Bewerbung um „Expo 2035“: IHK wünscht sich eine Weltausstellung in allen Berliner Kiezen

© imago images / Schöning Exklusiv Bewerbung um „Expo 2035“: IHK wünscht sich eine Weltausstellung in allen Berliner Kiezen

Der Präsident der Berliner Industrie- und Handelskammer regt an, dass die Stadt eine offizielle Weltausstellung (Expo) ausrichtet. Es wäre eine Premiere.

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Daniel-Jan Girl, Präsident der IHK Berlin, will eine Debatte über eine Bewerbung Berlins um eine offizielle Expo im Jahr 2035 anstoßen. „Berlin zeigt täglich eindrucksvoll, dass die Menschen dieser Stadt einzigartige Orte und einzigartige Lösungen kreieren. Diese braucht es mehr denn je und so kann man nur appellieren: Lassen Sie uns dafür Möglichkeiten schaffen”, schrieb Girl in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel (T+) im Rahmen der Reihe „75 Visionen für Berlin”. Darin skizzieren Persönlichkeiten der Stadtgesellschaft, wie die deutsche Hauptstadt mittel- und langfristig zu einem noch lebenswerteren Ort reifen, und wirtschaftlich erfolgreich bleiben kann.

Berlin als Gastgeber einer offiziellen Weltausstellung: Das wäre eine Premiere – zumindest nach den Maßstäben des Bureau International des Expositions (BIE) mit Sitz in Paris, das seit 1928 auf Einhaltung gemeinsamer Standards wacht und die Titel vergibt.

Gleichwohl ist das Format deutlich weniger standardisiert und reguliert ist als etwa die Olympischen Spiele oder eine Weltmeisterschaft der FIFA. Immer wieder gab und gibt es Veranstaltungen, die man als „Weltausstellung” bezeichnen könnte.

So taucht Berlin in einigen Listen erstmals als Gastgeberort im 1879 (also vor Gründung der BIE) auf. Damals wurde hier die erste elektrische Eisenbahn der Weltöffentlichkeit präsentiert. Und 1896 wurden bis zu sieben Millionen Besucher aus dem In- und Ausland bei der „Berliner Gewerbeausstellung” vor den damaligen Toren der Stadt, im Treptower Park, gezählt. Aus dieser Zeit findet sich heute noch die Archenhold Sternwarte mit dem – bis heute – längsten beweglichen Fernrohr der Welt. Auch diese Leistungsschau der Wirtschaft des Deutschen Reiches erfüllt viele Kriterien späterer „Expos”.

Im Jahr 1957 war West-Berlin – diesmal mit Segen BIE – Gastgeberstadt einer „Spezial-Expo”, wie sie die Organisation in unregelmäßigen Abständen vergibt. Bei dieser Internationalen Bauausstellung (Interbau) wurden namenhafte Architekten aus aller Welt gewonnen, die unter anderem das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Hansaviertel neu gestalteten.

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Auch die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) im Jahr 2017 wurde vom BIE anerkannt. Die Schau, die bis heute jedes Jahr Zehntausende Besucher in die „Gärten der Welt” nach Marzahn lockt, ist in der Größe aber nicht vergleichbar mit der letzten „echten” Expo in Deutschland, die im Jahr 2000 in Hannover stattfand.

© IHK/Amin Akhtar

Derzeit – noch bis Ende März – richtet das Emirat Dubai seine “Expo 2020” aus. Im kommenden Jahr folgt Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires, für 2025 steht die japanische Metropolenraum Osaka Kansai auf dem Plan der BIE. Für folgende Jahre bewerben sich unter anderem die US-Großstadt Minnepolis, Serbiens Hauptstadt Belgrad und das spanische Malaga.

[Weitere Beiträge aus der Serie “75 Visionen für Berlin” lesen Sie hier]

Und für 2035 Berlin? Der ehrenamtliche IHK-Präsident Girl skizziert in seinem Beitrag, wie Berlin die BIE überzeugen könnte als Stadt, die dann alle 17 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung der Vereinten Nationen erreicht haben wird.

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Girl, der im September zum Nachfolger der Filmproduzentin Beatrice Kramm zum IHK-Präsidenten gewählt worden war, träumt von internationalen Pavillons in allen Kiezen, „um voneinander zu lernen, wie die Welt mit sich selbst in Einklang gebracht werden kann.”

© IMAGO / Future Image

Berlin werde zu Beispiel für viele andere Städte, wie gerechter Wohlstand mit Klimaschutz vereinbar sein können. Girl, Gründer und Geschäftsführer eines Digitalunternehmens, bringt auch die Idee von Berlin als Börsenplatz ins Spiel, wo die Finanzierung nachhaltiger Ideen etabliert, und so das Wachstum vieler Unternehmen ermöglicht werden könne.

Mit dem Beitrag ist eine Debatte angestoßen. Der Vorschlag dürfe Zustimmung und Widerstand provozieren. Im Zuge einer Debatte wird nach Hannover schauen und feststellen, dass die Stadt auch 22 Jahre später nicht für alle Bauten auf dem Expo-Gelände im Stadtteil Mittefeld eine Nachnutzung finden konnte, dafür Gebäude für viele neue Unternehmen. Doch das war eine andere Zeit, ein anderer Ort. Girl wirbt für eine Weltausstellung in der Weltstadt. Die Debatte ist eröffnet.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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