77 Wagen beim Christopher Street Day: Eine halbe Million Menschen zum Berliner CSD erwartet
© imago/Future Image/Ben Kriemann 77 Wagen beim Christopher Street Day: Eine halbe Million Menschen zum Berliner CSD erwartet
Bei der Demonstration zum Berliner Christopher Street Day am 22. Juli werden Hunderttausende erwartet. Beim Sicherheitskonzept und beim Sanitätsdienst sehen sich die Veranstalter gut aufgestellt.
Von Charlotte Greipl
Mehr als eine halbe Million Menschen werden erwartet, 77 Trucks sollen durch die Berliner Innenstadt ziehen: Am Samstag in einer Woche steigt zum 45. Mal die Christopher Street Day-Parade in der Hauptstadt. Die Demonstration steht unter dem Motto: „Be their voice – and ours! … für mehr Empathie und Solidarität!“
Der Zug folgt der Strecke des vergangenen Jahres: Um 12 Uhr geht es an der Leipziger Straße los, eröffnet wird die Parade vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Vorbei an Bundesrat und Potsdamer Platz zieht die Menge über den Nollendorfplatz und die Siegessäule zum Brandenburger Tor. Dort werden die ersten Fahrzeuge und Fußgruppen gegen 16.30 Uhr erwartet.
Der Große Stern rund um die Siegessäule ist dabei seit Donnerstag für den höchsten Feiertag der LGBTIQ-Community geschmückt: Auf die Fahrbahn wurden die Farben der Progress-Fahne gemalt, das ist eine neuere Version der Regenbogenfahne.
Auf der Bühne am Brandenburger Tor gibt es traditionell Musikeinlagen und Reden: Dieses Jahr unter anderem von dem frisch gekürten Queerbeauftragten des Berliner Senats, Alfonso Pantisano. Als wichtigster Musikact ist Tokio Hotel angekündigt.
Politischer Protest – oder doch eher Spaßveranstaltung? Den Veranstalter:innen vom Berliner CSD-Verein ist es wichtig, dass der Umzug als Demonstration wahrgenommen wird, das Wort „Parade“ will der Verein am liebsten gar nicht in dem Zusammenhang hören. Zahlreiche Forderungen wurden bereits vorab aufgestellt, insgesamt 22 Seiten ist der Katalog lang. Darunter etwa, das Transsexuellengesetz abzuschaffen und durch ein modernes Selbstbestimmungsgesetz zu ersetzen. Nach einem zähen Hin und Her hat die Ampelkoalition den Regierungsentwurf dazu immer noch nicht durchs Kabinett gebracht.
Nachhaltigkeit soll beim CSD eine größere Rolle spielen
Während mehr Menschen erwartet werden als im vergangenen Jahr, schrumpft der CSD in anderer Hinsicht. 77 Fahrzeuge wurden zugelassen, nach der Rekordzahl von 98 im Vorjahr. Die ohnehin lange Demonstration solle nicht noch länger dauern, begründet das der CSD-Verein. Auch spiele das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle: Weniger Wagen gleich weniger CO₂, lautet die Gleichung. Müll soll vermieden werden: So dürfen die engagierten Gastronomie-Betriebe nur Pfand-Geschirr verwenden. An die Teilnehmenden wird appelliert, mitgebrachte Verpackungen und Glas wieder mitzunehmen oder ordnungsgemäß zu entsorgen.
Überschattet wurden die Vorbereitungen auf den CSD von Untreue-Vorwürfen gegen den Vorstand des CSD-Vereins. Dieser weist alle Vorwürfe zurück und bezeichnet diese auf der CSD-Website als „Machtkampf über die Presse“.
In der queeren Community bestehen vor allem Sorgen vor queerfeindlichen Übergriffen am Rande des CSD. Gerade erst hat der Berliner Queerbeauftragte Alfonso Pantisano im Tagesspiegel gesagt: „Ich gehe mit einem mulmigen Gefühl zum CSD, weil ich einfach nicht weiß, wie wir unsere Leute hundertprozentig schützen können.“
Der CSD-Verein erklärte nun auf Anfrage, dass man ein gutes Sicherheitskonzept habe. Es habe im Vorfeld mehrere Koordinierungsgespräche mit Polizei und Feuerwehr gegeben. Vor Ort werde es ein hohes Polizeiaufgebot geben, dazu Unterstützung durch Sicherheitsfirmen und etwa 600 Freiwillige.
Und was ist mit dem Sanitätsdienst? Der Rave the Planet-Umzug am vergangenen Samstag wäre fast daran gescheitert. Die CSD-Veranstalter:innen sehen sich hier gut aufgestellt. Die Zusammenarbeit mit dem Sanitätsdienst ASB laufe bisher reibungslos. Zusätzlich gebe es auf jedem Wagen eine:n ehrenamtliche:n Ersthelfer:in, erklärte ein Sprecher des Vereins gegenüber dem Tagesspiegel.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de