© imago/Eibner/IMAGO/Eibner-Pressefoto/Memmler
Fußball-Nationalteam: Das Selbstvertrauen ist zurück
Drei Spiele, drei Siege: Unter Interimsbundestrainer Horst Hrubesch läuft es wieder bei den deutschen Fußballerinnen.
Von
- David Joram, dpa
- Ulrike John, dpa
Interimsbundestrainer Horst Hrubesch will am Dienstag (19.30 Uhr/sportschau.de) in Swansea gegen Wales den nächsten Schritt mit den deutschen Fußballerinnen in Richtung der Olympischen Spiele in Paris 2024 machen. Nach dem richtungsweisenden 3:0 gegen Dänemark in Rostock steht das DFB-Team kurz vor dem Gruppensieg in der Nations League. Hrubesch hat in kurzer Zeit neue Euphorie entfacht.
Aus einem verunsicherten Team hat das HSV-Idol wieder eine leidenschaftlich und mutig auftretende Auswahl gemacht, auch wenn die EM-Zweiten von 2022 den Abstand zu absoluten Weltklasse-Teams erst wieder verringern und beim Final-Turnier der Nations League eines der beiden Olympia-Tickets erkämpfen müssen. DFB-Sport-Geschäftsführer Andreas Rettig sagte nach dem 3:0 in Rostock gegen Dänemark: „Man sieht, die Mannschaft hat eine ganz andere Körpersprache. Sie brennt, sie läuft für den Trainer.“
Die Veränderung im Vergleich zur Amtszeit von Ex-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg beschreibt Giulia Gwinn vielleicht am besten: „Es wird sich wieder auf die Basics besonnen. Es kommt nicht zu viel Input, sondern wir bleiben einfach bei uns.“ Voss-Tecklenburg hatte bei der Spielvorbereitung und in Lehrgängen versucht, „Lösungen anzubieten“, wie sie selbst gerne sagte. Aber auf dem Rasen fiel den Spielerinnen, vor allem in der Offensive, oft nicht viel ein.
Hrubesch gibt dem Team durch die Bank weg Vertrauen.
Kapitänin Alexandra Popp
Nach schwachen Testspielen und dem WM-Aus in der Vorrunde in Australien unter Voss-Tecklenburg war deren langjährige Assistentin Britta Carlson mit einem 0:2 in Dänemark in die Nations League gestartet. Zwar folgte ein 4:0 gegen Island unter ihrer Regie, doch Hrubesch hat nun drei Siege in drei Spielen vorzuweisen. Darunter das überzeugende 3:0 im Rückspiel gegen die Däninnen.
Zwei große Gewinnerinnen unter Hrubesch sind Sjoeke Nüsken und Sarai Linder: Die flexibel einsetzbare Ex-Frankfurterin Nüsken, kurz vor der EM 2022 noch aus dem Kader geflogen und unter Voss-Tecklenburg selten mit guten Karten, spielt derzeit auch beim FC Chelsea groß auf, neben der in der Vergangenheit öfter verletzten Münchnerin Sydney Lohmann. Die Hoffenheimerin Linder war unmittelbar vor der WM aus dem DFB-Aufgebot gestrichen worden und glänzt jetzt als Linksverteidigerin.
„Hrubesch gibt dem Team durch die Bank weg Vertrauen“, sagte Kapitänin Alexandra Popp. „Also nicht nur irgendwie eins bis elf, sondern allen.“ Zuvor gab es klare Rollenverteilungen mit Stammkräften und Backup. So war die inzwischen aus privaten Gründen zurückgetretene Melanie Leupolz quasi Ersatz für Lena Oberdorf im defensiven Mittelfeld und beklagte sich kürzlich in der Film-Doku: „Wenn ich nur denke, ich bin Backup und kann eh nichts machen, dann könnte ich nie mein Leistungsmaximum erreichen.“ Sie habe deshalb versucht, das etwas auszublenden.
Gegen Dänemark zauberte Hrubesch zudem Elisa Senß auf den Platz. Die Leverkusenerin gab mit 26 Jahren ein starkes Länderspiel-Debüt. Auch die Hoffenheimerin Paulina Krumbiegel hat bei Hrubesch gute Karten.
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de