Als VfL-Fan beim Champions League-Finale: Eine unvergessliche 28-Stunden-Reise
© REUTERS/YVES HERMAN
Mitten in der Nacht losfahren und am nächsten Morgen wieder ankommen, lautete der Plan unserer Autorin und ihrer Reisegruppe für das Champions League-Endspiel. Zurück bleibt eine abenteuerliche Reise, die sie nicht vergessen wird.
Von Julie Klostermann
Um 3.30 Uhr klingelt am Samstag mein Wecker. Obwohl es noch komplett dunkel ist, überwiegt schon so früh am Morgen die Vorfreude auf den Tag. Knapp eine Stunde später haben wir uns am Berliner Hauptbahnhof versammelt, insgesamt sind wir zu elft. Und alle haben wir das gleiche Ziel: das Champions League Finale in Eindhoven.
Der erste Zug fährt dafür um 4.25 Uhr ab. Den ursprünglichen Plan in Wuppertal in eine Bahn nach Herzogenrath umzusteigen, müssen wir wegen einer 20-minütigen Verspätung verwerfen. Stattdessen fahren wir nach Mönchengladbach, um von dort mit einem Bus nach Venlo zu kommen.
Die Anfahrt bleibt beschwerlich
Doch auch bei dieser Route bleibt es nicht. Der Bus ist nämlich bei unserer Ankunft schon überfüllt. Weil die anderen Fahrer uns zu möglichen Alternativen keine Auskunft geben können, entscheiden wir uns doch wieder für die Bahn. Dieses Mal in Richtung Düsseldorf, wo wir doch in einen Regionalzug nach Herzogenrath steigen. Aus den zehn Minuten Umsteigezeit werden vor Ort wieder nur zwei, aber dank einer kurzen Laufeinheit erreichen wir die nächste Regionalbahn nach Heerlen noch. Um 12.59 nehmen wir dort unseren letzten Zug, einen Intercity nach Eindhoven. Knapp eine Stunde später sind wir endlich angekommen.
Vom Bahnhof aus geht es für uns nahezu auf direktem Weg zum Treffpunkt der Wolfsburger Fans. Währenddessen begegnen wir bereits zahlreichen Fans und in der ganzen Stadt sind Fahnen zum Champions League-Finale zu sehen. Der Platz ist bei unserer Ankunft bereits gut gefüllt. Neben den zum Endspiel passenden Schals gibt es auch noch ein paar Essensstände. Doch für uns geht es relativ schnell weiter mit dem Fanmarsch zum Stadion. Der Fußweg dauert nur zehn Minuten und je näher wir der Arena kommen, umso besser wird die Stimmung. Zwischendurch treffen wir auf Barcelona Fans, hupende Autos und, wie sollte es in den Niederlanden auch anders sein, enorm viele Fahrräder.
Grüne Laune. Es waren viele Wolfsburger Fans im schönen Eindhoven. © Klostermann
Direkt vor dem Stadion tummeln sich jetzt 1.5 Stunden vor Spielbeginn die Fans beider Teams. Dementsprechend voll ist es auch bei den Einlasskontrollen. Die Stimmung lassen wir uns davon aber ebenso wenig wie von den langen Schlangen vor den raren Toiletten verderben. Dass wir schlussendlich so pünktlich noch auf unseren Plätzen sitzen, hätten wir nach der turbulenten Anfahrt zwischenzeitlich auch nicht mehr gedacht.
28Stunden waren wir insgesamt unterwegs.
Doch umso mehr genießen wir jetzt die Show vor Spielbeginn und aus Wolfsburger Sicht dann vor allem die erste Halbzeit, in welcher die Atmosphäre dem Spielstand nach im VfL-Block besonders ausgelassen ist. Den Aufforderungen der Ordner an alle stehenden Fans sich hinzusetzen, antworteen wir wiederholt mit den Sprechgesängen: „Steht auf, wenn ihr Wölfe seid!“ Und trotz des für uns unerwünschten Endergebnisses feierten auch wir die Wolfsburger Spielerinnen nach Abpfiff zurecht für ihre Leistung.
Schön bunt. Das Programm aus Fansicht. © promo
Als wir nach der Siegerehrung langsam das Stadion verlassen, machen wir uns als Erstes auf die Suche nach einem Wasser und holen danach noch etwas zu essen. Die Zeit bis unser Flixbus um 23.15 Uhr nach Berlin abfährt, verbringen wir in einem Einkaufsladen, um Snacks zu besorgen und anschließend in der Innenstadt beim Wizard spielen.
Rechtzeitig steuern wir die Haltestelle an, wo unser Bus auch pünktlich ankommt. Die acht Stunden verlaufen, im Gegensatz zu der Hinfahrt, sehr entspannt. Als ich nach einiger Zeit eine halbwegs bequeme Position auf meinem Sitz gefunden habe, schlafe ich fast die gesamte Fahrt über. Schlussendlich kommen wir am Sonntag gegen 8.20 Uhr wieder in Berlin an, was gleichzeitig das Ende unserer kurzen Reise bedeutet. Und auch wenn ich mir als Wolfsburg Fan ein anderes Ergebnis gewünscht habe, war dieser 28-Stunden-Trip definitiv ein unvergessliches Erlebnis.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de