© dpa/Soeren Stache
Update Tristesse zum Jahresabschluss: Hertha BSC spielt nur 0:0 gegen Schlusslicht Osnabrück
Die Berliner tun sich in Abwesenheit von Fabian Reese offensiv schwer. Zu allem Überfluss fliegt Florian Niederlechner auch noch vom Platz.
Von
Ruhig war’s im Olympiastadion. Wie bei allen Spielen im deutschen Profifußball an diesem Wochenende, so schwiegen am Samstagmittag auch bei der Begegnung zwischen Hertha BSC und dem VfL Osnabrück die Fans in den ersten zwölf Minuten. Aus Protest gegen die Entscheidung der Deutschen Fußball-Liga (DFL), Verhandlungen mit einem möglichen Investor aufzunehmen. „Eure Geldgier kotzt uns an“, stand auf einem Transparent in der Ostkurve.
In den ersten Minuten war nur ein leichtes Grundrauschen von den Rängen zu vernehmen. Und genauso – wie ein leichtes Grundrauschen nämlich – wirkte auch die fußballerische Darbietung auf dem Rasen: Herthas letztes Spiel des Jahres war keines, das die 43.650 Zuschauer in Wallung zu versetzen vermochte. Zwar hofften die Fans von Hertha BSC bis zuletzt wenigstens auf einen Lucky Punch. Doch den gab es nicht.
Mit einem 0:0 gegen den Tabellenletzten Osnabrück verabschiedete sich der Berliner Zweitligist in die Winterpause. Obwohl Hertha die Serie ungeschlagener Spiele damit auf neun ausbaute, war das Ergebnis – neben dem dürftigen spielerischen Auftritt – eine kleine Enttäuschung. Die Mannschaft von Trainer Pal Dardai verpasste zum Abschluss der Hinrunde den Sprung ins obere Tabellendrittel, bleibt vorerst mit 25 Punkten im Mittelfeld. „Im Endeffekt waren wir heute zu ideenlos“, klagte Kapitän Toni Leistner.
Hertha begann gegen Osnabrück zum zweiten Mal überhaupt und zum zweiten Mal nacheinander ohne Fabian Reese. Aber anders als vor einer Woche in Kaiserslautern saß der beste Spieler der Hinrunde nicht mal auf der Bank. Reese fehlte wegen eines Infekts. An seiner Stelle stand Gustav Christensen erstmals für Hertha in der Startelf.
25Punkte holte Hertha BSC in der Hinrunde der Zweiten Liga
No Reese, no Party. Obwohl der junge Däne es wenigstens zu Beginn des Spiels nicht schlecht machte, ging Herthas Spiel das Extravagante ab, für das Reese steht. „Das Fehlen hat uns in jedem Fall geholfen“, sagte Osnabrücks Trainer Uwe Koschinat, „denn er ist ein Ausnahmespieler in dieser Liga.“
Hertha tat sich schwer, den Qualitätsunterschied im Vergleich zum schon ein wenig abgeschlagenen Tabellenletzten deutlich herauszuarbeiten. Osnabrück hielt energisch dagegen. Zudem fehlte Hertha ohne Reese „die individuelle Klasse, eins gegen eins aufzulösen und den Gegner permanent nach hinten zu drängen“, sagte Leistner.
Das ist wieder ein Grund, warum keiner den Sch… Videobeweis braucht.
Florian Niederlechner über die Rote Karte gegen sich
Trotzdem kamen die Berliner in der ersten Hälfte zu einigen guten Abschlüssen. Mittelstürmer Haris Tabakavic scheiterte zweimal an Philipp Kühn. Auch gegen Derry Scherhant bewahrte der VfL-Torhüter seine Mannschaft zweimal vor einem Rückstand.
Pal Dardai klagte, dass in der ersten Hälfte acht, neun Spieler seiner Mannschaft nicht anwesend gewesen seien. „Das ist wahrscheinlich Konzentration, Kopfsache, Müdigkeit“, sagte Herthas Trainer, der zur zweiten Halbzeit Bilal Hussein für Pascal Klemens brachte. Der Schwede sollte mit seiner Ballsicherheit aus dem zentralen Mittelfeld heraus mehr spielerische Impulse setzen.
Die Impulse aber kamen erst einmal von den Fans. Von den Rängen flogen in den ersten Minuten nach Wiederbeginn als weiterer Ausdruck des Protests gegen die DFL etliche Bälle aufs Spielfeld.
Nader El-Jindaoui gab nun auch sein Zweitliga-Debüt
Fluss kam nicht nur deshalb nicht in Herthas Spiel. Dardai versuchte es mit weiteren Wechseln, nahm schon nach einer Stunde die beiden offensiven Außenbahnspieler vom Feld. Christensen habe sich zwar ab und zu durchsetzen können, doch „der letzte Pass hat gefehlt“. Und den Auftritt von Derry Scherhant fand er insgesamt „nicht ganz rund“. An ihrer Stelle kamen Marten Winkler und Nader El-Jindaoui, der nach seinem Profidebüt im Pokal gegen den HSV nun auch erstmals in der Zweiten Liga zum Einsatz kam.
Hertha war bemüht, das Spiel nun mehr in die Osnabrücker Hälfte zu verlagern, strahlte offensiv aber kaum noch Gefahr aus. Ein Schuss von Florian Niederlechner nach bereits 70 Minuten war der erste nennenswerte Torabschluss der Berliner. Doch VfL-Torhüter Kühn hatte damit ebenso wenig Probleme wie mit Winklers Kopfball nach einer guten Flanke El-Jindaouis.
Knapp zehn Minuten vor dem Ende erhielten Herthas Bemühungen um den Sieg einen weiteren Dämpfer. Nach einem eher unglücklichen Foul im Mittelfeld, bei dem er mit der offenen Sohle, allerdings ohne große Wucht, das Schienbein seines Gegenspielers getroffen hatte, sah Niederlechner zunächst die Gelbe Karte. Doch nach Intervention des Videoassistenten schritt Schiedsrichter Patrick Ittrich zur Überprüfung an den Monitor und zückte anschließend Rot.
Sehr zum Ärger von Florian Niederlechner. Auf dem Weg vom Platz brüllte er in eine Kamera: „Scheiß Videobeweis!“ Später drückte er sich dann etwas gewählter aus. „Sie schauen sich das Standbild an, da sehen sie dann, dass ich mit der offenen Sohle auf seinem Knöchel war“, sagte Niederlechner. „Das ist wieder ein Grund, warum keiner den Sch… Videobeweis braucht.“ Aber auch diese Entscheidung passte letztlich zu einem alles in allem wenig erbaulichen Nachmittag für Hertha BSC.
Zur Startseite
- Bundesliga
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Hertha BSC
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de