Texas Rangers gewinnen World Series im Baseball: Wenn am Ende fast keiner mehr zuschaut

© Reuters/Matt Kartozian

Texas Rangers gewinnen World Series im Baseball: Wenn am Ende fast keiner mehr zuschaut

Die Einschaltquoten im Außenseiterfinale der Major League Baseball sind historisch schlecht. Schuld daran trägt auch die Liga selbst mit ihrem aufgeblähten Play-off-Modus.

Von Jörg Leopold

Die Major League Baseball (MLB) hat einen neuen Champion, einen den es bisher noch nie gegeben hat. Die Texas Rangers sicherten sich in der Nacht auf Donnerstag den Titel und sind erstmals Sieger der World Series. In der Finalserie gewannen die Texaner vier von fünf Spielen gegen die Arizona Diamondbacks – das letzte mit 5:0 – und durften anschließend feiern.

Interessiert hat das in den USA so wenig Menschen wie noch nie. Die Einschaltquoten für die Serie zweier Außenseiter-Teams waren historisch niedrig und lösten eine Debatte über das neue Format der Play-offs in der MLB aus.

Seit zwei Jahren qualifizieren sich 12 der 30 Mannschaften für die Endrunde um die Meisterschaft. Nach sechs Monaten mit 162 Saisonspielen hat damit immer noch fast die Hälfte der Teams die Chance auf den Titel. Zwar gibt es für die beiden jeweils besten Klubs in der American (AL) wie auch in der National League (NL) nach der Hauptrunde zunächst ein Freilos und zudem haben die Teams mit den besseren Saisonbilanzen den Heimvorteil in den Play-off-Serien. Aber das spielte zumindest in diesem Jahr praktisch keine Rolle.

Die Texas Rangers gewannen beispielsweise alle ihre elf Auswärtsspiele in den Play-offs, auch in der World Series siegten sie dreimal in Arizona. Zuvor hatte es in der Championship Series gegen Titelverteidiger Houston Astros in sieben Spielen sieben Erfolge der Gastmannschaften gegeben. In den insgesamt elf Play-off-Serien setzten sich 2023 acht Mal die Mannschaften mit der schlechteren Hauptrundenbilanz durch. Für die Atlanta Braves, die Los Angeles Dodgers oder die Baltimore Orioles waren 100 und mehr Siege in der regulären Saison letztlich nichts wert.

Das aufgeblähte Play-off-Format sollte mehr Spannung versprechen, stattdessen ist der vermeintliche Höhepunkt der Saison zunehmend beliebig geworden. Nur einmal standen sich im letzten Jahrzehnt tatsächlich die beiden besten Teams der Hauptrunde auch in der World Series gegenüber – und das war 2020, als wegen Corona in einem pandemiebedingten Sonderformat gespielt wurde.

Nun sind unerwartete Ergebnisse natürlich das Salz in der Suppe einer jeden Sportart. Im Baseball allerdings, wo Tradition eine große Rolle spielt, sind die Gefühle diesbezüglich eher gemischt. Lange Jahre folgte auf die Hauptrunde direkt die World Series der Gewinner der jeweiligen Ligen AL und NL. Heutzutage wirkt das wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Inzwischen verwässert die MLB ihr wichtigstes Produkt immer weiter, die World Series bekommt das, was übrig bleibt.

Dass das Rad noch einmal zurückgedreht werden kann, ist unwahrscheinlich. Spätestens aber, wenn irgendwann niemand mehr zusieht, hat die Liga ein Problem. Weniger ist manchmal mehr, im Sport wird diese Erkenntnis allerdings ignoriert – und das bekanntermaßen nicht nur im Baseball.

Den siegreichen Texas Rangers war all das nach ihrem Triumph völlig egal. „Jeder Gewinn einer World Series ist großartig, aber diesen ersten Titel für Texas zu holen, ist unglaublich“, sagte Pitcher Nathan Eovaldi, selbst gebürtiger Texaner und bereits Champion mit den Boston Red Sox im Jahr 2018. Damals schalteten in den USA noch fast doppelt so viele Menschen für die Finals ein.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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