© dpa/Christoph Soeder Nur noch 500 von 32.000 Plätzen frei: Flüchtlingsunterkünfte in Berlin fast vollständig belegt
Die Lage bei der Flüchtlingsunterbringung bleibt angespannt. Fast alle ukrainischen Kriegsflüchtlinge müssen länger als geplant in Tegel bleiben. Diese neuen Standorte sollen helfen.
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Die Unterkunftssituation von Geflüchteten in Berlin bleibt extrem angespannt. Von 32.055 Plätzen, die es in Berlin gibt, waren zuletzt nur noch 540 frei verfügbar. Die bestehenden Plätze seien „fast vollständig belegt“, heißt es im Halbjahresbericht zur Flüchtlingsunterbringung der Senatsverwaltung für Soziales an das Abgeordnetenhaus.
Von den freien Betten stehen demnach 274 in Gemeinschaftsunterkünften, 211 in Aufnahmeeinrichtungen und 55 in nicht regelhaft belegten Unterkünften zur Verfügung. Eine Belegungssteuerung, um auf den Schutzbedarf mancher Personen sowie eine gemeinsame Unterbringung von Familien reagiert werde, sei nicht mehr gewährleistet, schreibt die Sozialverwaltung.
Dafür wären mindestens 800 bis 1200 Plätze im Land Berlin nötig. „Diese stehen seit Mai 2022 nicht mehr zur Verfügung, da die Steuerungsreserve durch die erhöhten Zugänge von Geflüchteten aus der Ukraine sowie anderen Herkunftsländern sukzessive aufgebraucht wurde.“
Fehlende Plätze führen zu mehr Enge in den Unterkünften
Dabei habe das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) wegen der hohen Nachfrage durch Verdichtung 1100 zusätzliche Plätze geschaffen, hieß es. Dadurch sollten mehr Menschen aus den Ankunftszentren verlegt werden. Die zunehmende Enge erschwere das Zusammenleben der Geflüchteten, weshalb „mit mehr Konflikten in den Unterkünften gerechnet werden muss“, schreibt das Haus von Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD). Es müsse zusätzliches Personal bereitgestellt werden, um darauf zu reagieren.
Wie groß der Bedarf an weiteren Plätzen ist, zeigt die schwierige Situation in den Ankunftszentren. In der Unterkunft auf dem Gelände der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik befanden sich laut Bericht 601 Asylbegehrende, die an anderer Stelle untergebracht werden müssten.
Fast alle Ukrainer müssen länger als geplant im Ankunftszentrum bleiben
Im Ukraine-Ankunftszentrum im ehemaligen Flughafen Tegel waren zuletzt 2805 Kriegsflüchtlinge untergebracht, mit 2729 von ihnen fast alle länger als die vorgesehenen maximal drei Tage.
Rund 3300 Geflüchtete aus den Ankunftszentren müssten demnach anderweitig untergebracht werden. Der Senat hatte auf die schwierige Situation in Tegel reagiert und begonnen, die sozialen Angebote auszubauen.
CDU-Fraktionschef Stettner für Großstandorte in Tempelhof und im ICC
Laut Senat werden in diesem Jahr bis zu 12.000 zusätzliche Plätze gebraucht, um die Unterbringung neu ankommender Flüchtlinge zu gewährleisten. „Sofern sich die Fluchtbewegungen verstärken, ist zu erwarten, dass sich der Bedarf erhöht“, schreibt die Sozialverwaltung.
Um neue Plätze zu schaffen, hat der Senat die Projektgruppe „Großflächige Unterkünfte“ initiiert. Sie soll nach kurzfristig nutzbaren Großstandorten suchen, auf denen Leichtbau- oder Traglufthallen, Zelte oder Container aufgestellt werden können. CDU-Fraktionschef Dirk Stettner hatte dafür weitere Flächen am ehemaligen Flughafen Tempelhof sowie das ICC ins Gespräch gebracht.
Neue Gebäude, auch Hotelplätze, werden angemietet
Auch mietet das Land mittlerweile wieder Hotelplätze an. Mitte Mai waren es 940. Vier weitere Unterkünfte mit einer maximalen Kapazität von bis zu 1350 Plätzen seien angemietet. Nach baulichen Maßnahmen sollten sie im Juli oder spätestens im September belegt werden können.
Zudem befinden sich laut Sozialverwaltung sechs Standorte für modulare Flüchtlings-Unterkünfte (MUF) im Bau. Ein weiterer Standort am Hassoweg in Altglienicke mit 480 Plätzen wurde Anfang Juni bereits an das LAF übergeben und soll den Betrieb im August aufnehmen. Drei Standorte in Charlottenburg-Wilmersdorf, Pankow und Treptow-Köpenick sollen bis zum Jahresende fertig werden. Sie würden rund 1200 Plätzen bringen.
Allerdings geht es bei vielen anderen MUF-Projekten nicht voran. „Bei einer Vielzahl der derzeit noch in Planung befindlichen MUF stockt die Umsetzung“, erklärt die Sozialverwaltung.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de