© Reuters/Nathan Ray Seebeck
NFL-Football in Frankfurt: Kansas City Chiefs besiegen Miami Dolphins
Die deutschen Football-Fans erleben am Sonntag ein Football-Spektakel. Die Entscheidung in einem zum Ende hin hochspannenden Spiel fällt erst kurz vor Schluss.
Von Jörg Leopold
Mitte des ersten Viertels wurde es richtig laut im Frankfurter Stadion. Nicht, dass es zu Beginn des NFL-Spiels zwischen den Kansas City Chiefs und den Miami Dolphins leise auf den Rängen zugegangen wäre – ganz im Gegenteil. Die Stimmung war mindestens so gut wie im Arrowhead Stadium, dort, wo der Super-Bowl-Champion aus Kansas City normalerweise seine Heimspiele austrägt. Doch dann wurden in einer Spielpause zwei Fans am Spielfeldrand interviewt, die aus Hamburg angereist waren. Er fiel vor ihr auf die Knie – ein Heiratsantrag! Sie sagte ja, die Menge tobte.
American Football in Deutschland, das ist immer noch speziell. Nach München im Vorjahr durfte diesmal Frankfurt Gastgeber für die größte Sportliga der Welt spielen – und darf es nächste Woche sogar noch ein zweites Mal tun. Gut 50.000 waren im mit Spannung erwarteten Duell zweier NFL-Topteams am Sonntagnachmittag live dabei, Hunderttausende mehr wären es auch gern gewesen. Die Vorfreude war riesig, schon Stunden vor dem Spiel strömten die Fans in Footballtrikots zum Stadion – und das nicht nur in denen der Chiefs oder Dolphins.
Als es dann um 15.30 Uhr losging wurde schnell deutlich, dass Kansas City um Superstar Patrick Mahomes tatsächlich ein Heimspiel hatte: Die ersten gelungenen Offensivaktionen wurden frenetisch gefeiert und als Miami später erstmals am Ball war, wurde es so laut, dass auf dem Feld nichts mehr zu verstehen war und die Dolphins eine Auszeit nehmen mussten.
50.023Fans waren in Frankfurt am Sonntag im Stadion, rund eine Million Ticketwünsche hatte es gegeben.
Zu diesem Zeitpunkt stand es schon 7:0 für die Chiefs, im ersten Drive führte Mahomes seine Mannschaft spielerisch leicht über das Feld und vollendete einen kurzen Pass zum Touchdown. Damit begann das Spiel exakt so, wie viele erwartet hatten, die angesichts der Starpower auf beiden Seiten von einem Offensivspektakel ausgegangen waren. Doch nach dem ersten erfolgreichen Spielzug tat sich lange nichts, es wurde merklich ruhiger auf den Rängen. Auch weil sich nicht in jeder der zahlreichen Unterbrechungen eine Heirat anbahnte.
Knapp drei Minuten vor der Pause änderte sich das wieder, Mahomes warf seinen zweiten Touchdown-Pass und als Miami kurz davor war im Gegenzug auch endlich die ersten Punkte zu erzielen, eroberte die Chiefs-Defensive den Ball und Bryan Cook trug ihn anschließend über das halbe Feld zurück in die Endzone. 21:0 stand es zur Pause – eine Vorentscheidung?
Nicht im American Football, schon gar nicht in der NFL. Miami verkürzte im dritten Viertel mit zwei eigenen Touchdowns auf 14:21, dem zweiten ging ein Ballverlust von Mahomes voraus. Plötzlich waren auch die Dolphins-Fans zu hören. Und alle jene, die vor allen Dingen ein spannendes Spiel sehen wollten, schlossen sich diesen Anfeuerungen an.
Tua Tagovailoa, der einzige linkshändige Quarterback, brachte nun seine Pässe an den Mann – die lange Zeit stabile Defensive der Chiefs wackelte und wurde zunehmend müde. Zwischendrin erklang der Country-Klassiker „West Virginia“ von John Denver, das Stadion stimmte ein und die Football-Fans ließen es in einem Lichtermeer erstrahlen. Anschließend waren alle bereit für die Schlussphase.
In der kamen die Dolphins tatsächlich noch einmal an den Ball. Doch eine Minute vor dem Ende rutschte Tagovailoa der Ball beim vierten Versuch aus den Händen. Kansas City war wieder im Angriff und ließ die Uhr zum 21:14-Sieg herunterlaufen. Im Stadion feierten die Fans mit Gesängen und lautem Applaus Sieger, Verlierer und vor allem den Football.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de