Vorfall bei AfD-Wahlkampfveranstaltung: Polizei wertet Blut und Kleidung von Chrupalla aus
© dpa/Bernd von Jutrczenka Update Vorfall bei AfD-Wahlkampfveranstaltung: Polizei wertet Blut und Kleidung von Chrupalla aus
Vier Tage vor der bayerischen Landtagswahl sollte AfD-Chef Chrupalla in Ingolstadt eine Rede halten. Doch dann wurde er in eine Klinik eingeliefert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
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Nach einem Vorfall bei einer Wahlkampfveranstaltung mit AfD-Chef Tino Chrupalla in Oberbayern werden die Ermittlungen der Polizei laut einem Sprecher noch mehrere Tage dauern.
Ergebnisse von Chrupallas Blutproben und den Tests an seiner Kleidung würden diese Woche wohl nicht mehr vorliegen, sagte der Polizeisprecher. „Es werden auch noch weitere Zeugen vernommen. Nach dem Vorfall haben wir eine Vielzahl von Personalien aufgenommen.“
Nach Angaben der AfD vom Donnerstagabend hat Chrupalla das Krankenhaus inzwischen verlassen. Er werde sich in „weiterführende ärztliche Behandlung begeben“, hieß es in einer Pressemitteilung. Alle geplanten Wahlkampftermine in Bayern seien abgesagt worden.
„Nach aktuellem Stand wird er bis zur Wahl wohl keine Auftritte mehr wahrnehmen können“, sagte der bayerische AfD-Landeschef Stephan Protschka am Donnerstag der dpa. „Am Samstag hätte ich eigentlich einen gemeinsamen Auftritt mit ihm in Niederbayern gehabt.“ Auch die Teilnahme Chrupallas an der Wahlparty in München am Sonntagabend steht laut einem Sprecher auf der Kippe.
Die Ermittler werteten auch Bildmaterial von der Veranstaltung aus, das über ein eigenes Portal eingereicht worden war. Eine Ermittlungsgruppe zum Fall sei aber nicht geplant, sagte der Polizeisprecher. Zur Spurenlage vor Ort wollte er sich auf Nachfrage nicht äußern.
Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hatte nach dem Vorfall am Mittwoch Ermittlungen wegen Körperverletzung eingeleitet, Verdächtige gab es dabei zunächst aber nicht.
Ein Krankenwagen steht am Rande einer Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt, wo Tino Chrupalla eine Rede halten sollte. © picture alliance/dpa/News5
Am Donnerstag teilten Polizei und Staatsanwaltschaft zudem mit, es lägen „keinerlei Erkenntnisse vor, dass Herr Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde“. Bei der Veranstaltung hätten nach ersten Erkenntnissen „mehrere Personen Selfies mit Herrn Chrupalla gefertigt, bei denen es zu einem leichten Körperkontakt kam“.
Die AfD-Bundesgeschäftsstelle hatte zuvor von einem „tätlichen Vorfall“ gesprochen, ein Sprecher von Chrupallas Büro von einer „Einstichstelle“. Polizei und Staatsanwaltschaft teilten dagegen nur mit, an Chrupallas Oberarm sei eine „oberflächliche Rötung bzw. Schwellung“ festgestellt worden.
Die Polizei sicherte die Wahlkampfkundgebung der Afd in Ingolstadt sowie auch parallel stattfindende Gegendemonstrationen. © picture alliance/dpa/NEWS5
Herrmann macht AfD nach Chrupalla-Vorfall schwere Vorwürfe
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann machte der AfD am Donnerstag schwere Vorwürfe. Es sei erschreckend, „wie infam und hinterfotzig die AfD im Landtagswahlkampf versucht, aus den Vorfällen bei ihrer eigenen Klientel Kapital zu schlagen, ohne die Ermittlungen abzuwarten“, kritisierte der CSU-Politiker. Am Sonntag ist Landtagswahl in Bayern.
„Wenngleich von der Staatsanwaltschaft Ingolstadt aktuell ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Körperverletzung eingeleitet wurde, so gibt es bislang keine Erkenntnisse, dass Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde“, betonte der Innenminister.
„Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln weiter mit Hochdruck“, betonte Herrmann allerdings auch. „Dabei gilt es auch, gesichertes Beweismaterial auszuwerten.“
Was sagt die Polizei zu dem Chrupalla-Vorfall?
Was genau zur Krankenhaus-Einweisung Chrupallas führte, bleibt weiter unklar. Der AfD-Chef hatte am Mittwoch eine Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt besucht. Vor Beginn einer geplanten Rede musste er hinter der Bühne medizinisch versorgt werden und kam dann in die Klinik.
Die Polizei hatte zuvor schon mitgeteilt, dass zu diesem Zeitpunkt „eine offensichtliche Verletzung“ nicht erkennbar gewesen sei. Weiter hieß es: „Um die näheren Umstände dieses medizinischen Vorfalls abzuklären, wurden die weiteren Ermittlungen durch die Kriminalpolizeiinspektion Ingolstadt übernommen.“ Soweit bisher bekannt, hätten sich die Ereignisse hinter der Bühne abgespielt.
AfD spricht von einem „tätlichen Vorfall“ gegen Chrupalla
Die AfD-Bundesgeschäftsstelle hatte von einem „tätlichen Vorfall“ gegen Chrupalla gesprochen. Der Sprecher von Chrupallas Büro sagte später, Polizei und Sicherheitsbehörden ermittelten im Zusammenhang mit einer gefährlichen Körperverletzung.
Angaben dazu, was sich genau am Rande der Wahlkampfveranstaltung in Ingolstadt am Mittwochnachmittag ereignet haben könnte, machte er nicht und verwies auf die laufenden Ermittlungen.
Die Wahlkampfkundgebung der AfD in Ingolstadt am 4. Oktober 2023. Rechts ist eine Gegendemonstration zu sehen. © picture alliance/dpa/NEWS5
Ein Sprecher der bayerischen AfD-Landtagsfraktion behauptete, kurz vor Chrupallas Rede sei es in einer Menschenmenge zu einem Vorfall gekommen. Besucher, die im Umfeld der Veranstaltung Fotos oder Videos gemacht haben, wurden von der Polizei gebeten, diese den Ermittlern zur Verfügung zu stellen.
Wilde Gerüchte um Chrupalla-Vorfall
Zuvor hatten der „Donaukurier“ und die rechtskonservative Zeitung „Junge Freiheit“ über den Vorfall berichtet. Die „Junge Freiheit“ veröffentlichte ein Video, das den Abtransport von Chrupalla in ein Krankenhaus zeigen soll. Er sei zuvor „augenscheinlich“ zusammengebrochen, heißt es dort unter Verweis auf eine Quelle.
Der „Donaukurier“ schreibt, dass Chrupalla „wohl kurz nach seiner Ankunft“ gestützt in ein Polizeiauto gebracht worden sei, bevor es mit dem Krankenwagen in die Klinik ging. Der ehemalige FPÖ-Politiker Gerald Grosz sagte dem „Donaukurier“ unter Verweis auf die Polizei, Chrupalla habe Selfies gemacht und sei dann zusammengebrochen.
Grosz war als Redner geladen. Gegenüber der „Jungen Freiheit“ sprach er von einem möglichen Angriff mit einer Spritze. Vor Ort wurde wohl eine Nadel gefunden. Die Polizei habe zwei junge Männer verhört. Bestätigt sind diese Angaben bisher nicht.
Der 48-jährige Sachse Chrupalla steht seit knapp vier Jahren an der Spitze der AfD. Zunächst führte er die Partei gemeinsam mit Jörg Meuthen, der Anfang 2022 aus der AfD austrat. Seit Juni 2022 bilden Chrupalla und Alice Weidel das Führungsduo der Partei. Sie sind außerdem Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion.
AfD-Co-Vorsitzende Weidel nach Zwischenfall auf Mallorca
Erst am Dienstag hatte AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel auf einen geplanten öffentlichen Auftritt im bayerisch-thüringischen Grenzort Mödlareuth verzichtet. Ein Sprecher hatte gesagt, es habe am vorletzten Wochenende einen „sicherheitsrelevanten Vorfall“ gegeben.
„Frau Weidel und ihre Familie wurden von Sicherheitsbehörden aus ihrer privaten Wohnung an einen sicheren Ort verbracht, da sich Hinweise verdichtet hatten, die auf einen Anschlag auf ihre Familie hindeuteten“, hatte er auf Anfrage gesagt.
Ein Sprecher der Polizei Schwyz in der Innerschweiz bestätigte dem Sender SRF am Mittwoch einen Polizeieinsatz in dieser Angelegenheit am 23. September. Zur Art des Einsatzes wollte er nichts sagen.
Tino Chrupalla und Alice Weidel bei der AfD Europawahlversammlung in Magdeburg am 06. August 2023. © dpa/Klaus-Dietmar Gabbert
Am Mittwoch wurde bekannt, dass Weidel sich aktuell auf Mallorca aufhält. Ihr Sprecher Daniel Tapp bestätigte einen „Spiegel“-Bericht, wonach Weidel am Dienstag, dem Tag der Deutschen Einheit, in einer Ortschaft an der mallorquinischen Ostküste in einem Strandrestaurant gesehen wurde, gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin.
„Nach dem, für die gesamte Familie, sehr aufrührenden Ereignis vom 23. September, ist sie mit ihrer Lebensgefährtin und den Kindern der Empfehlung gefolgt, einige Zeit ihrer häuslichen Umgebung fernzubleiben, welche ein mutmaßliches Anschlagsziel war“, sagte Tapp.
Bei der Veranstaltung in Mödlareuth hatte ein Redner behauptet, Weidel sei in einem sogenannten Safe House und dürfe dieses momentan nicht verlassen. Das ist nach Angaben ihres Sprechers nicht korrekt.
Auf die Frage, wie der Aufenthalt auf Mallorca mit einem möglicherweise durch die Videobotschaft entstandenen Eindruck zusammenpasse, dass es aktuell am Tag der Deutschen Einheit eine Bedrohungslage für Weidel gegeben habe, sagte Tapp: „Man kann sich wahrscheinlich schwer vorstellen, was es mit einer Familie macht, wenn man unter Polizeischutz sein Zuhause verlassen muss.“
Das habe Weidel dazu bewogen, „einige Tage mit ihrer Familie in Ruhe und relativer Abgeschiedenheit zu verbringen“. Weidel hält sich demnach seit Sonntag auf Mallorca auf und will in den nächsten Tagen zurückkehren. (Tsp, dpa)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de
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