Duell der Krisenklubs gegen Werder Bremen: Eine Chance, die der 1. FC Union nicht verspielen darf

© dpa/Andreas Gora Duell der Krisenklubs gegen Werder Bremen: Eine Chance, die der 1. FC Union nicht verspielen darf

Die Berliner haben die vergangenen neun Spiele alle verloren und brauchen unbedingt ein Erfolgserlebnis. Bei Werder sieht es kaum besser aus – und die Statistik spricht für Union.

Von Kit Holden

Es ist ein kurioses Doppelleben, das der 1. FC Union Berlin gerade führt. Am Dienstag stand man neben der SSC Neapel noch auf dem roten Teppich des europäischen Fußballs, und wirkte dort alles andere als fehl am Platz. Am Sonnabend (15.30 Uhr, Sky) wird man mit Werder Bremen im Schlamm des Bundesliga-Kellers ums sportliche Überleben ringen. 

Um nichts weniger geht es schließlich an diesem Wochenende im Weserstadion. Obwohl die Saison noch jung ist, nahm Urs Fischer vor dem Duell der Krisenklubs kein Blatt vor den Mund. „Es geht um den Klassenerhalt“, sagte der Trainer des 1. FC Union vor der Reise in den Norden. Nach neun Niederlagen in Folge braucht Union dringend wieder ein Erfolgserlebnis, und zwar nicht nur als Seelenbalsam. So langsam geht es auch darum, der gefährlichen Schwerkraft des Abstiegskampfs entgegenzuwirken.

„Es ist ein ganz wichtiges Spiel, um wieder in die Spur zu kommen“, betonte Fischer, der wie so oft in den vergangenen Wochen auch am Donnerstag versuchte, eine positive Haltung auszustrahlen. Die kämpferische und kompakte Leistung bei der 0:1-Niederlage gegen Neapel habe ihm Mut gemacht, so der Trainer. „Die Art und Weise, wie die Mannschaft auftritt, zeigt, dass die Mannschaft sehr solidarisch damit umgeht.“ 

Solidarität ist das eine, Ergebnisse sind das andere. Gegen Neapel darf man mal verlieren, wie auch gegen Real Madrid, Borussia Dortmund, Rasenballsport Leipzig oder einen formstarken VfB Stuttgart. Ein Spiel wie jenes gegen Bremen bietet aber in der jetzigen Serie eine Gelegenheit, die man nicht verspielen darf.

Eigentlich war man schon einmal hier. Vor einem Monat hatte Union beim Aufsteiger 1. FC Heidenheim eine ähnliche Chance, die damals noch junge Pleitenserie zu beenden. Hätten die Köpenicker damals gewonnen, würde aktuell wohl alles halb so wild erscheinen. Man verlor aber und ließ die Krise so langsam von dem Papier in die Köpfe migrieren. 

Das ist gerade vor allem im Angriff zu spüren. Am Dienstag hat sich tatsächlich gezeigt, dass Union nach der Rückkehr von Rani Khedira und Robin Knoche langsam zur alten Stabilität zurückfindet. Nach vorne blieben die Köpenicker aber unpräzise und vor allem auch zögerlich. Stolze 108 Torschüsse hat Union in dieser Saison abgeliefert, und steht mit dieser Statistik sogar in der oberen Tabellenhälfte. Echte Großchancen sind aber seit Wochen eine Seltenheit. 

Einige Beobachter, wie etwa Unions früherer Sportdirektor Christian Beeck, haben dafür die fehlende Qualität im Angriff verantwortlich gemacht. Am auffälligsten war aber in den letzten Wochen eher die Überzeugung und das Selbstvertrauen, die Unions Offensivkräfte nicht mehr ausstrahlen. Man versteckt sich, schießt oft nur aus der Distanz und läuft zu oft ins Leere. Auch Fischer betonte diese Woche, dass das Spiel in Bremen vor allem im Kopf gewonnen würde. Es gehe um Mentalität und Leidenschaft, so der Trainer. 

Da hilft es nicht, dass es neben dem Platz auch unruhig wird. Mit der Suspendierung von David Fofana sowie den italienischen Medienberichten über den vermeintlichen Frust von Leonardo Bonucci gibt es in der berühmten Köpenicker Wagenburg plötzlich einen Hauch von FC Hollywood. „Wir liefern Euch Schlagzeilen“, beschwerte sich Fischer auf der Pressekonferenz. 

Während Fofana am Sonnabend nur zuschauen wird, könnte Bonucci für den verletzten Danilho Doekhi wieder in die Startelf zurückkehren. Auch beim zuletzt angeschlagenen Jerome Roussillon gab Fischer vorsichtig grünes Licht, was die zuletzt sehr prekären Personalsituation auf den Außenbahnen entspannen sollte. 

Grund zum Optimismus gibt es aber vor allem in den Geschichtsbüchern. In bisher drei Spielen hat Union noch nie in Bremen verloren. Es gab drei Siege und sechs Tore – eine Serie, die aus Köpenicker Sicht ruhig noch weitergehen darf. 

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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