© Lydia Hesse/Tagesspiegel Sex gegen vertrauliche Infos?: Berliner Staatsanwaltschaft klagt 51-Jährigen und 29-Jährige an
Er beriet das Gesundheitsministerium, sie führte mit dem Haus einen Rechtsstreit – gab es zwischen beiden einen unmoralischen Deal? Der Tagesspiegel hatte den Fall recherchiert, nun gibt es eine Anklage.
Hat ein 51-Jähriger einer 29-Jährigen Interna aus dem Bundesgesundheitsministerium gegen Sex und erotische Fotos weitergereicht? Die Berliner Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Bestechlichkeit und Verletzung von Privat- und Dienstgeheimnissen vor und ermittelt gegen die Frau wegen Anstiftung dazu, sowie Bestechung jeweils in drei Fällen.
Anlass der Ermittlungen ist eine große Tagesspiegel-Recherche, die im September 2021 veröffentlicht wurde. Darin beschreibt die mittlerweile Angeschuldigte detailliert, wie es zu dem Kontakt mit dem Berater gekommen sein soll, berichtet von Chats und Dokumenten.
Laut Mitteilung der Staatsanwaltschaft vom Freitag hat der Mann als Teamchef einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zwischen Juli 2020 und Januar 2021 das Ministerium beim Kauf persönlicher Schutzausrüstung, etwa Atemschutzmasken, beraten. In dieser Zeit soll es mehrere Treffen mit der 29‑Jährigen gegeben haben, die als geschäftsführende Gesellschafterin einer GmbH einen Zivilrechtsstreit gegen das Ministerium geführt hat. Darin ging es um Lieferverträge zu Atemschutzmasken.
Mit seiner Hilfe wollte sie einen neuen Kaufvertrag mit dem Ministerium einfädeln
Anfang Juli 2020 soll der Mann ihr angeboten haben, ihr gegen sexuelle Gefälligkeiten in dem Rechtsstreit zu helfen. Anschließend habe es laut Staatsanwaltschaft bei mehreren Treffen „körperliche Annäherungen“ gegeben, außerdem habe ihm die Beschuldigte aufreizende Bilder geschickt. Daraufhin habe sie von dem 51-Jährigen interne Prüfberichte bekommen.
Im Januar 2021 schließlich habe die Frau versucht, den Mann einzuspannen, um einen erneuten Vertrag mit dem Ministerium abzuschließen. (Tsp)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de