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„Es überwiegt der Ärger“: Das bittere deutsche Darts-Ende im Ally Pally
England feiert, die Deutschen fahren nach Hause: Bei der Darts-WM in London sind die Verhältnisse vorerst geklärt. Das bittere Aus für Pietreczko ist Schlusspunkt einer Serie von Niederlagen.
Von Patrick Reichardt, dpa
Die Bilder von Ricardo Pietreczko waren sinnbildlich für das schnelle deutsche Ende im Alexandra Palace. Der besiegte Pietreczko stand etwas verloren auf der größten Darts-Bühne der Welt und musste zusehen, wie Gegner Luke Humphries sein beeindruckendes WM-Comeback ausgelassen und laut brüllend bejubelte.
„Das ist sehr, sehr ärgerlich“, sagte Pietreczko, Spitzname Pikachu, nach dem in höchstem Maße bitteren 3:4 trotz zwischenzeitlicher 3:1-Führung. So ganz verstanden hatte er diese Wendung im verrückten Darts-Tempel von London selbst noch nicht.
Qualität und Abgezocktheit fehlten
Die Verhältnisse zwischen Deutschland und dem Darts-Mutterland England sind unmittelbar nach Weihnachten eindeutig geklärt worden. Alle vier Duelle der dritten Runde gingen an die Lokalmatadoren. Während England ein Jahr nach dem WM-Titel von Michael Smith den nächsten Triumph im Ally Pally herbeisehnt, ist das Abenteuer für das deutsche Quartett im Norden Londons vorzeitig beendet. „Man muss das Positive mitnehmen“, sagte Florian Hempel, der trotz ordentlicher Leistung beim 0:4 gegen Stephen Bunting am Donnerstag chancenlos war.
Zu gern hätte das Quartett Pietreczko, Hempel, Gabriel Clemens und Martin Schindler den unerwarteten Halbfinal-Coup von Clemens aus dem Vorjahr wiederholt. Doch diesmal fehlte entweder die Qualität (Clemens verlor klar mit 1:4 gegen Dave Chisnall) oder die Abgezocktheit in den entscheidenden Momenten. Neben Pietreczko musste sich auch Schindler nach einem 3:4 verabschieden. Ab dem WM-Achtelfinale geht es ohne deutsche Beteiligung weiter. Das war mit Ausnahme der Jahre 2021 und 2023 immer so.
Kein Deutscher unter den Top 20
„Ich muss sagen, es überwiegt der Ärger – weil es stand 3:1“, sagte Pietreczko. Der 29 Jahre alte Nürnberger hatte die große Überraschung vor Augen. Ein Coup über den schwächelnden Humphries hätte sein großes Jahr vorläufig gekrönt. Doch der Topfavorit fand trotz der gewaltigen Unterstützung der deutschen Fans für Pietreczko rechtzeitig zu seinem Spiel zurück und gewann die Sätze fünf, sechs und sieben mit starker Leistung. Auch nach der WM wird damit kein deutscher Profi unter den besten 20 der Weltrangliste zu finden sein.
Ich muss sagen, es überwiegt der Ärger – weil es stand 3:1.
Ricardo Pietreczko nach der Niederlage
Während die ungesetzten Pietreczko und Hempel die Erwartungen mit zwei Siegen erfüllten, dürfte der frühe K.o. in Runde drei dem etablierten Duo Clemens und Schindler mehr zusetzen. Schon vor der WM hatte Schindler eingeordnet: „Ich glaube, man kann das insgesamt sehen, dass die Deutschen immer näher kommen. Näher kommen ist das, was den Deutschen aber nicht reicht. Die Deutschen möchten gerne Turniersiege sehen.“
2024 Chancen in Frankfurt und Dortmund
Das traf auch genau auf die – vor allem vor Weihnachten starken – Tage im Ally Pally zu. Die Deutschen waren ordentlich dabei, aber um die große Sid Waddell Trophy werden nach dem Jahreswechsel und bis zum 3. Januar mal wieder andere spielen.
Was bringt 2024 für das Quartett und die weiteren deutschen Profis? In jedem Fall genug Chancen, es vor eigenem Publikum besser zu machen. Die Team-WM in Frankfurt im Juni sowie die EM in Dortmund sind Höhepunkte der Saison, bevor es Mitte Dezember wieder zur alles überstrahlenden WM nach London geht.
In Clemens, Schindler und Pietreczko zählen inzwischen drei Profis zur erweiterten Weltspitze. Einen Makel haben sowohl der 40 Jahre alte Clemens als auch Schindler (27): Beide haben beim Weltverband PDC bislang keinen Titel gewonnen.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de