© dpa/Jon Super Menschen, die Pferde sterben sehen wollen: Das ist kein Sport!
Beim Grand National starben am Wochenende drei Pferde. Das Leid der Tiere als Massenbelustigung sollte keine große Zukunft mehr haben.
Ein Kommentar von Claus Vetter
Seit 1836 gibt es das Grand National. Das höchstdotierte Pferdehindernisrennen im Vereinigten Königreich ist Jahr für Jahr ein Spektakel mit hohen Wetteinsätzen, tausenden Menschen an der Strecke und – vielen toten Pferden. Gleich drei waren es bei der jüngsten Ausgabe des Rennens am Wochenende. 62 Pferde sind seit dem Jahr 2000 auf dem Aintree National Circuit ums Leben gekommen.
Veranstaltungen, bei denen Menschen zu ihrer Belustigung Tiere quälen, haben eine lange Tradition – besonders in Großbritannien, wo bis 2004 die Fuchsjagd noch als Hundesport verkauft werden durfte.
Die Frage, wo hört der Sport auf und wo fängt die Tierquälerei an, steht im Raum: Das Grand National kann nicht mehr als Sport durchgehen, es ist fast so ein Härtefall wie der Stierkampf. Wobei dort ja (zumindest in Spanien) das Ende des Tieres schon vor dem ungleichen Kampf besiegelt ist.
Beim Hauptrennen verunglückte ein Pferd schon am ersten Zaun tödlich
Das Vorhaben, das Rennen noch einmal sicherer für die Pferde zu machen, ist unnütze Folklore. Genauso unsinnig ist der Vorwurf eines Trainers von vor Ort, die protestierenden Tierschützer am Rande des jüngsten Grand Nationals hätten ein Pferd auf dem Gewissen, weil ihre Proteste direkt an der Strecke die Tiere aufgeregt hätten.
Die Tage von derlei Veranstaltungen sollten gezählt sein. Im Modernen Fünfkampf machen sie es ja bald ohne Pferde. Im olympischen Springreiten, der Dressur oder dem Galopp und auch im Trabrennen geht es ja weitenteils ungleich moderater zu als beim Grand National. Auch wenn es etwa bei den genannten Disziplinen sicher nicht mehr lange dauern wird, bis auch da die Diskussionen um das Tierwohl lauter werden. Im Zirkus zum Beispiel ist es inzwischen so, dass immer weniger dressierte Tiere zur Publikumsbelustigung in die Manege geschickt werden und dort Dinge machen müssen, die sie nicht machen wollen.
Eines ist klar, die Massen wie beim Grand National berauschen sich an der Sensation, der fatalen Dramatik des brutalen Spektakels. Beim Hauptrennen am Samstag vor 70.000 Zuschauenden stürzte „Hill Sixteen“ schon am ersten Zaun und brach sich das Genick. Dass das grauenvolle Ende von Pferden dazugehört, ist überflüssig, was es 1836 übrigens auch schon war.
Claus Vetter hält die offensichtliche Tierquälerei beim Grand National für völlig überholt.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de