Camouflage statt Vereinsfarben: Militärfahrzeuge vor der Sporthalle? Bitte nicht!

© Inga Hofmann

Camouflage statt Vereinsfarben: Militärfahrzeuge vor der Sporthalle? Bitte nicht!

Die Bundeswehr nutzt das Volleyball-Pokalfinale für Werbung in eigener Sache. Das erscheint unpassend und zwar aus mehreren Gründen.

Ein Zwischenruf von

Es war ein skurriler Anblick: Als am Sonntagnachmittag die Pokalfinalspiele im Volleyball ausgetragen wurden, dominierten vor der Halle in Mannheim nicht etwa die Farben orange, grün blau oder rot. Das hätte man annehmen können, da es die Farben der Vereine waren, die gegeneinander antraten: SC Potsdam (rot) gegen MTV Stuttgart (blau) und BR Volleys (orange) gegen Volleys Herrsching (grün).

Stattdessen stach Camouflage ins Auge – ein Muster, das weniger mit dem sportlichen Ereignis zusammenhing als mit der Nähe zum Bildungszentrum der Bundeswehr, das nur wenige Kilometer entfernt lag. Mehrere Laster waren vor dem Halleneingang geparkt, auf denen das Bundeswehr-Logo prangte. Dort wurden verschiedene Fallschirme sowie der Beruf des Fallschirmjägers vorgestellt. Die Bundeswehr schreibt: „Wer Personal möchte, muss auffallen.“

Dem Anspruch aufzufallen, wurden sie in jedem Fall gerecht. Die gigantischen Laster erregten sofort Aufmerksamkeit. Einige Passanten schauten irritierten als müssten sie sich vergewissern, dass sie tatsächlich auf dem Weg zum Pokalspiel waren und nicht zu einer militärischen Trainingseinheit.

Dieses Einsatzfahrzeug konnte man begutachten.

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Dem kann man natürlich entgegenhalten, dass es in Deutschland das Sportsoldaten-Model gibt und der Sport daher gewisse Anknüpfungspunkte bietet. Etliche Athleten und Athletinnen in Deutschland sind bei der Bundeswehr angestellt und werden von ihr bezahlt – ein Modell, das gerade im Wintersport erfolgreiche Karrieren gefördert hat, aber auch zunehmend kritisiert wird, etwa von Max Hartung, dem Gründungspräsidenten der Athleten Deutschland.

Im Hallenvolleyball ist dieser Karriereweg jedoch unüblich, daher erschienen die Militärfarben vor der Arena in Mannheim skurril. Noch skurriler aber wirkte das Einsatzfahrzeug, das dort geparkt war: Gepanzertes Fahrerhaus und offenes Dach, damit „Soldaten aus ihm heraus mit ihren Handwaffen wirken“ können, wie es auf der Website der Bundeswehr heißt.

Panzer, Waffen und Fallschirmjäger – da konnte man für einen Augenblick fast vergessen, dass es am Sonntag eigentlich um Volleyball ging. Dabei wird gerade im Sport gern gefordert, dass es bei Sportveranstaltungen vor allem um den Sport gehen soll. Diese Forderung sollte auch für die Bundeswehr gelten. Dann dominieren vor der Halle im kommenden Jahr vielleicht auch wieder die Vereinsfarben.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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