Aus sechs Wochen wurden 23 Jahre: Kreuzberger Diagonal-Ampel soll weg – Fußgängerverband empört

© Imago/Eventpress/Henry H. Herrmann Aus sechs Wochen wurden 23 Jahre: Kreuzberger Diagonal-Ampel soll weg – Fußgängerverband empört

Sechs Wochen sollte eine spezielle Fußgängerampel in Kreuzberg getestet werden – nach 23 Jahren steht sie immer noch. Nun allerdings soll sie schnellstens weg.

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Vor 23 Jahren wurde in der Friedrichstraße in Berlin-Kreuzberg begonnen, eine sichere Ampelschaltung für Fußgänger zu testen. Völlig überraschend teilte die Verkehrsverwaltung nun mit, dass die Ampel wieder zurückgebaut werden soll. Zuerst hatte der Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint über die Ampel am Checkpoint Charlie berichtet.

Bei der „Rundum-Grün-Ampel“ werden seit Juni 2000 alle vier Fußgängerampeln einer Kreuzung gleichzeitig auf Grün geschaltet. Auch das diagonale Queren der Kreuzung Friedrichstraße Ecke Kochstraße ist möglich und wird durch zusätzliche Lichter angezeigt. Und nun: „Das seit rund 20 Jahren im Pilotprojekt getestete Konzept wird von den Fußgängerinnen und Fußgängern nicht angenommen“, teilte die nunmehr CDU-geführte Verkehrsverwaltung mit. „Bei nächster Gelegenheit wird die Lichtsignalanlage an der Kreuzung auf herkömmlichen Betrieb umgestellt.“

Dem Vernehmen nach ist der Verwaltung diese Ampel wieder in den Blick geraten, weil vor einer Woche eine Umrüstung aller Ampeln vom Senat beschlossen wurde. Nun sollen ab 2024 alle 2100 Fußgängerampeln einen Countdown für Fußgänger bekommen.

Dies ist wiederum nicht ganz neu, die Ex-Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hatte bereits Anfang 2022 mehr Countdown-Ampeln angekündigt. Solche werden seit zehn Jahren in Varianten an verschiedenen Stellen der Stadt getestet. So gibt es am Fehrbelliner Platz in Wilmersdorf leuchtende Balken, die im Takt abnehmen, ähnlich in der Weddinger Brunnenstraße.

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Angeregt wurde das Rundum-Grün vor 25 Jahren vom Fußgängerverband Fuss e.V. – der nun empört ist. „Dem Senat geht es allein darum, Fahrzeugen länger Grün zu verschaffen“, teilte Fuss-Sprecher Roland Stimpel mit. Es passe nicht zu Linie des neuen Senats, wenn Autofahrer „etwas länger warten müssen“, nur weil Menschen zu Fuß „zügig und sicher gehen können“. Die Anlage blieb in Berlin einmalig. In echten Metropolen wie London und Tokio gebe es dieses Rundum-Grün selbstverständlich, sagte Stimpel.

Der neue Senat betreibe an der Kreuzberger Ampel Stückwerk, kritisierte Stimpel, also genau das, was dem alten vorgeworfen wurde. „Für den chaotischen Checkpoint Charlie und seine Umgebung braucht es dringend ein Gesamtkonzept.“

Kreuzberger CDU will Kreuzung sicherer machen

Die CDU in Kreuzberg ist ganz anderer Meinung als die neue CDU-Verkehrssenatorin Manja Schreiner. Im Mai hat die Partei in der Bezirksverordnetenversammlung den Antrag gestellt, die Kreuzung noch sicherer zu machen. Dazu sollte den Fußgängern besser durch farbige Markierungen kenntlich gemacht werden, dass eine diagonale Querung erlaubt ist. „Leider bemerken die Menschen viel zu spät, dass man auch quer rüberlaufen kann“, begründete die CDU-Fraktion ihren Antrag.

Tatsächlich gibt es nach 23 Jahren auf dem Asphalt nur dünne provisorische Linien für die diagonale Querung. Der Beginn im Jahr 2000 war etwas holperig, weil die Phasen für den Autoverkehr auf der Kochstraße zu kurz waren. Nach zwei Wochen war der Versuch wegen langer Staus unterbrochen worden, nach kurzer Pause ging es weiter, „für drei Wochen“, wie der Tagesspiegel damals schrieb.

In den Jahren danach gab es mehrere parlamentarische Anfragen und Anträge im Abgeordnetenhaus. 2006 hatte der Senat mitgeteilt, dass die Zahl der an dieser Kreuzung bei Unfällen verletzten Personen deutlich gesunken sei. So hatte die Polizei in den drei Jahren vor der neuen Ampel dort 13 Verletzte registriert. Nach Einführung des Rundum-Grüns waren es im gleichen Zeitraum nur fünf.

Spätere Zahlen waren nicht mehr so eindeutig, was wohl an dem stark gestiegenen Fußgängeraufkommen liegt. Der Checkpoint Charlie ist vor allem bei ausländischen Touristen eine der wichtigsten Attraktionen der Stadt.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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