Push-Nachricht bei Großbrand in Berlin: So funktioniert die Gefahrenwarnung Cell Broadcast auf dem Handy
© dpa/Paul Zinken Push-Nachricht bei Großbrand in Berlin: So funktioniert die Gefahrenwarnung Cell Broadcast auf dem Handy
Ein schriller Ton, eine Push-Nachricht: Am Mittwoch bekamen viele Berliner eine Warnmeldung auf ihr Handy. Was hinter dem System „Cell Broadcast“ steckt.
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Um kurz vor 21 Uhr am Mittwochabend wurde es laut bei vielen Menschen in Berlin: Nach dem Großbrand einer Lagerhalle in der Lahnstraße in Neukölln bekamen sie eine amtliche Gefahrenwarnung mit einem lauten Ton auf ihr Handy. Die von der Feuerwehr herausgegebene Push-Nachricht, die ähnlich wie eine SMS aussieht, erhielten viele Handynutzer etwa eine Stunde nach Beginn des Einsatzes.
Diese Warnung wird auch „Cell Broadcast“ genannt. Anders als bei Katastrophen-Warnsystemen wie Katwarn oder Nina ist für Cell Broadcast keine App notwendig. Die Warnung erscheint direkt auf dem Bildschirm, dazu wird ein Warnton abgespielt – auch, wenn das Handy stummgeschaltet ist.
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Bei dem System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Funkzelle eingebucht sind – daher der Name Cell Broadcast. Jedoch können nicht alle Handys in einer Funkzelle erreicht werden. Ältere Mobiltelefone oder jene mit einem alten Betriebssystem können die Mitteilungen nicht erhalten.
Um die Warnung zu bekommen, muss das Smartphone in einem bestimmen Gebiet mit dem Netz verbunden sein. Wenn das Smartphone im Flugmodus ist, erscheint keine Warnung. Mit dem Internet verbunden sein muss das Telefon jedoch nicht.
Verschickt wird die Warnung zum Beispiel vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, der Polizei oder der Feuerwehr – wie am Mittwoch nach dem Großbrand in Neukölln. „In Absprache mit der Einsatzleitung vor Ort erstellt der Lagedienst eine sogenannte Gefährdungsanalyse“, sagt Dominik Preetz, Sprecher der Berliner Feuerwehr. Es werde etwa abgewogen, wie groß die Gefahr für die Bevölkerung ist und wie viele Menschen betroffen sind.
Mit Computermodellen und anhand von Wetterdaten wie Windprognosen werde berechnet, wie weit und in welchem Gebiet ein Brand Gefahren wie Rauch oder freigesetzte gefährliche Stoffe mit sich bringt. „Dann wird festgelegt, wie groß das Gebiet ist, in dem gewarnt wird und die Warnung in der Leitstelle ausgelöst“, sagt Preetz. „Das System dient also dazu, die Bevölkerung in einem bestimmten Umkreis zu warnen und auf drohende Gefahren aufmerksam zu machen.“ Gewarnt werden kann in ganz Berlin, einem einzelnen Bezirk – oder, wie am Mittwoch, in einem bestimmten Umkreis um die Brandstelle.
Am Mittwoch habe man sich dazu entschieden, die Meldung zu verschicken, da die Rauchwolke in weiten Teilen Berlins zu sehen war – die Push-Nachricht diente somit vor allem zur Information, sagt Preetz. Dass die Meldung erst eine Stunde nach Beginn des Brandes verschickt wurde, kritisierten einige Menschen in sozialen Netzwerken. „Wir werden auswerten, ob wir hätten früher warnen müssen“, so Preetz. „Das ist ein Lernprozess, wir werden uns das ansehen.“ Wie viele Menschen die Warnung am Mittwoch bekamen, konnte er nicht sagen.
In Berlin wurde das Warnsystem am Mittwoch zum ersten Mal eingesetzt. In Deutschland gibt es Cell Broadcast erst seit Kurzem – seit dem 23. Februar 2023.
Anlass für die Einführung von Cell Broadcast in Deutschland war die Unwetterkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Sommer 2021 mit mehr als 180 Toten. In anderen Ländern wird das Warnsystem schon länger genutzt. Doch Datenschutzbedenken verzögerten die Einführung.
Getestet wurde das System bei einem deutschlandweiten Warntag im vergangenen September. Allerdings kamen bei vielen Nutzern in Berlin die Meldungen gar nicht oder verspätet an.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de