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Biathlon in Oberhof und Ruhpolding: Von einem Wetterchaos zum nächsten
Mal ist es der Regen, mal der fehlende Schnee, mal die milden Temperaturen: Die Biathleten kämpfen mit widrigen Bedingungen. Besserung ist wegen des Klimawandels nicht in Sicht.
Von Maximilian Wendl, dpa
Nur für wenige Augenblicke klarte der Himmel am Rennsteig in Oberhof auf. Kurze Zeit später zog dann schon wieder dichter Nebel ins Biathlon-Stadion am Grenzadler und die schwachen Sonnenstrahlen wichen dem unerwünschten Regen, der die Veranstalter des Weltcups seit Tagen in Alarmbereitschaft versetzt.
Die gute Nachricht lautet: Die Wettkämpfe können am Freitag mit einem Tag Verspätung endlich starten und auch die Befürchtungen für den danach anstehenden Weltcup in Ruhpolding werden wohl nicht eintreten. Die Ausrichter und Verantwortlichen des Weltverbandes IBU stehen auch mit Blick auf den Klimawandel jedoch vor weiter wachsenden Herausforderungen.
Dass es in Oberhof überhaupt losgehen kann, ist den großen Investitionen im Vorfeld der Weltmeisterschaft im Vorjahr zu verdanken, sagte der frühere Staffel-Weltmeister Daniel Böhm. Vor wenigen Jahren hätte das Wetterchaos noch zu einer kompletten Absage geführt, sagte der IBU-Direktor Sport und Event am Donnerstag. „Oberhof ist einer der wenigen Ausrichter, den wir haben, der diese Situation überhaupt stemmen kann.“
Schon in der Vergangenheit hatte Oberhof immer wieder mit widrigen Bedingungen zu kämpfen. 2016 mussten die Rennen sogar komplett abgesagt werden. Das sorgte damals für einen erheblichen Imageschaden. „Die erste Januar-Woche war schon immer problematisch und wird es auch in Zukunft vermehrt sein durch das Tauwetter, das wir in Mitteleuropa erleben“, sagte Böhm. Das treffe in diesem Zeitraum eben häufig Oberhof.
Nun könnte es eine Überlegung sein, die Austragung der Rennen in Thüringen zu verschieben. „Ich glaube aber, die Zauberlösung gibt es nicht“, sagte Böhm. „Wir müssen mit unseren Kandidaten schauen, inwiefern man das sinnvoll kombinieren kann. Da spielen viele Faktoren eine Rolle.“
Auch der Chef des Oberhofer Organisationskomitees beschäftigt sich mit Alternativen. „Wir hatten zwar auch schon Jahre, in denen wir zu viel Schnee hatten. Aber natürlich wären wir nach den letzten zwei, drei Jahren froh, wir hätten diesen Stress mit den Wetterkapriolen nicht. Den hätten dann vielleicht andere“, sagte Bernd Wernicke. „Wir sind aber erst einmal froh, weiter Bestandteil des Weltcup-Kalenders zu sein. Das ist unser Ziel.“
Der Termin in Oberhof ist nicht optimal
In Skandinavien, wo die Saison begonnen hatte, seien aktuell gute Bedingungen für Biathlon-Wettkämpfe. „Aber wir wollen unsere Reisetätigkeiten so gering wie möglich halten und die Stationen clever kombinieren“, sagte Böhm. Eine Anpassung hat der Weltverband für die aktuelle Bewerbungsphase für den Zeitraum ab 2026/27, die im Mai endet, bereits vorgenommen.
„Grundsätzlich muss man sich für die gesamte Saison bewerben. Die Ausrichter können Wünsche äußern, warum es in bestimmten Zeiträumen nicht geht. Aber wir wollen uns als Verband die Flexibilität bewahren, um im Austausch mit Klimaforschern und anderen Wissenschaftlern, die Wochenenden sinnvoll zu kombinieren“, erklärte Böhm. Man müsse alles global betrachten: „Nach außen mag es ein einfacher Ansatz sein, kleine Dinge zu tauschen. Es macht aber nur Sinn, sich das Gesamtkonstrukt anzuschauen.“
Die bisherigen Rennen in Östersund, Hochfilzen und Lenzerheide hätten Sportlern und Fans ein „traumhaftes erstes Trimester“ beschert, so Böhm. „Jetzt sehen wir, dass es auch anders sein kann.“ In Ruhpolding muss wohl nicht mehr gezittert werden, am Mittwoch hatten die Organisatoren das O.k. an den Weltverband gesendet. „Es ist noch viel zu tun, aber es sollte klappen“, sagte Böhm. Für die Veranstalter gelte deswegen, „flexibel und allzeit bereit zu sein. Denn der Aufwand hat zugenommen und es werden auch immer größere Schneereserven benötigt“, so der 37-Jährige.
Die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft und der Industrie wird seit März 2023 durch das von der Europäischen Union geförderte Projekt „SIEPPUR“ forciert. Dabei geht es darum, „wie man das Schneemanagement und die technische Schneeentwicklung“ nachhaltig und Ressourcen schonend voranbringt. „Dadurch sollen Gegebenheiten geschaffen werden, die die Durchführung eines Weltcups auch unter erschwerten Bedingungen zulassen“, sagte Christian Winkler, Direktor Kommunikation der IBU.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de