Nach Millionenrettung vom Land: Bank fordert mehr Eigenkapital – Berliner „Diese eG“ unter Druck

© imago images / Christian Ditsch Nach Millionenrettung vom Land: Bank fordert mehr Eigenkapital – Berliner „Diese eG“ unter Druck

Sie sprang beim Vorkaufsrecht gegen private Investoren ein, das fehlende Geld schusterte die Politik zurecht. Doch das geringe Eigenkapital macht nun Probleme.

Von

Die Genossenschaft „Diese“ hat offenbar finanzielle Probleme. Sie wurde mit Millionensummen vom Land Berlin gerettet, nun braucht sie neues Geld: Ihre Bank fordert eine Aufstockung des Eigenkapitals, um die Kredite besser abzusichern. Das geht aus mehreren Schreiben der Genossenschaft hervor.

Die Diese eG war 2019 von Vertrauten des Baustadtrats von Friedrichshain-Kreuzberg, Florian Schmidt (Grüne), gegründet worden. Der Bezirk zog sein Verkaufsrecht, um die Veräußerung mehrerer Wohnhäuser an private Investoren zu verhindern. Die damals als gemeinwohlorientiert dargestellte Diese eG bekam die Häuser, hatte aber nicht das nötige Geld.

Die gestiegenen Baukosten haben unsere Finanzen belastet.

Diese eG in einem Schreiben an ihre Mitglieder.

Rot-Grün-Rot rettete die Genossenschaft dann mit mehr als 20 Millionen Euro vor der Pleite und schusterte Fördervorgaben zurecht. Der Rechnungshof attestierte Schmidt pflichtwidriges Verhalten, weil er die Finanzen nicht ausreichend prüfte und rechtliche Vorgaben missachtete.

Ob die Mieter vor Investoren gerettet wurden – unklar. Ihre Belastung ist bei der Diese eG enorm. Erst im April wurden die Pflichtanteile an der Genossenschaft von 500 auf 550 Euro pro Quadratmeter erhöht – zusätzlich zur Miete.

© TSP/Doris Spiekermann-Klaas TSP

Denn die Diese eG muss auf Druck ihrer Bank das Eigenkapital – also die Summe aller Genossenschaftsanteile – von aktuell elf auf 20 Prozent steigern. In einem Schreiben an Mieter heißt es, „dass für die Bereitstellung des Bankdarlehens zusätzliche Erträge“ und „zur Reduzierung der Darlehenssumme zusätzliches Eigenkapital benötigt“ werden.

Mieter sollen zahlen – wegen der „von der Bank geforderten Voraussetzungen“

Ein Beispiel: Für die Sanierung der Boxhagener Straße 32 sollen Bestandsmieter 1,30 Euro pro Quadratmeter draufzahlen oder die erhöhten Pflichtanteile erwerben. Das sei nötig, „um die von der Bank geforderten Voraussetzungen zu erfüllen“. Die 550-Euro-Variante werde bevorzugt, sie stelle „Liquidität sicher“. Fristablauf: 28. Juli. Wer nicht mitmacht, bekommt einen Mietaufschlag von 1,95 Euro pro Quadratmeter.

Weiteres Indiz für die Geldnot: Die Diese eG bittet die Mitglieder um Darlehen, „die gestiegenen Baukosten haben unsere Finanzen belastet“. Zur Überbrückung, bis die Bank neues Geld gibt, sei schnell eine halbe Million Euro nötig – als Darlehen von 20 Mitgliedern zu je 25.000 Euro mit sechs Monaten Laufzeit. Es liefen auch Gespräche mit Investoren. Die Diese eG wollte sich bislang nicht äußern.

Zur Startseite

  • Friedrichshain-Kreuzberg

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Comments (0)
Add Comment