor Gericht entschieden wurde, würden die Vorwürfe nichts für ihn ändern. „Ich will jetzt aber nicht gleich als Rechter abgestempelt werden.“

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen Till Lindemann aufgenommen. Ermittelt wird wegen Tatvorwürfen aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln. Rammstein treten am 15., 16 und 18. Juni im ausverkauften Olympiastadion auf, erwartet werden jeweils rund 60.000 Fans.

Zuvor hatten bereits mehrere Zehntausende Menschen Petitionen gegen die Auftritte im Olympiastadion unterzeichnet. Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) hatte die Forderung nach einer Absage der Konzerte am Donnerstag erneut zurückgewiesen – es gebe dafür keinen rechtlichen Hebel. Auch das Berliner Olympiastadion hielt am Vertrag mit Rammstein fest.

Laut Veranstalter soll es Awareness-Teams vor Ort geben, an die sich Menschen wenden können, falls sie sich unwohl fühlen. Zudem wird es für Rammstein keine Aftershowparty im Olympiastadion geben. Die übliche Feier nach dem Konzert solle nicht in einer Veranstaltungsstätte des Landes stattfinden, hatte Innensenatorin Spranger (SPD) gesagt.  

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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