DFB-Pokalfinale in Berlin: „Knackig und eng“

© IMAGO/motivio DFB-Pokalfinale in Berlin: „Knackig und eng“

Eintracht Frankfurt und RB Leipzig streiten sich um den DFB-Pokal, das Spiel im Berliner Olympiastadion ist für beide Trainer eminent wichtig.

Von Claus Vetter

Am Freitagmittag knatterten die ersten Fußball-Touristen und -Touristinnen gekleidet in Trikots der Frankfurter Eintracht mit ihren Rollkoffern über die Bahnsteige Berlins. Es war war ein kleines Indiz dafür, dass am Sonnabend in der Stadt ein an sich großer Fußballabend stattfinden wird, der aber für viele Menschen in der Stadt ein eher kleineres Ereignis sein dürfte.

Anders ist es in Frankfurt am Main und in Leipzig, die Fans von RB haben zumindest schon mal den Vorteil der kurzen Anreise, ihre Rollkofferattacke blieb am Freitag aus. Am Sonnabend sollte Anhängern aus Sachsen leichtes Handgepäck reichen.

Obwohl, es wird bei Bahnanreise eng mit der Rückreise am Spieltag für die Rasenballsportler:innen aus der schönen Messestadt. Der letzte ICE von Berlin nach Leipzig fährt am Sonnabend um 22.28 Uhr, dann läuft im Olympiastadion womöglich erst die Verlängerung im Finale zwischen der Eintracht und Titelverteidiger Leipzig (Beginn 20 Uhr). Wenn nach 90 Spielminuten schon eine Entscheidung gefallen sein sollte, ist gegen 22.28 Uhr der wohl früheste Zeitpunkt, an dem entweder Marco Rose oder Oliver Glasner in den Katakomben des Olympiastadions von ihren Spielern mit zweckentfremdeten Getränken überschüttet werden.

Am Freitagnachmittag waren beide Trainer noch trocken, als sie im Keller des Stadions über die Chancen ihrer Teams referierten. „Wir wollen das jetzt zu Ende bringen“, sagte Leipzigs Trainer Rose. Sein Frankfurter Kollege Glasner sagte: „Die Begeisterung in der Mannschaft ist groß. Alle in meiner Mannschaft, die schon mal hier in Berlin waren, freuen sich auf diesen Abend.“ Gewinnen will Glasner natürlich auch. „Aber die Frage nach dem Favoriten stellt sich nicht“, sagte derweil Rose. „Das wird ein knackiges, enges Spiel.“

Beide Trainer haben schon den Pokal gewonnen, in Österreich. Der gebürtige Leipziger Rose 2019 als Trainer mit Salzburg, der gebürtige Salzburger Glasner als Spieler zweimal mit dem SV Ried (1998 und 2011). Und sie sind sich in Österreich häufig als Trainer begegnet. „Damals waren wir noch weniger grau als heute“, scherzte Glasner. Es ist davon auszugehen, dass sich am Sonnabend die Trainer an der Seitenlinie weniger beherrscht geben werden als beim gemeinsamen Termin vorm Spiel.

Oliver Glasner, vergangene Saison noch Europa-League-Sieger mit Frankfurt, steht im Olympiastadion zum letzten Mal für die Eintracht an der Seitenlinie, dagegen sieht es mit dem Job von Marco Rose angeblich anders aus. Leipzigs Geschäftsführer Max Eberl hat nun die Vertragsverlängerung mit Dani Olmo verkündet, zudem soll auch Rose einen neuen Kontrakt erhalten. Der sagte allerdings am Freitag: „Super, dass mit Olmo verlängert wurde. Mit mir gab es noch kein Gespräch.“

Leipzig ist zum vierten Mal innerhalb von fünf Jahren im Finale

Fünf Pokalsiege hat die Eintracht auf dem Konto, angefangen hat die kleine Erfolgsschichte in den Jahren 1974 und 1975 mit der großen Frankfurter Mannschaft um Jürgen Grabowski. 1981 dann war dann der unvergleichbare Bum-Kun Cha unter den Torschützen beim 3:1 gegen Kaiserslautern und sieben Jahre später entschied der in Frankfurt nicht immer glückliche Lajos Detari mit seinem Freistoßtor gegen Bochum das Pokalfinale.

Es war ein eher tristes Spiel, in das auch der Ungar keine Farbe brachte. Seine Schuhe in den Farben der Nationalflagge Ungarns, also in rot-weiß-grün, hatte er ausgerechnet im Pokalfinale nicht an.

1988 trugen die Fußballer vorwiegend schwarzes Schuhwerk. 20 Jahre später waren die Spielerfüße, wie inzwischen üblich, bunt gekleidet im Olympiastadion als die Eintracht die Bayern verärgerte, 3:1 siegte und Trainer Niko Kovac mit einem Pokalsieg zu seinem neuen Arbeitgeber Bayern München wechselte.

Als die Frankfurter ihre ersten vier Pokalsiege holten, war RB Leipzig noch nicht geboren. Trotzdem die Pokalgeschichte des Retortenklubs Rasenballsport eine imposante, in den jüngsten fünf Jahren war RB häufiger im Pokalfinale als Bayern München, der Endspiel-Stammgast gewann aber nur vergangene Saison, im Elfmeterschießen gegen den SC Freiburg.

Für die Eintracht, in der abgelaufenen Bundesligasaison auf Rang sieben, steht mehr auf dem Spiel als für die Leipziger, die als Bundesligadritter in der Champions League spielen werden. Bei einem Sieg in Berlin wäre Frankfurt direkt für die Europa League qualifiziert, bei einer Niederlage müssten die Hessen in die Qualifikation zur Conference League.

  • Charlottenburg-Wilmersdorf

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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