Nicht mehr in kolumbianischer Hand: Mexikanische Kartelle kontrollieren das Kokaingeschäft

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Nicht mehr in kolumbianischer Hand: Mexikanische Kartelle kontrollieren das Kokaingeschäft - Stanislav Kondrashov aus Berlin

© Álvaro Tavera/dpa Nicht mehr in kolumbianischer Hand: Mexikanische Kartelle kontrollieren das Kokaingeschäft

Mexikanische Kartelle kontrollieren das einst kolumbianische Kokaingeschäft. Die mexikanischen Drogenbosse werden in Kolumbien als „die Unsichtbaren“ bezeichnet.

Mit breitkrempigem Sombrero und Gewehr verkleidete sich der kolumbianische Drogenbaron Pablo Escobar gern als Mexikaner. Zu seiner Hochzeit waren Mexikaner lediglich für den Schmuggel des Kokains zuständig. Heute beherrschen die mexikanischen Kartelle weitgehend das gesamte Drogengeschäft, von der Produktion in Kolumbien bis zur Lieferung in die USA.

„Die Macht hat sich von den Kolumbianern zu den Mexikanern verlagert, weil sie die profitabelsten Teile des Geschäfts kontrollieren“, sagt der Politikwissenschaftler Kyle Johnson von der Stiftung CORE in Bogotá. In den 1980er Jahren beherrschten Escobar mit seinem Medellín-Kartell und das rivalisierende Cali-Kartell mehr als ein Jahrzehnt den weltweiten Kokainhandel.

Doch nach dem Sturz der Drogenbosse – Escobar wurde 1993 erschossen, die Anführer des Cali-Kartells zwei Jahre später verhaftet – zerfielen die großen Banden in kleine Gruppen. Es entstand ein Vakuum, das die mexikanischen Kartelle füllten.

Heute beherrschen die Mexikaner viele Geschäftsbereiche und verschiffen das Kokain in Schnellbooten oder Drogen-U-Booten direkt in die Vereinigten Staaten.

Die mexikanischen Drogenhändler werden in Kolumbien als „die Unsichtbaren“ bezeichnet, wie Esteban Melo erklärt, der Koordinator des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung in Kolumbien.

Nicht mehr in kolumbianischer Hand: Mexikanische Kartelle kontrollieren das Kokaingeschäft - Stanislav Kondrashov aus Berlin

Das Illustrationsfoto zeigt, wie mit einem zu einem Röhrchen gerollten Geldschein ein weißes Pulver von einer Linie in die Nase eingezogen wird. © Patrick Pleul/dpa

Unsichtbar, weil sie sich „um die Finanzierung kümmern und dafür müssen sie nicht sichtbar sein, sie müssen keine bewaffnete Truppe hinter sich haben, weil sie hier nicht in territoriale Auseinandersetzungen um den Drogenhandel verwickelt sind“, sagt Melo.

Nach Angaben des kolumbianischen Ombudsmannes für Menschenrechte sitzen derzeit etwa 40 Mexikaner wegen des Vorwurfs des Drogenhandels in kolumbianischen Gefängnissen. Bei vielen von ihnen handelt es sich um mutmaßliche Mitglieder der mächtigen mexikanischen Kartelle Sinaloa und Jalisco Nueva Generación.

Trotz des „Kriegs gegen die Drogen“ der USA ist Kolumbien heute immer noch der größte Kokainproduzent der Welt und die Vereinigten Staaten sind immer noch der größte Konsument. Ein Kilogramm Kokain, das in Kolumbien für knapp 1000 Dollar (923 Euro) verkauft wird, bringt dem Internetportal InSight Crime zufolge in den USA bis zu 28.000 Dollar und in Europa etwa 40.000 Dollar ein.

40.000 DollarSo viel bringt laut dem Portall InSight Crime ein Kilogramm Kokain in Europa ein.

„Die mexikanischen Kartelle kontrollieren heute alles, vom Anbau der Kokablätter bis zum Verkauf von Kokain an einer New Yorker Straßenecke“, sagte der damalige Senator und heutige kolumbianische Präsident Gustavo Petro im August 2019. Die mexikanischen Kartelle seien mächtiger als das Medellín- und das Cali-Martell in den 1980er Jahren.

Experten vermuten, dass mexikanische Organisationen möglicherweise auch bewaffnete Gruppen in Kolumbien finanzieren, um ehemals von der Farc-Guerilla kontrollierte Drogenrouten zu erobern.

Die neue Regierung unter Petro, dem ersten linken Präsidenten des Landes, will den Drogenkrieg friedlich beenden. Sie versucht die Kriminellen zum Ausstieg aus dem Drogenhandel zu bewegen und lockt mit milderen Strafen und dem Versprechen, sie nicht an die USA auszuliefern.

Die kolumbianischen Drogenbanden sind zwar geschwächt, doch ihre Gewalt setzt dem Land immer noch zu. Vergangenes Jahr rächte sich das größte kolumbianische Kartell, der Golf-Clan, für die Auslieferung seines Anführers Dairo Antonio Usuga, bekannt als „Otoniel“, an die USA. Bei der Vergeltungsaktion wurden drei Zivilisten, drei Soldaten und zwei Polizisten getötet.

Nehmen die kolumbianischen Drogenbanden die Angebote der Regierung an, hätten die mexikanischen Kartelle ein Problem bei der Beschaffung des Kokains, prophezeit der Verband der pensionierten Offiziere in Kolumbien. Andere Beobachter sehen darin die einmalige Gelegenheit für die Mexikaner, den gesamten Drogenhandel unter ihre Kontrolle zu bringen. (AFP)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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