Verurteilt und weitergemacht: Prozess gegen Sexualstraftäter in Frankfurt (Oder)

© dpa/David-Wolfgang Ebener Verurteilt und weitergemacht: Prozess gegen Sexualstraftäter in Frankfurt (Oder)

Ein Sexualstraftäter erhielt in Frankfurt (Oder) eine Bewährungsstrafe. Nur Monate später missbrauchte er in Berlin ein anderes Mädchen. Der Prozess begann mit einem Geständnis.

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Als Freund der Familie genoss er großes Vertrauen. Zur kleinen Tochter der Bekannten habe er eine „engere Beziehung“ aufgebaut, schilderte Dennis K. vor dem Landgericht. Es vergingen sieben Jahre, bis das Mädchen über das, was ihr der Mann immer wieder angetan hatte, sprechen konnte. Bei den letzten sexuellen Übergriffen stand der 31-Jährige bereits wegen sexuellen Missbrauchs anderer Mädchen unter Bewährung.

Der gelernte Elektriker, der in den letzten Jahren als Fotograf tätig war, hatte im September 2021 in Frankfurt (Oder) dortige Richter so weit von sich überzeugen können, dass sie ihm eine Chance gaben. Gegen den Mann erging wegen Kindesmissbrauchs in drei Fällen – betroffen waren drei Mädchen – zwei Jahre Haft auf Bewährung. Als Bewährungslage wurde ihm aufgegeben, sich in Therapie zu begeben.

Es geht um 24 mutmaßliche Taten zwischen 2015 und 2022

In Berlin geht es seit Dienstag um 24 mutmaßliche Taten in der Zeit von Januar 2015 bis Oktober 2022. Drei der letzten Taten beging K. laut Anklage nach seiner Verurteilung – im Juli 2022 in einer von ihm genutzten Laube in einer Gartenkolonie, im Kinderzimmer des Mädchens, in seiner Wohnung in Lankwitz. Bis sich die damals 13-Jährige einer Freundin anvertraute. Die Polizei wurde eingeschaltet. Seit Anfang Januar befindet sich K. in Untersuchungshaft.

Emotionslos wirkte er nun, als er über seinen Lebenslauf referierte und dann in derselben Tonlage über die Taten sprach. Die Eltern des Mädchens habe er etwa 2013/2014 kennengelernt und immer wieder in Marzahn besucht. Um die kleine Tochter habe er sich bemüht. Ab 2015 habe er sie angefasst. Da war sie sechs Jahre alt. Als die Familie umzog, half er – „ich beschäftigte mich mit dem Mädchen“.

„Bist verurteilt und machst weiter“

Er brachte sie zu Reitstunden, nahm sie mit, wenn er als Fotograf unterwegs war oder zu Reitturnieren, er fuhr mit ihr ins Grüne und auch an die Ostsee. „Ich habe versucht, ihr Freude zu machen“, erklärte der Angeklagte. Mit zehn Jahren habe sie ab und zu auch bei ihm übernachtet. Wenn sie sich umdrehte zum Schlafen, habe er sie angefasst, zuletzt mit Geschlechtsverkehr.

„Sie standen unter Bewährung“, so der Vorsitzende Richter. K. gab zu, dass ihn das nicht stoppte. Es sei „mental schwierig“ für ihn gewesen – „immer diese Angst, erwischt zu werden“. Er habe gedacht: „Bist verurteilt und machst weiter.“ Die Ungewissheit, ob das Mädchen etwas sagen wird, sei für ihn „schlimm“ gewesen. Sie hätten nie über das, was passiert ist, gesprochen. „Sie war mit Freude dabei, wenn ich sie mitnahm zur Rennbahn oder zum Stall.“

Sie sollen auf ihre Tochter besser aufpassen, soll er den Eltern geraten haben.

Als die erneuten Vorwürfe gegen den Sexualstraftäter bekannt wurden, wollte er die Familie von einer Anzeige abbringen. Sie sollten auf ihre Tochter besser aufpassen, soll er den Eltern geraten haben.

Die letzte Tat war am 22. Oktober. Da befand sich K. bereits längere Zeit in einer Therapie. Er machte weiter. Obwohl er angeblich in den Therapien „begriffen habe, was ich dem Mädchen angetan habe“. Der inzwischen 14-jährigen Schülerin bleibt wohl eine Aussage im Prozess erspart. Die Verhandlung geht am 18. Juli weiter.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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