Weltraumteleskop Euclid: Erste Bilder und die Suche nach Dunkler Energie
© IMAGE CREDIT: ESA/Euclid/Euclid Consortium/NASA, image processing by J.-C. Cuillandre
(CEA Paris-Saclay), G. Anselmi; CC BY-SA 3.0 IGO
Weltraumteleskop Euclid: Erste Bilder und die Suche nach Dunkler Energie
Das Esa-Teleskop war im Sommer gestartet und soll helfen, mehr über Dunkle Materie und Dunkle Energie herauszufinden.
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Beeindruckende Bilder vom Sternenhimmel gibt es zuhauf. Allein das Weltraumteleskop „Hubble“ hat eine gewaltige Datenbank gefüllt, der Nachfolger „Webb“ liefert noch mehr. Können weitere Bilder noch Begeisterung hervorrufen? Ja, meint zumindest die europäische Raumfahrtagentur Esa. Heute stellte sie die ersten Farbaufnahmen ihres Teleskops „Euclid“ vor, das Anfang Juli ins All gebracht worden war.
„Noch nie war ein Teleskop in der Lage, so gestochen scharfe Aufnahmen über einen so großen Teil des Himmels zu machen und so weit in die Ferne zu blicken“, heißt es in einer Mitteilung. Die veröffentlichten fünf Bilder zeigten das Potenzial des Observatoriums. „Das Teleskop ist bereit, die bislang umfangreichste 3-D-Karte des Universums zu erstellen und einige seiner verborgenen Geheimnisse aufzudecken.“
Es folgen noch weitere Hymnen auf Euclid und seine Bilder, die „schöner und schärfer sind als wir hoffen konnten“, wie es der Projektwissenschaftler René Laureijs formuliert. Die Erleichterung ist verständlich, schließlich kann viel schiefgehen auf dem Weg von einer Missionsidee bis zu einem gut funktionierenden Forschungsgerät. Hier musste unter anderem wegen der kriegsbedingten Sanktionen von einer russischen Trägerrakete auf eine von SpaceX gewechselt werden. Auf dem Weg zum Beobachtungsplatz in 1,5 Millionen Kilometer Entfernung kühlten alle Geräte auf bis zu Minus 180 Grad herunter, durften aber nichts an Präzision verlieren.
Das Teleskop ist bereit, die bislang umfangreichste 3-D-Karte des Universums zu erstellen und einige seiner verborgenen Geheimnisse aufzudecken.
Die europäische Weltraumagentur Esa über „Euclid“
Das ist offenbar gelungen. Da ist beispielsweise eine Aufnahme des Perseushaufens, der aus rund 1000 Galaxien besteht. Zudem sind – einen entsprechenden Bildschirm vorausgesetzt – mehr als 100.000 Galaxien im Hintergrund zu erkennen. Viele davon waren bisher nicht zu sehen. Einige sind so weit entfernt, dass ihr Licht zehn Milliarden Jahre brauchte, ehe es nun in die Detektoren von Euclid fiel.
Die 1000 Galaxien des Perseushaufens. Astronomen haben nachgewiesen, dass sich Galaxienhaufen wie Perseus nur dann gebildet haben können, wenn es im Universum Dunkle Materie gibt.
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(CEA Paris-Saclay), G. Anselmi; CC BY-SA 3.0 IGO
Oder ein Bild des Pferdekopfnebels, einem Sternentstehungsgebiet im Orion, der auch von anderen Teleskopen abgelichtet wurde. In der neuen Aufnahme hoffen die Euclid-Wissenschaftler weitere Baby-Sterne sowie leuchtschwache Exoplaneten im Jupiterformat zu entdecken.
Kosmische Kinderstube: Unter den ersten Aufnahmen des Weltraumteleskops „Euclid“ ist der Pferdekopf im Sternentstehungsgebiet des Orion.
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Ziel ist Dunkle Energie und Dunkle Materie zu verstehen
Hauptziel der 1,4 Milliarden Euro teuren Mission ist es jedoch, mehr über die Dunkle Materie und die Dunkle Energie zu erfahren. Es sind Hilfsbegriffe für etwas, wovon die Forscherinnen und Forscher nur wenig wissen. Klar ist: Würde der Kosmos allein aus der sichtbaren Materie bestehen, würde er nicht so funktionieren wie wir es sehen. Galaxien würden auseinanderfliegen, weil die Gravitation der sichtbaren Materie nicht ausreicht, alle Sterne auf Kurs zu halten. Es muss weitere, „Dunkle“ Materie geben, die mit ihrer Anziehungskraft hilft.
Der Kugelsternhaufen NGC 6397 ist etwa 7800 Lichtjahre von der Erde entfernt. Kugelsternhaufen sind Ansammlungen von Hunderttausenden von Sternen, die durch die Schwerkraft zusammengehalten werden. Diese schwachen Sterne verraten uns etwas über die Geschichte der Milchstraße und darüber, wo sich die dunkle Materie befindet.
© esa
Ihre Schwerkraft verzerrt der Theorie zufolge auch Bilder aus großer Entfernung, wie eine Linse.
Die Euclid-Forscher werden mittels Datenanalysen die Form von zig Galaxien anschauen und nach Verzerrungen suchen. Da das Teleskop auch sehr alte Objekte misst und damit in der Zeit zurückschaut, soll es eine Verteilung der Dunklen Materie in unserem Universum liefern.
Die Spiralgalaxie IC 342, auch bekannt als „Verborgene Galaxie“. Dank des Infrarotblicks hat Euclid Informationen über die Sterne in dieser „verborgenen Galaxie“, gesammelt.
© esa
Die Karte der Verteilung von Galaxien über die kosmische Zeit dürfte zudem etwas über die Dunkle Energie verraten. Diese unterstützt nach gängiger Vorstellung die beschleunigte Ausdehnung des Universums.
Mithilfe der Messdaten können Forscher Modelle der Dunklen Materie und Dunklen Energie testen und verbessern.
Aktuell wird Euclid noch einem letzten Finetuning unterzogen, der Wissenschaftsbetrieb soll Anfang 2024 beginnen und sich über sechs Jahre erstrecken.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de