© Möllers Köttbullar Phänomen „Möllers Köttbullar“: Warum fliegt Berlin auf Fleischklößchen?
Berlins beliebte Köttbullar-Kantine hat eine zweite Filiale eröffnet. Auch hier stehen die Berliner schon Schlange. Was steckt hinter dem Hype?
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„Das Konzept ist schon clever“, wispert ein Gast an einem kleinen Imbisstisch. „Die machen Ikea, aber ohne die Möbel.“ Da ist was dran: Köttbullar sind nicht nur der gemeine Berliner Höhepunkt nach dreistündiger Möbelsuche bei einem Besuch des schwedischen Konsumtempels. „Möllers Köttbullar“ hat 2020 die Türen seines ersten Standorts in der Köpenicker Straße 190 in Kreuzberg aufgestoßen. Die ersten Schlangen bildeten sich dort schon kurz nach dem Start. Im September 2023 hat der Imbiss nun eine zweite Dépendance in der Danziger Straße 26 in Prenzlauer Berg eröffnet.
Auch in der neuen Filiale gehen die Gäste im Minutentakt ein und aus, vor der Tür warten schon die Lieferfahrer. Sonderlich billig ist der schwedische Mittagstisch bei rund zwölf Euro für eine normale Portion nicht. Doch warum in Ikeas Namen stehen die Berliner so sehr auf Fleischklößchen?
Möglicher Grund Nummer eins: die winzige Karte. Beim Fleischklößchen-Imbiss wählen Hungrige nur zwischen veganen und nicht-veganen Bällchen, Kartoffelstampf und Pommes sowie drei Größen – Kinder, Standard, groß. Energieaufwand zur Entscheidung also: minimal.
Weiterer Grund könnte die tatsächlich essbare Fleischalternative sein, die anderswo gern fehlt. Dazu kommen die schlichte Kantinenoptik und die außerordentlich schnelle Zeit von der Bestellung bis zum Klößchen-Mampfen: Die kann es mit McDonalds aufnehmen.
Wo wir gerade dabei sind: Köttbullar sind willkommenes Comfort Food in stürmischen Zeiten – aber keines, das sich so ungesund anfühlt wie ein Fast Food-Burger. Im Gegenteil, Kunden hier kommen sich sogar ein wenig mondän vor: Weiterer möglicher Erfolgsgrund ist schließlich die schmerzhafte Abwesenheit schwedischer Restaurants in Berlin. Klar, wenige herausragende Ausnahmen gibt es auch hier, doch einen Besuch im „Faelt“ muss man sich leisten können. Da ist ein Trip in die Ikea-Kantine machbarer.
„Möllers Köttbullar“ hat diese Lücke entdeckt – und kredenzt den Mittagstisch des Möbelhauses in hochwertiger, zentraler und charmanter Atmosphäre. Sehen wir hier den Aufstieg eines Fleischklößchen-Imperiums? Es wäre keine Überraschung.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de