„Sie werden meine Haltung nicht brechen“: Wie ein SPD-Politiker von Hamas-Anhängern bedroht wird

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„Sie werden meine Haltung nicht brechen“: Wie ein SPD-Politiker von Hamas-Anhängern bedroht wird

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„Sie werden meine Haltung nicht brechen“: Wie ein SPD-Politiker von Hamas-Anhängern bedroht wird

Adis Ahmetovic ist Bundestagsabgeordneter aus Hannover. Als er sich zu Israels Selbstverteidigungsrecht bekennt, droht ihm ein Mob – auch aus der Heimat seiner Eltern.

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Antisemitische Pöbeleien, wüste Beschimpfungen und unmissverständliche Drohungen: Seit dem Massaker der islamistischen Hamas an israelischen Juden tobt nicht nur auf den Straßen, sondern auch im Netz ein Mob. Das bekommen auch Politiker zu spüren, die sich mit Israel solidarisch erklären und den Terror der Hamas verurteilen.

Wie Beobachter dem Tagesspiegel berichteten, wurde neben Ex-CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet zuletzt auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Adis Ahmetovic bedroht. Vor allem auf dessen Instagram-Seite riefen Hamas-Sympathisanten dazu auf, den 30-jährigen Sozialdemokraten aus Niedersachsen unter Druck zu setzen. Man müsse Ahmetovic „hängen“, lautete eine Forderung.

Ein anderer User veröffentlichte Ahmetovics Privatanschrift in Hannover. Einige Kommentatoren rekurrierten auf die bosnische Herkunft der Eltern des Abgeordneten. Weil er Israels Selbstverteidigungsrecht anerkannte, wurde Ahmetovic aufgefordert, seinen bosnischen Vornamen „Adis“ in „Peter“ zu ändern.

Der Hass, der mich nach meiner Solidaritätsbekundung für Israel erreichte, ist irritierend.

SPD-Politiker Adis Ahmetovic

Offenkundig liegt dem ein rassistischer Blick zugrunde: Wer aus einem islamisch geprägten Land stamme, habe sich politischen Standards säkular-westlicher Staaten zu verweigern – oder sein Erbe aufzugeben.

„Der Hass, der mich nach meiner Solidaritätsbekundung für Israel erreichte, ist in seinem Ausmaß irritierend“, sagte Ahmetovic am Freitag auf Tagesspiegel-Anfrage. Seine Instagram-Präsenz habe er vorübergehend einschränken müssen, zu anderen Schutzmaßnahmen äußerte sich der SPD-Mann nicht.

Stimmungsmache gegen Ahmetovic auch in Bosnien

„Die Hamas ist eine Terrororganisation“, sagte Ahmetovic. „Jüdisches Leben zu schützen, ist Deutschlands Verpflichtung. Beides so zu benennen, ist unsere demokratische Verantwortung. Keine Drohung wird meine Haltung brechen.“ Und weiter: „Es ist richtig, den Opfer der Zivilgesellschaften beider Seiten zu gedenken.“

Auch in Bosnien verbreiteten sich Ahmetovics Solidaritätsbekundungen für Israel schnell. Ein bekannter Sänger aus Sarajevo heizte im Netz die Stimmung gegen den deutschen Parlamentarier an. Tausende hatten sich schon vor zwei Wochen mit palästinensischen und bosnischen Flaggen in Sarajevo versammelt, um gegen Israels Offensive nach dem Hamas-Massaker zu demonstrieren.

Ahmetovic engagierte sich stets für Bosnien und Herzegowina. Er forderte mehr Sichtbarkeit der Heimat seiner Eltern, in der Ahmetovic seit seinem Einzug ins deutsche Parlament im Herbst 2021 weithin bekannt ist. Ahmetovic ist ordentliches Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und sitzt stellvertretend im Verteidigungsausschuss des Bundestages.

Angefeindet wurde auch der frühere NRW-Ministerpräsident Laschet. Der CDU-Politiker bezeichnete den Aufruf der Hamas zur Ermordung von Juden auf Instagram als „menschenverachtend“.

Einer der schriftlichen Kommentare unter Laschets Post: „An alle palästinensischen Brüder, holt euch seinen Kopf! In sha Allah.“ Letzteres bedeutet: So Gott will. Bayrische Beamte vernahmen am Donnerstag den 24-jährigen Schreiber des Posts.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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