© dpa Der DFB verabschiedet Joachim Löw: Wolfsburg im November: Was gibt es Schöneres?
Die deutsche Nationalmannschaft spielt gegen Liechtenstein. Wichtigster Programmpunkt: Vor den Nationalhymnen wird Ex-Bundestrainer Löw offiziell verabschiedet.
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Man könnte fast meinen, dass der Deutsche Fußball-Bund wirklich alles unternommen hat, um Joachim Löw ein möglichst wohliges Umfeld für seine Verabschiedung als Bundestrainer zu schaffen. Okay, abgesehen von Ort und Zeit der Veranstaltung vielleicht. Wolfsburg im November spricht jetzt nicht unbedingt für allerhöchste Wertschätzung.
Dafür hat Löws Nachfolger Hansi Flick für die beiden WM-Qualifikationsspiele an diesem Donnerstag gegen Liechtenstein und am Sonntag in Armenien zwei erklärte Löw-Spieler nominiert. Erstmals seit dem Wechsel auf der Position des Bundestrainers gehören die beiden Julians – Brandt und Draxler – wieder dem Kader der Nationalmannschaft an. Wobei: Julian Draxler, der bei Löw stets höchste Anerkennung genossen hat, hat das Quartier in Wolfsburg wegen einer muskulären Verletzung schon wieder verlassen.
Joachim Löw wird trotzdem viele bekannte Gesichter sehen, wenn er beim Spiel gegen Liechtenstein direkt vor den Nationalhymnen verabschiedet und geehrt wird, wie Oliver Bierhoff, der Direktor Nationalmannschaften, ankündigte. Einige Weggefährten – Per Mertesacker, Miroslav Klose und Lukas Podolski – haben sich angesagt; nach dem Spiel wird der Ex-Bundestrainer dann noch im Mannschaftshotel erwartet, und Hansi Flick hat bereits verraten, dass er den Abend mit seinem Vorgänger bei einem Glas Rotwein ausklingen lassen wolle.
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„Ohne seinen Anruf wäre mein Leben vermutlich ganz anders verlaufen“, sagte Flick, der Löw acht Jahre lang als Co-Trainer zugearbeitet, sich aber inzwischen längst von seinem einstigen Chef emanzipiert hat. „Ich freu mich, ihn wieder zu sehen. Ich bin ihm sehr dankbar.“ An warmen Worten für Löw wird es am Donnerstag kaum mangeln, nachdem es in den letzten Wochen, Monaten, gar Jahren seiner beinahe ewigen Amtszeit nicht an Kritik fehlte. Oliver Bierhoff erinnerte noch einmal daran, „wie auf Jogi eingeprügelt und wie er an den Pranger gestellt wurde“.
Die Erinnerung an Löw verblasst schnell
In Wolfsburg wird die Vergangenheit, die in großen Teilen ja eine durchaus glänzende war, noch einmal sehr präsent sein. Generell aber ist Joachim Löw seit dem Sommer, seit seinem Abschied aus dem Amt, fast ein wenig in Vergessenheit geraten. Das liegt zum einen daran, dass er sich nach der EM extrem rar gemacht hat. Eineinhalb öffentliche Auftritte sind seitdem dokumentiert. Einmal wurde Löw in Stuttgart bei einem Spiel des VfB auf der Tribüne gesichtet, und vor einer Woche ist er vom Bundespräsidenten zum Mittagessen empfangen worden.
Einige Weggefährten – Per Mertesacker, Miroslav Klose und Lukas Podolski – haben sich angesagt. © dpa
Die erfolgreiche Arbeit von Hansi Flick hat das Übrige getan, dass die Erinnerung an Löw immer mehr und erstaunlich schnell verblasst ist. Sollte die Nationalmannschaft – wovon trotz aller Unwägbarkeiten auszugehen ist – gegen Liechtenstein gewinnen, wäre es im sechsten Spiel unter dem neuen Bundestrainer der sechste Sieg und ein neuer Rekord in der Geschichte der deutschen Nationalmannschaft. Flick würde damit den Startrekord seines Vorgängers übertreffen, der mit fünf Siegen startete, ehe es im November 2006 ein 1:1 auf Zypern gab.
Aber es sind weniger die bisher erfreulichen Ergebnisse, die die Bewältigung der enttäuschenden Europameisterschaft erheblich beschleunigt haben. Es sind vor allem die Verbesserungen in der B-Note: Unter Flick sind die Sinne wieder geschärft worden. Es ist eine neue Klarheit eingezogen, nachdem die Dinge zuvor eher so ihren Lauf genommen hatten.
Flick ist präsenter als Löw
Flick ist in den ersten Wochen deutlich präsenter gewesen, als es Löw je war. Er war bei etlichen Spielen live vor Ort, selbst jenseits von Stuttgart und Freiburg. Er hat den Kontakt zu den Bundesligaklubs intensiviert und für die nächsten Monate angekündigt, seine Spieler auch in der länderspielfreien Zeit weiter zu betreuen.
Diese Liebe zum Detail ist Löw in den letzten Jahren als Bundestrainer weitgehend abgegangen. Davon wird bei der offiziellen Verabschiedung selbstverständlich keine Rede sein. „Es ist schon wichtig, dass wir ihm diesen Rahmen geben“, hat Oliver Bierhoff erklärt und zur Programmgestaltung gesagt: „Die richtige Musik ist der Riesenapplaus von den Fans.“
Exakt 135 Tage sind seit Löws letztem Auftritt als Bundestrainer vergangen. Am Tag nach der Niederlage gegen England gab er in Herzogenaurach noch einmal eine Pressekonferenz. Neben ihm saß Oliver Bierhoff, der 17 Jahre zuvor mit Löw beim DFB angefangen hatte. Ein Wort des Dankes für alles oder die Würdigung seiner Verdienste kam Bierhoff nicht über die Lippen.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de