© dpa/Bernd von Jutrczenka Exklusiv „Grundlage für mehr Gleichberechtigung“: Berlins Sozialsenatorin will Kampf gegen Altersdiskriminierung ins Grundgesetz schreiben
Es sei traurige Wahrheit, dass Menschen wegen ihres Alters benachteiligt würden, sagt die Senatorin. Sie schließt sich einer Forderung der Bundesbeauftragten Ataman an.
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Berlins Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) unterstützt den Vorschlag der Antidiskriminierungsbeauftragten des Bundes, Ferda Ataman, mit einer Grundgesetzänderung gegen Altersdiskriminierung vorzugehen. „Eine Änderung von Artikel 3 im Grundgesetz wäre ein richtiger Schritt, ein wichtiges Signal und eine zentrale Grundlage für mehr Gleichberechtigung – auch von lebenserfahrenen Menschen“, sagte sie dem Tagesspiegel. Kiziltepe ist auch Senatorin für Gleichstellung und Antidiskriminierung.
Ferda Ataman hatte Altersdiskriminierung am Freitag als eine der „am meisten unterschätzten Diskriminierungsphänomene“ in Deutschland bezeichnet. Sie wolle den Grundgesetzartikel 3 um den Begriff „Lebensalter“ ergänzen, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Bereits im Januar hatte sie rechtliche Änderungen gefordert.
Artikel 3 des Grundgesetzes besagt, dass niemand wegen einer Behinderung, seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden darf. Ataman will das Alter in den Artikel aufnehmen.
Menschen über 50 haben einen großen Schatz an Potenzialen und Erfahrungen, die wir als Gesellschaft viel stärker wertschätzen sollte.
Cansel Kiziltepe (SPD), Sozialsenatorin in Berlin
Berlins Sozialsenatorin schloss sich dem Vorstoß nun an und sagte zur Begründung, es sei leider traurige Wahrheit, dass Menschen aufgrund ihres Alters diskriminiert werden, etwa bei Bewerbungen, im digitalen Zugang oder bei der Gewährung von Krediten. „Dabei haben Menschen über 50 einen großen Schatz an Potenzialen und Erfahrungen, die wir als Gesellschaft viel stärker wertschätzen sollten.“
Die Senatorin will die Berliner Seniorenwoche dazu nutzen, auf Altersdiskriminierung aufmerksam zu machen und darüber zu diskutieren, wie sie schnell beseitigt werden kann. Am Sonnabend beginnt die 49. Berliner Seniorenwoche, die in diesem Jahr unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ stattfindet.
Bis zum 1. Juli werden zahlreiche Aktivitäten und Veranstaltungen angeboten, um ältere Menschen zusammenzubringen und ihnen die Möglichkeit für Austausch zu geben. Das Angebot reicht von Sportkursen und Musikveranstaltungen bis zu Workshops zur Benutzung von Smartphones.
Im Kampf gegen Altersdiskriminierung sieht Kiziltepe Berlin weiter als andere Länder. In Berlin gelte als einzigem Bundesland ein Landesantidiskriminierungsgesetz, in dem auch die Diskriminierung wegen des Lebensalters adressiert werde, sagte sie. „Das darf uns aber nicht ausreichen.“
Im Berliner Antidiskriminierungsgesetz ist unter anderem festgeschrieben, dass kein Mensch im Rahmen öffentlich-rechtlichen Handelns wegen „des Lebensalters“ diskriminiert werden dürfe.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de