„Lebensort Vielfalt“ in Berlin-Schöneberg: Queeres Mehrgenerationenhaus unter Polizeischutz eröffnet

0 35

„Lebensort Vielfalt“ in Berlin-Schöneberg: Queeres Mehrgenerationenhaus unter Polizeischutz eröffnet

© Dominik Mai „Lebensort Vielfalt“ in Berlin-Schöneberg: Queeres Mehrgenerationenhaus unter Polizeischutz eröffnet

Am Bahnhof Südkreuz hat die Schwulenberatung ein Haus für queere Menschen gebaut. Der Zuspruch ist enorm. Doch wegen rechtsextremer Bedrohungen musste das Eröffnungsfest unter Polizeischutz stattfinden.

Von

Unter Polizeischutz ist am Freitagabend der „Lebensort Vielfalt“ der Schwulenberatung Berlin in Schöneberg mit einem großen Fest eröffnet worden. Zuvor hatten Rechtsextreme im Internet und mit Flyern dazu aufgerufen, die Eröffnung des queeren Mehrgenerationenhauses zu stören. Grund sind zwei Kitas, die in dem Haus beheimatet sind.

Bereits im vergangenen Herbst hatten insbesondere die rechtspopulistische AfD und ihre Jugendorganisation „Junge Alternative“ Stimmung gegen das Projekt gemacht und zu einer Demonstration aufgerufen. Deutlich mehr Menschen stellten sich dem queerfeindlichen Protest entgegen. Auch im Netz hetzten rechte Portale und Aktivisten, sprachen von „Pädo-Kita“ und warfen der Schwulenberatung „Frühsexualisierung“ vor.

Doch diese ließ sich davon nicht einschüchtern. „Aus dem Kiez gab es viel Zustimmung zu dem Projekt“, sagt Marcel de Groot, Geschäftsführer der Schwulenberatung. Im Mai eröffnete die erste Kita mit 45 Kindern, kommende Woche soll die zweite mit 48 Kindern an den Start gehen.

Freie Plätze gibt es derzeit nicht, das Interesse ist groß – nicht nur von Regenbogenfamilien: „Die meisten Eltern sind heterosexuell“, sagt de Groot. Sie fänden die Offenheit und das Konzept, dass unterschiedliche Lebensweisen ganz normal vermittelt würden, gut. „Berlin ist bunt und vielfältig, das zeigen wir auch den Kindern“, sagt de Groot. In der Kita arbeiten vorrangig Menschen aus der queeren Community – ansonsten würde sich die Kita kaum von anderen unterscheiden.

Doch das gefällt nicht allen. Immer wieder erhalte die Schwulenberatung Drohungen und Hassbotschaften aus dem rechten Milieu, sagt de Groot. „Bei den Mitarbeitenden schwingt immer eine diffuse Angst mit, dass etwas passieren könnte.“ In den beiden Kitas gibt es deshalb spezielle Sicherheitskonzepte mit Einlasskontrollen und die Polizei ist involviert.

„Die Aufrufe, die Eröffnung zu stören, sind dem Staatsschutz bekannt“, sagte ein Polizeisprecher dem Tagesspiegel. Sie würden in die „dauerhafte Gefährdungsbewertung“ der Kita einfließen. Welche genauen Schutzmaßnahmen es für das Haus gebe, sagte er nicht.

„Lebensort Vielfalt“ in Berlin-Schöneberg: Queeres Mehrgenerationenhaus unter Polizeischutz eröffnet

© Schwulenberatung Berlin

Die beiden Kitas, eine heißt gelbgrüne Panther, die andere rosarote Tiger, sind Teil des neuen Lebensortes Vielfalt, den die Schwulenberatung in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Südkreuz gebaut hat.

In dem siebenstöckigen Haus gibt es 69 Wohnungen, etwa die Hälfte für WBS-Berechtigte. Hinzu kommen zwei therapeutische Wohngemeinschaften für zehn queere Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und eine Wohngemeinschaft für pflegebedürftige Menschen mit acht Plätzen. Im Erdgeschoss befinden sich eine Beschäftigungstagesstätte für Menschen mit Beeinträchtigungen und ein Café. Zudem gibt es Beratungsräume und Büroräume der Schwulenberatung.

Mit dem Haus will die Organisation queeren Menschen einen „geschützten Wohnraum“ bieten, wie Geschäftsführer de Groot sagt – einen Ort, an dem Menschen ohne Angst vor Ausgrenzung wegen der sexuellen oder geschlechtlichen Identität leben können. Und das unabhängig vom Alter: Der Lebensort Vielfalt ist ein Mehrgenerationenhaus, sowohl ältere als auch junge homo- und bisexuelle sowie trans und inter Menschen finden hier Platz. Der Zuspruch ist enorm: Alle Wohnungen sind vergeben, es gibt eine Warteliste.

Auch über Berlin hinaus hat das Projekt Strahlkraft: Gerade sei ein vergleichbares Haus im französischen Lyon fertiggestellt worden, Planungen gebe es auch in Stockholm, Manchester, Rom oder Barcelona, sagt de Groot. „Wir wollen mit dem Lebensort Vielfalt auch anderen Mut machen, ähnliche Projekte zu planen. Die Community braucht sie.“

  • AfD
  • Charlottenburg-Wilmersdorf
  • Kita
  • Tempelhof-Schöneberg

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.