„Vertrauensleute der Hamas erhielten Millionen“: Bekommen die Islamisten jetzt mehr Geld aus Deutschland?
© picture-alliance / dpa/dpaweb/Miguel_Villagran „Vertrauensleute der Hamas erhielten Millionen“: Bekommen die Islamisten jetzt mehr Geld aus Deutschland?
Finanzfahnder fürchten, nach dem Massaker in Israel erhält die Hamas noch mehr Geld aus Deutschland: Nach wie vor beliebt ist das illegale Hawala-Banking.
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Bundesweit erhalten Finanzfahnder und Szenekenner inzwischen Hinweise darauf, dass mehr Geld in den Nahen Osten transferiert wird als vor dem Angriff der Hamas auf Israel. Demnach seien in deutschen Städten die sogenannten Hawaladare „ausgebucht“, wie ein Beamter am Wochenende sagte, weil innerhalb arabischer Gemeinden offenbar Druck herrsche, für die Islamisten im Nahen Osten zu spenden.
Hawala bedeutet auf Arabisch „Wechsel“ oder „Scheck“ und funktioniert wie folgt: Während es bei einer lizenzierten Bank einen Rechtsanspruch auf die schriftlich nachvollziehbar verbuchte Summe gibt, basiert Hawala auf Vertrauen in eine Respektsperson.
Wer undokumentiert Geld transferieren will, gibt die Summe und einen Code an einen in der arabischen Gemeinde bekannten Hawaladar, der dafür Provision kassiert.
Kaum Beweise für Hawala-Transaktionen
Der in Deutschland residierende Hawaladar nennt Code und Summe einem Partner-Hawaladar im Zielland. Nun ruft der Sender aus Deutschland den Empfänger im Nahen Osten an und nennt auch ihm Summe und Code.
Der Empfänger geht damit zum Vor-Ort-Hawaladar und bekommt die Summe meist in lokaler Währung oder Luxusgütern. Die Hawaladare rechnen regelmäßig untereinander ab. Weil zwischen ihnen häufig Geld hin und her versendet wird, gleichen sich die Bilanzen oft aus.
Oft sind Hawaladare in bestimmten Cafés ansprechbar. Die für illegale Transaktionen bekannten Anlaufstellen in Berlin und Nordrhein-Westfalen würden seit Tagen stärker von einkommensstarken Männern – darunter Vertretern namhafter Clans – frequentiert als vor dem islamistischen Massaker an den jüdischen Israelis am 7. Oktober.
Ein Szenekenner sagte dem Tagesspiegel: „Wir gehen davon aus, dass Vertrauensleute der Hamas in den palästinensischen Gebieten, im Libanon und in der Türkei allein aus Deutschland in den letzten Wochen millionenschwere Werte erhielten.“
Bau-Imperium der Hamas im Nahen Osten
Allerdings könne man solche Transaktionen schwer beweisen, schon weil Polizisten in der turbulenten Lage dahingehend kaum mit erfolgreichen Einsätzen rechnen.
Oft, erklärte ein Finanzfahnder dem Tagesspiegel schon 2021, erfahre man wegen des datenarmen Vorgehens „nur zufällig“ von einem längst erfolgten Geldgeschäft: „Dann finden wir bei einer Razzia einen Schmierzettel, auf dem ein Passwort und eine sechsstellige Zahl steht.“ In der Bundesrepublik ist diese Art des Transfers seit 2009 strafbar.
Wie berichtet, werden bestimmte Großfamilien in Deutschland verdächtigt, die sunnitische Terrororganisation zu unterstützen. Von einigen Clans erhalten aber auch die schiitische Hisbollah und andere Dschihadisten hohe Summen. In vielen Fällen stamme das Geld, sagen Ermittler, aus Betrugs- und Drogengeschäften, mitunter aus Erpressungen.
In den vergangenen Wochen kursierten diverse Zahlen zum Hamas-Imperium. Auf mindestens 500 Millionen US-Dollar sollen sich die Firmenbeteiligungen der Islamisten belaufen, schätzte das US-Finanzministerium. In Katar, der Türkei, den Golfstaaten und im Sudan gebe es Unternehmen der Hamas. Ähnlich arbeitet die direkt von Irans Mullah-Regime unterstützte Hisbollah.
Nach „Welt“-Recherchen verfügte die Hamas-Spitze gar über ein Finanzimperium im Wert von 700 Millionen US-Dollar – und das nur außerhalb ihres unmittelbaren Herrschaftsgebiets, des Gazastreifens.
Vor Ort wird die Hamas ohnehin mit Millionensummen internationaler Organisationen unterstützt. Der „Welt“ zufolge sind die Funktionäre der Islamisten vor allem im Bau- und Immobiliensektor engagiert. Bekannt ist, dass sie selbst in Gaza mitunter Villen bewohnen.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de
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