Preise im Berliner Nahverkehr: 29-Euro-Ticket kommt ab 2024 – doch Einzelfahrscheine werden teurer

© Imago / Emmanuele Contini Update Preise im Berliner Nahverkehr: 29-Euro-Ticket kommt ab 2024 – doch Einzelfahrscheine werden teurer

Der VBB hat die Wiedereinführung 29-Euro-Ticket für den Bereich AB in Berlin beschlossen. Es soll im ersten Halbjahr 2024 erhältlich sein. Gleichzeitig steigen die Preise für Einzeltickets.

Von Franziska Apfel

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Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) hat beschlossen, das 29-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr in Berlin in den Tarifzonen A und B ab 2024 erneut anzubieten. Das teilte die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt mit. Sie rechnet mit einer Einführung im Frühsommer. Der VBB spricht vom ersten Halbjahr. Auch das Berliner Sozialticket für neun Euro pro Monat soll es weiter geben.

Die genaue zeitliche Umsetzung hängt jedoch laut VBB mit technisch-vertrieblichen Voraussetzungen zusammen. Das Ticket solle ohne Einschränkungen für jeden im Abonnement erhältlich sein und habe eine Mindestlaufzeit von zwölf Monaten. Das Ticket lässt sich nicht für einzelne Monate kaufen. Es gelte zudem nur in den Bereichen A und B. Das personengebundene Ticket schließt eine Fahrrad- oder Personenmitnahme aus. Hunde können jedoch mitgenommen werden.

Details etwa zu der Frage, wie und wo das Ticket abonniert werden könne, seien noch offen, sagte ein VBB-Sprecher am Donnerstag.

Erhöhung der Fahrpreise ab 2024

Neben der Einführung des 29-Euro-Tickets plane der VBB zudem eine Erhöhung der Fahrpreise. Ab dem 1. Januar steigen die Preise für Fahrkarten im Durchschnitt um 6,7 Prozent, wie der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) mitteilte. Grund seien die gestiegenen Kosten für Personal, Kraftstoff und Investitionen, die „die Verkehrsunternehmen im VBB wirtschaftlich sehr stark unter Druck setzen“. Die Einführung des Deutschlandtickets habe ebenfalls Einfluss auf die Tarifgestaltung gehabt.

Der Einzelfahrausweis für den Tarifbereich AB wird damit um 30 Cent teurer und kostet ab dem neuen Jahr 3,50 Euro. Für den weiteren Bereich ABC kostet das Einzelticket künftig 4,40 Euro und damit 40 Cent mehr als bisher. Der Preis für die Vier-Fahrten-Karte für den Bereich AB erhöht sich um 80 Cent auf 10,80 Euro – mit 2,70 Euro pro Fahrt weiterhin die günstigste Alternative. Auch in den kreisfreien Städten Brandenburg an der Havel, Frankfurt Oder und Cottbus steigen um jeweils 20 Cent auf 2,30 Euro, in Potsdam um 10 Cent auf 2,60 Euro. 

Kritik an Schwarz-Rot

Kritik kommt von Seiten der Linken: Das 29-Euro-Ticket sei „verkehrs- und finanzpolitisch falsch“, sagt Kristian Ronneburg, Sprecher der Linksfraktion für Mobilität. Die Entscheidung führe dazu, dass Berlin nach Senatsangaben künftig jährlich bis zu 300 Millionen Euro für die Finanzierung dieses Tickets zahlen wird. Hinzu kommen, so die Linke, 130 Millionen Euro, die weiterhin aus Berlin in die Finanzierung des bundesweit gültigen 49-Euro-Tickets fließen werden. Die zusätzliche „teure Insellösung“ werde zu einer „Kannibalisierung beider Tickets führen“, sagt Ronneburg.

Lars Lindemann, Generalsekretär der FDP Berlin, bemängelt den Beschluss. Berlin könne sich dieses Ticket finanziell nicht leisten, sagt Lindemann. Zudem würden Pendler und ÖPNV-Nutzer, die im C-Bereich Berlins leben, nicht davon profitieren.

Dem stimmt auch der BUND Landesverband Berlin zu. In einer Pressemitteilung heißt es, dass der Senat sich die Chance vergebe, das Deutschlandticket zielgruppengerecht weiterzuentwickeln. Das 29-Euro-Ticket führe zu einer „Kleinstaaterei im Nahverkehr“. Von dem 29-Euro-Ticket profitieren vor allem Pendler mit mittlerem und höherem Einkommen, nicht aber Auszubildende, Studierende oder Sozialticketberechtigte, heißt es weiter.

Auch Robert Rückel, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK), kritisiert den Beschluss zur Wiedereinführung des 29-Euro-Tickets. „Diese Entscheidung wird Berlin und damit uns alle am Ende teuer zu stehen kommen“, sagt Rückel. „Natürlich freut sich jeder über billiges Bahnfahren, doch angesichts multipler Krisen, schwächelnder Konjunktur, Inflation und steigenden Zinsen ist das 29-Euro-Ticket vor allem eine weitere Hypothek für den Landeshaushalt.“ 

SPD zeigt sich optimistisch

SPD-Landesvorsitzende Franziska Giffey begrüßt den Beschluss. Das 29-Euro-Ticket mache „den Umstieg auf den ÖPNV möglich – für eine moderne Mobilität, mehr Klimaschutz und auch für mehr soziale Teilhabe“, sagt Giffey. Zudem sei die Verlängerung des Berlin-S-Tickets für Personen, die Sozialleistungen beziehen, „ein Meilenstein für die soziale Stadt Berlin.“

Die SPD Berlin habe damit ein zentrales Wahlversprechen eingehalten, sagt der Landesvorsitzende der SPD, Raed Saleh. „Im Vergleich zum Deutschland-Ticket entlasten wir die Berlinerinnen und Berliner jetzt um 240 Euro im Jahr“, sagt Saleh. „Und im Vergleich zu früheren Tickets sind das sogar bis zu 684 Euro jährlich.“ Dies sei jedoch in seinen Augen nur ein erster Schritt für eine bessere Vernetzung zwischen Berlin und Brandenburg. Man müsse auch über die Variante ABC diskutieren, sagte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Er sei überzeugt, dass jetzt über eine Gesamtstrategie zum Thema Mobilität in Berlin und Brandenburg gesprochen werden müsse. Saleh wies Kritik aus der Opposition zurück, die SPD wolle mit dem 29-Euro-Ticket nur ihr Wahlversprechen einlösen.

Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) freue sich ebenfalls, den Berlinerinnen und Berlinern bald ein neues attraktives Angebot machen zu können. Mit dem 29-Euro-Ticket sei es möglich, klimaneutral durch die Stadt zu fahren. Die Senatorin sieht das Ticket als „Ergänzung zum erfolgreichen Deutschlandticket.“

Die Kosten für das 29-Euro-Ticket werden ausschließlich vom Land Berlin zu tragen sein. Eine Einführung stehe unter dem Vorbehalt der Verabschiedung des Berliner Doppelhaushalts 2024/2025. Der muss jedoch erst noch vom Abgeordnetenhaus beschlossen werden.

Das 29-Euro-Ticket gab es schon einmal und ist politisch hochumstritten – vor allem wegen des begrenzten Gültigkeitsbereichs. Die damalige rot-grün-rote Landesregierung hatte es für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) im Herbst 2022 als Anschlusslösung für das ausgelaufene 9-Euro-Ticket eingeführt. Mit der Einführung des Deutschlandtickets im Mai 2023 wurde das 29-Euro-Ticket in Berlin wieder abgeschafft. (mit dpa)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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