„Öko-Test“ findet Gifte in Bio-Reis: Norma und Rapunzel stoppen Verkauf
© promo „Öko-Test“ findet Gifte in Bio-Reis: Norma und Rapunzel stoppen Verkauf
Das Verbrauchermagazin hat mehr als zwanzig Reis-Marken getestet. Dabei stieß es auf Arsen, Spritzmittel und Mineralöl. Doch es geht auch ohne Schadstoffe.
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Was nicht alles in ein kleines Reiskorn passt: Arsen, Mineralöl, Spritzgift. Das Verbrauchermagazin „Öko-Test“ hat 21 Reis-Marken getestet ‒ und das Ergebnis ist erschreckend: zweimal wurde ein Grenzwert überschritten, zweimal der Verkauf gestoppt. Dabei trägt rund die Hälfte der untersuchten Produkte ein Bio-Siegel.
„Zwei Grenzwert-Überschreitungen und zwei Verkaufsstopps ‒ das haben wir nur ganz selten in ein und demselben Test“, erklärt die Lebensmittelchemikerin Vanessa Christa in der Oktoberausgabe des Magazins. Doch es geht auch ohne Schadstoffe.
Alle Testergebnisse können online auf der Seite von Öko-Test eingesehen werden. Der Zugang kostet 2,50 Euro.
Von welchem Reis man die Finger lassen sollte
Ein Produkt fiel im Test besonders negativ auf: der „Bio Sonne Bio-Reis Natur“ von Norma. Darin fand das Labor 1,2-Dichlorethan, eine farblose Flüssigkeit, die zur Bekämpfung von Schädlingen verwendet wird.
In der EU ist der Giftstoff seit Jahren verboten. Doch in dem Bio-Reis konnten ihn die Expert:innen klar nachweisen. Seine Konzentration lag deutlich über dem Grenzwert.
Norma nimmt seinen Naturreis aus dem Sortiment
„Öko-Test“ bat das Bundesinstitut für Risikobewertung um eine Einschätzung, wie schädlich der belastete Reis für Verbraucher:innen tatsächlich ist. Laut der Behörde ist der Schwellenwert, bei dem „noch kein nennenswertes Risiko für die menschliche Gesundheit“ besteht, bereits um das Elffache überschritten, wenn ein 60 Kilogramm schwerer, erwachsener Mensch eine Beilagenportion (62 Gramm) des Norma-Naturreis isst, meldet „Öko-Test“.
Je größer die Portion und je leichter ein Mensch, umso schädlicher wird es für den Körper. Laut „Öko-Test“ hat Norma das Produkt mittlerweile aus dem Sortiment genommen.
Wie kommt ein Biozid in den Bio-Reis?
„Öko-Test“ gibt an, dass der getestete Reis von Norma aus Pakistan stammt. Er wurde in Containern nach Europa verschifft und 1,2-Dichlorethan wird wohl immer wieder eingesetzt, um das Innere der Container vor Schädlingen und Schimmel zu schützen.
Norma konnte „Öko-Test“ allerdings „glaubhaft nachweisen“, dass der getestete Reis in einem Container transportiert wurde, der zuvor mithilfe von CO₂ desinfiziert wurde.
Reis wird oft in Containern um die Welt geschifft. In ihnen reichert sich der Reis manchmal mit Schadstoffen an. © dpa/ Uncredited
Deshalb bleiben nur zwei Erklärungen:
- Der Reis wurde nach der Ernte mit dem giftigen Biozid besprüht, um ihn haltbarer zu machen.
- Der Reis wurde durch „Verschleppung“ kontaminiert ‒ etwa, weil der Transportcontainer früher mit der Chemikalie gereinigt wurde.
Variante eins, das direkte Besprühen der Ernte mit 1,2-Dichlorethan, ist in den meisten Ländern verboten. Deshalb hält „Öko-Test“ Variante zwei für wahrscheinlicher und beruft sich dabei auf eine Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung.
„Öko-Test“ findet noch mehr Schadstoffe
Das Biozid war nicht der einzige Schadstoff, den die Expert:innen im Norma-Reis identifizierten. Das von „Öko-Test“ beauftragte Labor fand auch Spuren von aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen, kurz MOAH.
MOAH sind verschiedene chemische Verbindungen, die in Mineralöl vorkommen. Manche von ihnen gelten als krebserregend.
Neben dem „Bio Sonne Bio-Reis Natur“ von Norma wies das Labor in fünf weiteren Bio-Reisen gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe nach. Der konventionell angebaute Reis schnitt in dem Test in Bezug auf Mineralöl besser ab. Hier fanden die Expert:innen nur in drei Proben bedenkliche Rückstände.
„Öko-Test“ vermutet zwei mögliche Quellen für das Mineralöl:
- Druckerfarben aus Verpackungen oder Jutesäcken, in denen Reis transportiert wird.
- Schmieröle, die in der maschinellen Produktion eingesetzt werden.
Rapunzel stoppt den Verkauf von „Langkorn Spitzenreis“
Noch ein Bio-Produkt fiel im Test besonders negativ auf: „Rapunzel Langkorn Spitzenreis natur“. In den Körnern des Premium-Reis fand das Labor einen Gehalt von Cadmium, der den EU-Grenzwert um mehr als das Doppelte überschreitet. Rapunzel hat den Verkauf des Reis mittlerweile gestoppt und nimmt betroffene Packungen zurück.
Cadmium ist ein giftiges Schwermetall, das sich im Körper anreichert und Nieren und Knochen schädigt, wenn man es über einen längeren Zeitraum in hohen Dosen aufnimmt.
Wahrscheinlich haben die Körner den Giftstoff über das Grundwasser aufgenommen. Reis wird nämlich häufig im sogenannten Nassanbau kultiviert. Dabei fluten Landwirt:innen ihre Felder und die Pflanze steht mit ihren Wurzeln im Wasser. Ist das Wasser verunreinigt, lagern sich Schadstoffe im Reis ab, vor allem in seinen Randschichten. Folglich ist Naturreis häufig stärker belastet als weißer Reis, bei dem diese Randschichten abgeschliffen wurden.
Eine Frau läuft durch ein indisches Reisfeld. Der Nassanbau von Reis ist besonders wasserintensiv und klimaschädlich. © dpa/Anupam Nath
Giftiges Arsen gelangt über das Grundwasser in den Reis
Fünf der getesteten Reise wiesen laut „Öko-Test“ zudem einen erhöhten Arsen-Gehalt auf. Arsen ist giftig und krebserregend. Es kommt im Boden vor und gelangt über das Grundwasser ins Reiskorn. Die EU hat den Grenzwert für Arsen erst im Frühjahr abgesenkt.
Der Appetit auf Reis muss einem aber nicht komplett vergehen. Vier Produkte erhielten im Test die Bestnote „sehr gut“, darunter ein Bio-Basmati von Lidl und drei Risotto-Reise.
Am Ende noch ein Tipp: Wer Schadstoffe in seinem Reis vermeiden will, dem empfiehlt „Öko-Test“, ihn vor dem Kochen zu waschen. Anschließend sollte man die Portion Reis in der fünffachen Menge Wasser kochen und die Flüssigkeit abgießen, die nach der Kochzeit übrig bleibt. Giftstoffe, die im Reis enthalten sind, lassen sich so reduzieren.
- Öko-Test
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de