© Kitty Kleist-Heinrich TSP Kein Wettkampf mehr in der Grundstufe: Bundesjugendspiele werden reformiert
Ab dem nächsten Schuljahr soll bei den Bundesjugendspielen in den Klassen 1 bis 4 weniger streng bewertet werden.
Von
- Shaynah Al-Ibrahim
In diesem Schuljahr war bei den Bundesjugendspielen noch alles wie immer. Beim Laufen, Springen und Werfen, beim Schwimmen oder Geräteturnen haben sich die Kinder und Jugendlichen miteinander gemessen. Am Ende bekamen die guten und sehr guten Schülerinnen und Schüler eine Sieger- oder Ehrenurkunde, die anderen nur eine Teilnehmerurkunde. Der Wettkampfcharakter der Bundesjugendspiele hat schon oft zu Kritik geführt. Weniger sportliche Kinder würden dadurch beschämt, so die Kritik.
Im kommenden Schuljahr wird es nun zumindest in den Grundschulklassen eins bis vier weniger leistungsorientiert zugehen. Statt der Kategorie „Wettkampf“ darf in diesen Klassen nur noch ein „bewegungsorientierter Wettbewerb“ stattfinden. In der Disziplin Geräteturnen sind nach Angaben der Bundesjugendspiele weiterhin beide Wettbewerbsformen erlaubt.
Urkunden gibt es weiterhin
Beim Wettbewerb wird anders als beim Wettkampf nicht nach einer normierten Punktetabelle bewertet, sondern die Bewertungen orientieren sich am Leistungsvermögen einer Jahrgangsstufe oder Klasse. Urkunden gibt es weiterhin, jedoch nach einer festen Verteilung. Die besten 20 Prozent der Gruppe erhalten Ehrenurkunden, 50 Prozent Siegerurkunden und 30 Prozent Teilnehmerurkunden.
„Bei den Bundesjugendspielen geht es insbesondere darum, sich zu bewegen, Freude zu haben und sein Bestes zu geben. Vor allem aber geht es auch um Fairness, Respekt, Teamfähigkeit und soziale Kompetenzen“, heißt es auf der Webseite der Bundesjugendspiele.
Wir haben eine Leistungsgesellschaft, und auf die sollten die Kinder vorbereitet werden.
Karina Jehniche, Vorsitzende des Interessenverbandes Berliner Schulleitungen
Nicht bei allen kommen die Änderungen gut an. So gibt die Vorsitzende des Interessenverbandes Berliner Schulleitungen (IBS), Karina Jehniche, zu bedenken: „Wir haben eine Leistungsgesellschaft, und auf die sollten die Kinder vorbereitet werden.“ Jehniche leitet die Christian-Morgenstern-Grundschule in Staaken. Madita Rach, Sportlehrerin an der Schule, ist dagegen anderer Meinung. „Ich finde es gar nicht so schlecht. Es geht mehr um den Spaß, der sollte im Vordergrund stehen“, sagt Madita Rach. Kinder bräuchten eine Rückmeldung zu ihrer Leistung, allerdings nicht in Form von Noten.
IBS-Vorsitzende Karina Jehniche hat Zweifel, dass die Reform unsportlicheren Kindern einen Vorteil bringt: „Es gibt Kinder, die ein Bewegungsproblem haben, sie haben es ohnehin, es würde nicht viel ändern.“ Kinder müssten jedoch lernen, mit Rückschlägen umzugehen.
Die Bundesjugendspiele seien ein wichtiges Element der Bewegungsförderung in der Schule, sagt Thomas Härtel vom Landessportbund. „Wie sie ausgestaltet sind, darüber kann man immer diskutieren.“ Grundsätzlich befürworte der Landessportbund Leistungsanreize im Sportunterricht, „da Kinder sich auch im Grundschulalter gern bewegen und Wettbewerbsformen spannend finden.“ Wichtig sei eine gute Vorbereitung, bei der Kinder nicht überfordert würden.
Zur Startseite
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de